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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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beide ein wenig aufgeregt, wie zwei Kinder, die etwas Verbotenes tun. Declan hob den Blick und sah direkt zu dem Fenster hinauf, als ob er spürte, dass er beobachtet wurde. Gar fuhr zu Eve herum.
    «Er schaut rauf! Er schaut rauf! Er schaut rauf!»
    Schnell setzte er sich hin, und sie kicherten hysterisch, obwohl sie wussten, dass Declan Gar sicher nicht erkannt hatte und dass Lily ihm Eves Anwesenheit in diesem Krankenhaus verschwiegen hatte.
    Gar hatte es schon vor langer Zeit aufgegeben, darüber nachzugrübeln, weswegen Declan seinem alten Leben und seinen Freunden den Rücken gekehrt hatte, und sein plötzlicher Anblick rührte nicht mehr an den alten Verlustgefühlen.
    «Noch einer, den ich nicht kannte», sagte er.
    Da kannst du Gift drauf nehmen, dachte Eve.
    Lily und Gar sahen sich ab und zu, wenn Lily arbeitete und kurz hereinkam, um Hallo zu sagen. Gar hatte Lily immer gemocht. Sie hatte schon früher einen beruhigenden Einfluss auf Declan gehabt, der schnell aus der Haut fuhr und sehr konkurrenzsüchtig war, was ihn zwar zu einem großartigen Rugbyspieler machte, abseits vom Spielfeld aber zu einem ziemlichen Hitzkopf. Lily brachte Declan dazu, über sich selbst zu lachen. Sobald sie den Raum betrat, entspannte er sich. Sie waren ein gutes Paar. Gar war damals eifersüchtig auf ihn gewesen. Declan und Paul waren die Stars der Mannschaft, und Gar hatte immer ein bisschen das Nachsehen gehabt. Paul bekam jedes Mädchen, das er wollte (oder auch nicht wollte), und Declan hatte Lily.
    Als Gar dann mit Eve zusammen war, dachte er, er hätte endlich mit den beiden gleichgezogen, aber Eve hatte kein echtes Interesse an ihm, und weil Gar damals unter mangelndem Selbstbewusstsein litt, zweifelte er keine Sekunde an Eves Behauptung, das Problem läge allein bei ihm. Sie waren gute Freunde, aber zwischen ihnen stimmte die Chemie einfach nicht. Eve war schön, und sie hatten viel Spaß zusammen, solange sie einander nicht berührten oder küssten. Eve zu küssen war wie eine Betonmauer zu küssen. Er hatte sich wirklich angestrengt, doch je größer die Anstrengung, desto schlimmer die Ergebnisse. Erst als sie sich trennten, er auch andere Mädchen küsste und sich ein bisschen die Hörner abstieß, wurde ihm klar, dass das Problem nicht bei ihm gelegen hatte, und auch nicht bei ihr. Es lag an ihnen beiden. Er war mit ihr zusammen gewesen, um es seinen Kumpels gleichzutun, und sie hatte sich auf ihn eingelassen, weil er einer der wenigen war, der keine Angst gehabt hatte, sie überhaupt anzusprechen. Der arme Gar hatte immer das Gefühl gehabt, nicht gut genug zu sein, und wenn er ehrlich zu sich war, lag darin auch der Grund, weshalb Declans Flucht ihn derart verletzt hatte. Er hat die allererste Chance beim Schopf gepackt, von mir wegzukommen. Aus demselben Grund verletzte ihn auch Pauls Schweigen so sehr. Ich bin nur der Lückenbüßer für Declan, und zwar ein ziemlich lausiger. Gina hatte Gars Hang zum Selbstmitleid ziemlich früh erkannt und ihr Bestes getan, ihn von seiner Unsicherheit zu befreien, doch sosehr sie sich auch bemühte, ihm klarzumachen, wie großartig er war, in seinem Hinterkopf gab es immer eine Stimme, die ihm sagte, dass er nicht ausreichte. Nichts, was er tat, war je gut genug. Er verglich sich ständig mit anderen und sah auf das, was sie erreicht hatten und was sie besaßen. Trotzdem wirkte Gar nach außen hin völlig im Reinen mit sich selbst und zufrieden mit seinem Schicksal, und das war er im Großen und Ganzen auch. Daher verloren er und Gina in den Boom-Jahren auch nicht den Kopf und stürzten sich nicht in lächerliche Schulden. Während andere sich Ferienhäuser im Ausland und immer bessere und größere Eigenheime in Irland kauften, war er zufrieden mit dem Haus, das er hatte. Er brauchte kein neues Auto und hatte auch nicht das Bedürfnis, öfter als einmal am gleichen Ort Urlaub zu machen. Wozu sollte das gut sein? Doch es hielt ihn nicht davon ab, andere stets höher einzuschätzen als sich selbst, denn trotz der Liebe einer wunderbaren Frau, zwei wunderschönen Kindern und einem hübschen Haus am Meer wünschte sich ein Teil von Gar sein Leben immer einen Tick großartiger, als es nun mal war. «Sei doch einfach zufrieden damit, zufrieden zu sein», sagte Gina oft zu ihm. Kein anderer bekam diese Seite von ihm je zu Gesicht, denn es war eine Seite, die er selbst nicht mochte. Er wusste, wie armselig und dumm es war, und im Laufe der Jahre lernte er, die Stimme zu ignorieren,

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