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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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hier eine Freundschaft fürs Leben anbahnte. Wie das Leben so spielt.
    Manchmal kam Gar mittags allein zu Besuch. Er setzte sich zu Eve und verspeiste ein Panini oder Ciabatta und trank seinen mitgebrachten Kaffee, während Eve an ihrer Schonkost herumkaute.
    «So schlimm ist es doch gar nicht», sagte er dann.
    «So gut aber auch nicht.»
    «Willst du die Hälfte von meinem Panini?»
    «Nein, aber danke.»
    Gar entging nicht der kleinste Fortschritt in Eves Entwicklung, und er ermutigte sie unermüdlich. Er sorgte stets dafür, dass sie sich besser fühlte, und erinnerte sie an das Licht am Ende des Tunnels.
    Tja, Kumpel, leider bin ich immer noch nicht weit genug, um dieses Licht zu sehen.
    Wenn ihr langweilig war, brachte sie Paul ins Spiel.
    «Hast du schon mit ihm geredet?»
    «Da gibt es nichts zu reden.»
    «Das ist aber ein bisschen kindisch.»
    «Findest du?»
    «Ja.»
    «Ich bin nicht mal mehr sauer auf ihn», sagte er eines Tages. «Ich bin einfach nur enttäuscht.»
    «Das verstehe ich. Er ist dein Freund, und du hast gedacht, du kennst ihn.»
    «Genau. Gina findet, ich übertreibe.»
    «Ich glaube, dass Paul so lange nicht wusste, wer er ist, dass er sich einfach dumm vorkam, als er es endlich herausfand beziehungsweise akzeptierte. Das in Kombination mit der Persönlichkeit eines Typen, der so zurückhaltend ist, dass er sich nicht mal seine eigenen Geheimnisse erzählt. Ich glaube, es hat nichts damit zu tun, wie er dich als Freund sieht.»
    Gar lachte. «So ist er immer schon gewesen. Schon als Kind. Wenn ich wissen wollte, wie es ihm in einer Prüfung ergangen ist, sagte er immer nur ‹gut› oder ‹schlecht› – nie die tatsächliche Note. Als wir Teenager waren, verschwand er manchmal einfach, und wir wussten nie, wo er steckte, bis er wieder auftauchte, einfach so. Wir haben alle geglaubt, dass er ein wahnsinnig aufregendes Sexleben hatte, mit jeder Menge Mädchen in verschiedenen Städten und Dörfern, aber das haben wir uns alle einfach so zusammengesponnen, denn er hat ja nie was erzählt.»
    «Ich weiß.» Eve lachte. «Lily und ich nannten ihn den Jungfernkiller.»
    «Hatte er überhaupt jemals mit einer von denen Sex?»
    «Keine Ahnung», sagte Eve und lachte wieder. «Wahrscheinlich nicht. Kannst du dir vorstellen, dass Paddy vielleicht der erste Mensch war, mit dem er überhaupt geschlafen hat?»
    «Ach, das klingt logisch. Kein Wunder, dass er sich verliebt hat.»
    «Siehst du? Jetzt tun wir es schon wieder.»
    Sie unterhielten sich über Simone, darüber, wie nett sie war und wie glücklich und ungezwungen und anders sich Paul in ihrer Gegenwart benahm. Gar machte sich Sorgen darüber, dass Gina sich zu sehr mit ihr anfreundete.
    «Schließlich sind die beiden noch nicht verheiratet, und so wie die Sache steht, brennt er vielleicht als Nächstes mit dem Pfarrer durch.»
    Gar ging es besser, wenn er über seinen Freund lachen konnte. Er war nicht gehässig, sondern fühlte sich einfach besser, wenn er sich zur Abwechslung nicht wie ein Idiot vorkommen musste. Seine Gedanken drehten sich ständig um all die Jahre mit Paul, in denen er sich seinem Freund vollkommen anvertraut hatte, während Paul ihn aus seinem Leben ausgesperrt hatte wie einen unwillkommenen Besucher. Außerdem fragte Gar sich, warum ihm das nicht früher aufgefallen war. Lag es daran, dass ich dachte, er würde mit Männern schlafen, und ich einfach nichts davon wissen wollte? Was sagt das über mich aus? Und weshalb spielt es eine so große Rolle? Außerdem machte Gar die Tatsache zu schaffen, dass Paul wusste, wie sauer er war, und dass er ihm aus dem Weg ging und bis jetzt keinen Versuch unternommen hatte, auf ihn zuzugehen oder sich mit ihm auszusprechen.
    «Du weißt doch, wie er ist», wiederholte Eve Ginas Mantra.
    «Das reicht aber nicht», antwortete Gar.
    «Er wird sich nicht bei dir dafür entschuldigen, dass er dir nichts von sich erzählt hat, ehe er dazu bereit war, von sich zu erzählen. Also entweder kommst du drüber weg, und ihr seid wieder Freunde, oder du kommst nicht drüber weg, und ihr lasst es bleiben», sagte Eve eines Tages, während sie ihm über die Schulter sah und das Kommen und Gehen auf dem Parkplatz beobachtete. Sie sah Declan in seine Lücke einbiegen und deutete zum Fenster hinaus. «Da ist Declan!» Gar hätte sich beinahe den Hals verrenkt.
    Als Declan aus dem Wagen stieg, stand Gar auf und starrte aus dem Fenster hinunter. Eve wollte auf keinen Fall, dass Declan ihn sah. Sie waren

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