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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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Körper, und sie fühlte sich gleichzeitig beklommen und aufgeregt.
    Declan öffnete die Haustür. Daisy saß auf der Treppe, einen riesigen Koffer neben sich. Lily sagte: «Hallo», und Declan sah sie finster an. Sie blickte an ihm vorbei zu ihrer Tochter. Sie hatte rote, verquollene Augen.
    «Zeit zu gehen, Daisy», sagte sie.
    Daisy blieb auf der Treppe sitzen.
    «Daisy, es ist alles in Ordnung. Du kannst deinen Vater sehen, so oft du willst», sagte Lily, doch Daisy rührte sich nicht.
    Sie saß da wie festgefroren, unfähig, auch nur einen Muskel zu bewegen. Declan drehte sich langsam zu seiner Tochter um und schluckte schwer. Seine Stimme war brüchig und drohte jeden Augenblick zu kippen. «Daisy! Tu, was deine Mutter sagt.»
    Sie sah mit rot umränderten Augen zu ihm auf und begegnete seinem eisigen Blick.
    «Willst du wirklich, dass ich gehe, Dad?», fragte sie. Declan biss sich innen auf die Wangen und nickte knapp.
    Daisy fing wieder an zu weinen. Dicke Tränen kullerten ihr über die Wangen, und die Geräusche, die sie von sich gab, zeugten von reinem Schmerz. Sie sah ihre Mutter an und flehte stumm darum, dass sie alles wiedergutmachte. Lily wäre am liebsten zu ihr gelaufen und hätte sie in die Arme genommen, aber Declan stand zwischen ihnen, und eine unsichtbare Mauer schien sie daran zu hindern, das Haus zu betreten. Sie war ein unwillkommener Vampir, der ihrer Familie das Leben aussaugte. Sie war gezwungen, aus der Ferne den Schmerz mit anzusehen, dessen Verursacherin sie war. Daisy stand auf und wollte den Koffer hochheben, doch er war zu schwer. Declan nahm ihn auf und schob ihn grob zu Lily hin. Als Daisy an ihrem Vater vorbeigehen wollte, packte er sie und nahm sie fest in den Arm.
    «Ich liebe dich», sagte er. Dann schubste er sie von sich, aus dem Haus hinaus, und knallte die Tür hinter ihr zu. Daisy stand weinend davor und schaute die Haustür an.
    Dahinter sank Declan zu Boden, rollte sich zusammen wie ein Fötus und weinte wie ein kleines Kind.
     
    Im neuen Haus legte Daisy sich auf ihr neues Bett in ihrem hellen neuen Zimmer und schaute zum Fenster hinaus auf den großen Baum, die alte Schaukel und die hohe Steinmauer, die den Garten von dem einstigen Grundstück von Terry dem Touristen trennte.
    Lily hatte Eves alten Schreibtisch wieder in das Zimmer gestellt. Sie hatte Stunden damit verbracht, die Wände zu streichen und Fotos aufzuhängen: Fotos von Daisy und ihrem Bruder, Daisy und ihrem Vater, Daisy und ihren Freundinnen, Daisy und ihrer Mutter. Sie hatte eine Tagesdecke mit großen, leuchtenden, wunderschönen Blumen fürs Bett gekauft und große violette Fellkissen, weil Violett Daisys Lieblingsfarbe war. Über dem Bett hing ein großes gerahmtes Poster von Justin Bieber, und Clooney hatte einen ganzen Nachmittag damit zugebracht, Bücherregale an einer Wand aufzubauen und mit allem an Lesestoff zu bestücken, was Lily für jemanden in Daisys Alter hatte auftreiben können. Dazwischen standen zur Auflockerung viele hübsche Kleinigkeiten von IKEA, die dem Zimmer Farbe und Wärme verliehen.
    Trotz Lilys Bemühungen, es ihr behaglich zu machen, lag Daisy da wie steifgefroren. Sie machte sich Sorgen um ihren Vater und um Scott, sie vermisste ihr Klavier, ihr Zuhause, ihre Straße, ihre Welt. Sie wusste nicht, wie sie mit ihrer Mutter umgehen sollte, was sie sagen oder tun sollte. Sie war noch immer wütend, traurig und verängstigt, und ganz egal, was Eve oder sonst wer auch sagen mochte, ihre Mutter war diejenige, die sie alle sitzengelassen hatte. Wie konnte sie uns einfach so verlassen?
    Unten stand Lily in der Küche und telefonierte im Flüsterton mit Clooney, während sie einige Köstlichkeiten zauberte und hoffte, dass der Duft nach frischem Brot und Daisys Lieblingsspeise sie aus ihrem Zimmer herunter und zurück in Lilys Leben locken würde. Clooney riet ihr zu Geduld und wartete gleichzeitig selbst höchst ungeduldig auf den Zeitpunkt, wo er endlich wieder mit ihr allein sein konnte.
    Daisy kam an diesem Abend tatsächlich die Treppe herunter und pickte ein wenig in ihrem Shepherd’s Pie herum. Als Eve vorbeischaute, um hallo zu sagen, grunzte Daisy sie nur finster an.
    «Ach, und ich dachte, wir hätten die Grunzphase hinter uns. Na dann!», sagte Eve, und Lily sah, wie ihre Tochter gegen ein Lächeln ankämpfen musste.
    Die erste gemeinsame Woche war mal leichter und mal schwerer. Wenn Daisy mit ihrem Vater telefonierte, war sie danach wortkarg und distanziert, und als

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