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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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manipuliert.»
    «Die kommen schon wieder zur Vernunft», sagte Eve. Ihr Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass sie notfalls nachhelfen würde, falls es nicht von selbst geschah.
    «Eve!», sagte Clooney warnend.
    «Und er kommt auch noch zur Vernunft.»
    «Eve!»
    «Überlass das mir.»
    «Tu bitte nichts, was Lily dann bedauern wird», sagte er.
    «Versprochen.»
    Sie saßen gemeinsam unter einem Heizstrahler in der kühlen Abendluft, beobachteten die schwarzen Wogen, und als die Flasche leer und Eve betrunken genug war, um ihrem Bruder zu gestatten, sie zu stützen, gingen sie hinein.
    «Ich kann laufen. Es tut nicht weh, es tut nicht weh! Hätte ich mich doch bloß schon viel früher besoffen», sagte sie, schwankte auf den Krücken zur Kommode im Schlafzimmer und nahm ein frisches Nachthemd heraus. Sie roch dran. «Mhm! Der Duft nach Zedernholz statt Krankenhausgestank!»
    Sie wankte zu ihrem Schminktisch. Clooney folgte ihr voller Sorge, sie könnte stürzen, aber das tat sie nicht. Schließlich scheuchte sie ihn hinaus.
    «Gute Nacht. Geh ins Bett! Mir geht es gut.»
    «Es ist schön, dass du wieder zu Hause bist», sagte er, schloss die Tür und überließ sie zum ersten Mal seit über zwei Monaten völlig ihrer Privatsphäre.
    Clooney richtete sich auf der Ausziehcouch in Eves Arbeitszimmer das Bett. Er fragte sich zwar, warum seine Schwester in einem Büro, das lediglich eine Treppe von ihrem Schlafzimmer entfernt lag, eine Ausziehcouch brauchte, doch da Eve praktisch jahrelang in ihrem Büro übernachtet hatte, konnte sie sich wahrscheinlich nicht so leicht von alten Gewohnheiten trennen. Ehe er schlafen ging, schaltete er ihren PC ein und ging auf Facebook. Er hatte ein paar Nachrichten von Leuten, mit denen er zusammenarbeitete, und von Freunden, die er im Laufe der Jahre kennengelernt hatte. Er schrieb ein paar Kommentare und sah sich einige neu gepostete Fotos an. Mark Grey, ein Typ, den er bei diversen Projekten immer wieder getroffen hatte, hatte in Genf einen Bürojob angenommen, nachdem er Barbara Cashin, eine von Clooneys Exfreundinnen, geheiratet hatte. Er hatte ein paar Fotos von ihrem frisch geborenen Sohn Laurence eingestellt. Auf einem Bild hielt Barbara ihren Sohn im Arm und strahlte in die Kamera, und ein weiteres zeigte die ganze glückliche Familie: Vater, Mutter und Sohn. Mark war zwar ein bisschen älter geworden, doch er strotzte vor Stolz und strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Clooney hatte seit Jahren beruflich nichts mehr mit Mark oder Barbara zu tun gehabt. Er und Mark hatten sich in Kenia eine kleine Wohnung geteilt, und Barbara war zu der Zeit Clooneys Freundin gewesen, doch als offensichtlich wurde, dass sie mehr wollte als eine Affäre, beendete er es. Barbara nahm ihm das sehr übel, und eine ganze Weile sprachen sie nicht miteinander. Clooney verließ Kenia, ließ Mark und Barbara zurück, und sie trafen sich das nächste Mal erst 2005 wieder, als jede hartgesottene, erfahrene und fähige Hilfsorganisation nach dem Tsunami ihre Leute nach Indonesien entsandte. Dort liefen sie einander in Aceh zufällig über den Weg, und damals waren die beiden bereits verlobt. Barbara hatte Clooney halbwegs verziehen, und Mark freute sich, seinen alten Kumpel wiederzusehen. Seitdem waren sie in Kontakt geblieben. Auf den Fotos wirkten die beiden glücklich und zufrieden, und der Anblick war schön und ein bisschen beunruhigend zugleich. Im Laufe der Jahre waren die meisten Leute, mit denen Clooney angefangen hatte, auf die ein oder andere Weise sesshaft geworden und arbeiteten entweder innerhalb der Hilfsorganisationen in ihrer Heimat oder in den Hauptstadtzentralen in Europa oder Amerika. Nur wenige von ihnen reisten immer noch von Front zu Front, von Land zu Land, von Job zu Job. Er wurde im Dezember vierzig, und er war zwar müde, aber noch nicht müde genug, um Mark um sein neues, geregeltes Vorstadtleben mit Gartenzaun und bezahltem Urlaub zu beneiden. Viel Glück, Mann, aber meins ist das nicht.
    Dann öffnete er seinen E-Mail-Account. Er hatte drei neue Nachrichten. Zwei stammten von Stephanie, die erste war vom 20. August. In der Betreffzeile stand: Traurige Nachrichten. Sie teilte ihm mit, dass bei einem englischen Journalisten, den sie beide kannten, Krebs diagnostiziert worden war und dass er nach London zurückkehrte, um sich behandeln zu lassen. Die zweite Nachricht stammte vom 27. August. Die Betreffzeile lautete: Hallo aus Paris. Sie schrieb, sie habe am 18. Juni zum

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