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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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Ich glaube, das mit uns könnte wirklich was werden.
    Zu Hause wurde Eve von Lily sehnlichst erwartet. Überall in der Wohnung standen Blumen, um etwas Farbe hineinzubringen. Eve mochte zwar eigentlich keine Blumen, doch sie konnte das Bedürfnis ihrer Freundin nachvollziehen, ihre Wohnung weniger steril und etwas wohnlicher zu gestalten. Für Eve waren das kühl blaue Meer, das grüne Gras, die warme gelbe Sonne, strömender Regen oder grauer Himmel das ganz Besondere an diesem Appartement mit den hohen Räumen und den verglasten Wänden, doch Lily stand mehr auf Kitsch und Gemütlichkeit. Sie mochte farbige Wände, Blumen, Kühlschrankmagnete, Bilder, Fotos und Unordnung in einem Maße, dass sie das Leben einer Familie widerspiegelte. Eve hingegen liebte klare Linien, leere Flächen und starke Architektur. Auf dem Sofa lagen ein paar neue Kissen, und auf dem Kamin, der den Küchenbereich vom Wohnzimmer trennte, stand in einem kleinen braunen Holzrahmen ein verblasstes Foto. Das muss weg , war ihr erster Gedanke, ehe sie sich besann und darüber nachdachte, wieso und wo Lily dieses Bild all die Jahre über aufgehoben hatte. Als sie den Rahmen zur Hand nahm, um sich das Bild mit den beiden Mädchen auf der alten Schaukel näher anzusehen, hätte sie am liebsten geweint.
    «Wer am höchsten schaukelt, hat einen Wunsch frei!», hatte Eve immer gerufen. «Mir fällt nichts ein, mir fällt nichts ein», hatte Lily jedes Mal verzweifelt geantwortet, während sie höher und höher schwangen, und wenn sie dann am höchsten Punkt angelangt waren, schrie Lily aus voller Lunge: «Ich hab dich lieb, Eve Hayes!»
    «Ich hab dich lieb, Lily Brennan!»
    Beim näheren Hinsehen entdeckte Eve hinter Lily ganz blass ihren Bruder, der Lily anschubste. Lily und Clooney grinsten beide das typische breite Fotogrinsen, während sie selbst mit fest verschränkten Armen dasaß und ein Gesicht machte wie sieben Tage Regenwetter. Clooney war etwa sieben, und sie und Lily dann wahrscheinlich fünf Jahre alt. Sie konnte sich tatsächlich noch an diesen Tag erinnern. Ihre Mutter hatte mit viel gutem Zureden den Fotoapparat bedient, während ihr Vater hinter ihr stand, albern winkend auf und ab hüpfte und sich aufführte wie ein Idiot. Clooney und Lily fanden es lustig, Eve nicht. Armer Dad. Bei der Erinnerung an seine Grimassen und den einbeinigen Affentanz musste Eve lächeln, aber nur einen Augenblick lang, dann kehrte der Wunsch zurück, das Bild zu entfernen. Sentimental, aber scheußlich. Sie hatte absichtlich kein großes Theater gemacht, als der Lift sich öffnete und sie und Lily einander begrüßten. Eve umarmte ihre Freundin lediglich und sagte, wie schön es sei, wieder zusammen zu sein. Lily wirkte niedergeschlagen. Ihre neue Wirklichkeit machte ihr offensichtlich sehr zu schaffen. Eve reagierte auf komplexe Emotionen, die sie nicht kontrollieren oder verstehen konnte, grundsätzlich mit praktischer Geschäftigkeit. Sie ließ sich auf ihr hartes weißes Ledersofa fallen und umarmte eins von Lilys lila Fellkissen, und zwar nur, weil ihr alles weh tat und ihr Sofa zwar ein Kunstwerk, aber trotzdem irgendwie unbequem und abweisend war.
    Lily reichte ihr eine Tasse frisch gebrühten Kaffee, und Clooney stand unschlüssig herum.
    «Ich hab dich lieb, Lily Brennan», sagte Eve plötzlich.
    Lily war völlig überrumpelt, und ihr stiegen Tränen in die Augen.
    «Und es wird alles wieder gut», sagte Eve. «Dafür werde ich sorgen.»
    Lily nickte. «Du hast dich immer um mich gekümmert», sagte sie und musste daran denken, wie sie in der Schule wegen ihres mediterranen Teints und den weichen, braunen Lippen gehänselt worden war. «Aber jetzt bin ich ein großes Mädchen.»
    «Mach dich nicht lächerlich. Du bist winzig», sagte Eve und grinste.
    Lily bedankte sich für die Gastfreundschaft, zog sich zeitig ins Gästezimmer zurück und ließ die Geschwister allein. Sie machten es sich auf der Dachterrasse bequem, und mit Blick auf das schwarze Meer erzählte Clooney Eve bei einer Flasche Wein in groben Zügen, was Declan getan hatte.
    «Steht unser Haus noch zum Verkauf?», fragte sie.
    «Ja, als der potenzielle Käufer vor ein paar Wochen einen Rückzieher gemacht hat, wurden die Schilder wieder aufgestellt.»
    «Dann müssen wir sie noch mal eine Weile wegnehmen.»
    «Für Lily?»
    «Für Lily und die Kinder.»
    «Scott und Daisy halten sie für den Teufel persönlich», sagte Clooney kopfschüttelnd. «Er hat sie total

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