Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
Vom Netzwerk:
den Tagen zu Hause, an denen Eve sie nicht herausforderte und sie ohne Clooneys ruhige Liebenswürdigkeit auskommen musste, schimpfte sie häufig mit Daisy, um es einen Moment später sofort wiedergutzumachen.
    «Mum, weißt du, wo mein schwarzer Mantel ist?»
    «Du bist wirklich alt genug! Such ihn doch selbst», antwortete sie, während sie die Toilette putzte.
    «Mum, hörst du mir beim Spielen zu?», fragte Daisy, als Lily schon halb zur Tür raus war, um zur Reinigung zu fahren.
    «Nicht jetzt, Daisy.»
    «Mum, wenn du dich nicht mehr übergeben musst, kannst du mir dann Frühstück machen?», fragte sie, während ihre Mutter über der Kloschüssel hing.
    «Lass mich in Frieden!» , schrie Lily sie an, ehe sie weiter die Reste ihres dürftigen Mageninhalts in die Toilette spuckte.
    Es gab Tage, da bekam das Kind nicht mal eine Antwort, ehe es abgewimmelt wurde.
    «Mum?»
    «Lass mich in Ruhe, Daisy.»
    «Aber, Mum!»
    «Ich meine es ernst! Egal, was es ist, kümmere dich selber drum!»
    Die einst aufmerksame, geduldige, liebende Mutter des Jahres verwandelte sich in einen Menschen, den Daisy weder kannte noch besonders mochte. Wo ist meine Mama geblieben? Daisy weinte zwar nicht, aber ihr verwirrtes Gesicht war herzzerreißend, und dann tat Lily zerknirscht alles, um es mit Lieblingsdonuts, ungewollten Umarmungen und Entschuldigungen wiedergutzumachen. Ich werde schon wie Declan.
    Seine Aufträge hielten sie den ganzen Tag auf Trab, und auf Nancy aufzupassen, machte ihre sowieso schon stressigen, prallvollen Tage noch schwieriger. Nancy war niedlich, aber sie plapperte den ganzen Tag lang, ohne Luft zu holen. Es war fast unmöglich, ihrem konstanten Gequassel zu folgen und gleichzeitig auch noch Wäsche zu waschen, zu bügeln, einzukaufen, zu putzen oder auch nur staubzusaugen.
    «Lily? I ade de aida die da dede.»
    «Was?» , rief Lily über den Staubsauger hinweg.
    «Lily, i ade de aida die da dede.»
    «Was?»
    «I ade de aida die da dede.»
    Lily stellte den Staubsauger ab. «Was?»
    «Ich habe ‹Piraten der Karibik› schon dreimal gesehen.»
    «Toll.» Sie stellte den Staubsauger wieder an.
    «Aba, Lily, esis ari ururi.»
    «Was?»
    «Esis ari ururi!»
    Sie stellte den Staubsauger ab. «Was?»
    «Es ist gar nicht gruselig.»
    «Nancy?»
    «Ja, Lily?»
    «Meinst du, du könntest mich so ungefähr zehn Minuten lang in Ruhe lassen?», fragte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
    «Okay», sagte Nancy. «Und dann machst du mir die Augentropfen rein?»
    «Gut.»
    Als sie bereits drei Tage in Folge auf Nancy aufgepasst und es nebenbei irgendwie hinbekommen hatte, die ellenlange Liste von Aufträgen zu erledigen, die ihr Mann ihr aufgebürdet hatte, tauchte Nancy eines Morgens bei ihr im Garten auf.
    «Hallo, Lily.»
    «Hallo, Nancy. Was macht dein Auge?»
    «Es geht ihm gut.»
    «Es sieht auch gut aus. Es ist bestimmt schön, endlich das Pflaster los zu sein.»
    «Ja. Aber manchmal fehlt es mir. Was machst du da?»
    «Gartenarbeit.»
    «Wieso kommst du nicht mit zu mir? Es gibt Kaffee und Kuchen.»
    «Ich habe wirklich viel zu tun, Nancy. Aber danke dir.»
    «Aber die anderen Frauen sind auch alle da.»
    «Welche Frauen?»
    «Die Nachbarinnen. Mama hat jede Menge Kuchen gebacken.»
    Lily erstarrte. Rachel Lennon hatte sie drei Tage lang als Babysitter für ihre Tochter benutzt und dann die gesamte Nachbarschaft zu einem vormittäglichen Kaffeeklatsch eingeladen und sie ausgeschlossen. Früher hätte sie das zwar verletzt, aber sie hätte gelächelt und es geschluckt, doch damit war nun Schluss. Sie stellte sich eine Szene vor wie aus einer ‹Desperate Housewives›-Folge. In ihrer Phantasie riss sie sich die schmutzige grüne Gartenschürze vom Leib und stapfte wie eine Furie zu den Lennons hinüber. Sie legte einen grandiosen Auftritt hin, machte eine sehr geistreiche, schneidende Bemerkung und empfahl Rachel in höflichstem Tonfall, doch die Wand anzuschauen . Sie stellte Rachel Lennon vor der gesamten Nachbarschaft bloß, machte auf dem Absatz kehrt und rauschte in einem großartigen Abgang davon.
    «Ja, Nancy, ich komme schrecklich gerne. Danke sehr», sagte sie, ließ die Schaufel fallen und ging mit Nancy im Schlepptau zu den Lennons hinüber, wobei das kleine Mädchen ohne Punkt und Komma vom Hund der Dolans erzählte, der offensichtlich zu einem YouTube-Star avancierte.
    «Er hat einen Hut auf und macht total lustige Geräusche.»
    Die Haustür war angelehnt. Lily betrat die Wohnung und ging durch die

Weitere Kostenlose Bücher