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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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die ihm erzählte, dass er nicht gut genug war. Nur wenn die Leute, die ihm wichtig waren, ihn enttäuschten, bekam diese Stimme wieder mehr Gewicht.
    «Woran denkst du?», fragte Eve, weil er schon schrecklich lange nichts mehr gesagt hatte.
    «Dass man Menschen nicht ändern kann», antwortete er.
    «Nein. Kann man nicht.»
    «Wir sind, wie wir sind.»
    «Das stimmt.»
    Ein paarmal aßen sie zusammen zu Mittag, ohne viel zu reden, und sahen einfach nur gemeinsam fern. Er brachte Eve Kaffee mit und manchmal auch ein Stück Kuchen, obwohl sie ihn bat, es nicht zu tun. Dann erfreute sich Clooney nachmittags zum Tee daran.
    Auch Clooney und Lily kamen sich im Laufe dieses Monats näher. Sie suchten sich oft ein stilles Plätzchen auf dem Flur oder in einem leeren Fernsehraum oder ehemaligen Raucherzimmer, um sich zu unterhalten. Über Declan und die Kinder sprachen sie nie. Bei einem Becher Kaffee und einem Stück Kuchen, das Gar Eve mitgebracht hatte, oder einem Muffin, den Clooney unterwegs besorgte, redeten sie über dies und das, ganz alltägliche Dinge. Chocolate-Chip-Muffins mochte Lily am liebsten. Eve schlief nachmittags oft ein Stündchen, und Lily und Clooney nutzten die Zeit für sich. Sie fühlten sich beide in der Gesellschaft des anderen wohl. Sie waren zusammen aufgewachsen, hegten keinerlei Erwartungen an den anderen und lagen einander am Herzen.
    Clooney hatte ganz vergessen, wie gut sie ihn kannte.
    «Der Hausverkauf ist geplatzt», sagte er eines Tages.
    «Oh nein! Ich dachte, das Thema wäre erledigt.»
    «Genau als sie den Kredit aufnehmen wollten, hat der Käufer seinen Job verloren.»
    «Oh, der arme Mann.»
    «Ja, du hast wahrscheinlich recht. Aber ehrlich gesagt, ich dachte nur: ‹Idiot! Jetzt muss ich mich mit dem dämlichen Haus rumschlagen.›»
    «Ich liebe dieses dämliche Haus.»
    «Toll! Willst du es kaufen?»
    «Ihr habt wirklich Glück, du und Eve, weil es euch so leichtfällt loszulassen.»
    «Genau wie du», antwortete er. «Du hast uns schließlich auch einfach losgelassen.»
    Sie nickte traurig. «Ich hatte das Gefühl, keine Wahl zu haben. Ich bin nicht sehr stolz darauf.» Wenn ich wüsste, dass ich bald von dieser Welt scheiden muss, würde ich dann alles anders machen?
    Er drang nicht weiter in sie. Er mochte es nicht, wenn sie traurig war, und wechselte das Thema.
    «Vielleicht behalten wir es doch. Wer weiß? Vielleicht ziehe ich eines Tages wieder her», sagte er.
    «Das sagst du nur, weil du keine Lust hast, dich mit Geld und Notaren rumzuschlagen. Du würdest es kein ganzes Jahr hier aushalten», erwiderte sie lächelnd.
    «Woher willst du das denn wissen?»
    «Du hast mir dein Taschengeld geschenkt, weil dich schon die Überlegung gestresst hat, wofür du es ausgeben sollst.» Sie lächelte.
    «Quatsch. Ich wollte einfach nur, dass du es bekommst.» Er lächelte ebenfalls.
    «Mach dir keine Sorgen», sagte sie und stand auf. «Eve ist schneller wieder auf den Beinen, als es irgendwer für möglich hält, und dann kümmert sie sich darum.»
    «Darauf zähle ich auch», sagte er, und sie drückte seine Hand und ging zurück an die Arbeit.
    Clooney sah ihr nach. Wenn ich dich hätte, Lily, würde ich dich dann jemals wieder loslassen? Tief im Inneren wusste er, dass die Antwort ja lautete, doch sie würde es ihm nicht leicht machen.
     
    Nach Declans Rückkehr aus London spitzte sich die Lage im Haus der Donovans langsam, aber sicher dramatisch zu. Anfänglich war er wegen der Sache mit dem Telefon beleidigt, obwohl Lily sich alle Mühe gab, ihn glaubwürdig anzulügen. Sie erzählte ihm, sie habe einen Spaziergang gemacht und der Akku sei leer gewesen. Schlicht und plausibel. Die Angelegenheit hätte weder zu weiteren Fragen noch einem Drama führen dürfen, doch genau das geschah.
    «Du gehst nie spazieren.»
    «Weil ich nie Zeit dazu habe.»
    «Ach so. Ich beanspruche so viel deiner wertvollen Zeit, dass du nicht mal mehr spazieren gehen kannst? Willst du das damit sagen?»
    «Nein. Declan, das sagst du ! Ich habe gesagt, ich bin spazieren gegangen.»
    «Ich glaube dir nicht.»
    «Das ist mir egal», sagte sie.
    «Wie bitte?»
    «Du hast gehört, was ich gesagt habe, Declan. Es ist mir piepegal. Ich bin eine erwachsene Frau, und wenn ich mein Haus verlassen möchte, um spazieren zu gehen, dann tue ich das, und du wirst mir nicht sagen, was ich zu tun oder zu lassen habe. Die Zeiten sind vorbei!»
    So etwas hatte sie zu ihrem Mann noch nie gesagt, vor allem weil sie sich

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