Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
Vom Netzwerk:
Abmachung gehalten hatte, und das war offensichtlich der Fall. Scott hatte seine eigenen Gründe, bei ihm zu bleiben.
    «Also, was wollen Sie jetzt damit sagen, dass Sie Licht in die Sache bringen möchten?», wollte Scott wissen.
    «Vor vielen Jahren habe ich etwas getan, das deine Mutter sehr verletzt hat. Ich habe sie verloren, und das war unbeschreiblich schmerzhaft und …»
    «Und?»
    «Und ich möchte, dass du dir dein Leben ohne sie vorstellst. Denn wenn du glaubst, dass du irgendwas änderst, indem du wie ein kleines Kind mit dem Fuß aufstampfst und einen auf beleidigte Leberwurst machst, irrst du dich gewaltig. Lily hat deinen Vater verlassen, und es gibt kein Zurück mehr. Du musst dich entscheiden, ob du sie genug liebst und respektierst, um sie zu unterstützen oder eben nicht.»
    «Sie hat ihn und uns einfach sitzenlassen.»
    «Ich verstehe, dass du deinen Vater liebst», sagte sie. «Aber so ist es nicht gewesen.»
    «Sie hat ihn kaputtgemacht.» Er verstummte, und seine Augen füllten sich mit Tränen.
    «Sie hat sich selbst gerettet.»
    «Das verstehen Sie nicht.»
    «Ich kann dir versichern, dass ich es sehr gut verstehe, und ich verstehe auch, dass du deinen Vater beschützen und ihm helfen willst. Das ist gut und richtig, aber deine Mutter zu bestrafen ist falsch, und das weißt du ganz genau. Die Kampflinien existieren nicht mehr. Es ist nicht mehr notwendig, dich für ein Elternteil zu entscheiden. Es ist Zeit, nach vorne zu schauen.»
    Er saß eine Weile schweigend da. Sie war sich nicht sicher, ob er aufstehen und einfach davongehen würde oder ob er tatsächlich versuchte, sich in den Standpunkt seiner Mutter hineinzuversetzen.
    «Gut. Ich komme einmal in der Woche zum Abendessen», sagte er.
    «Und zweimal im Monat am Sonntag.»
    «Einmal im Monat.»
    Sie lächelte, streckte die Hand aus, und er ergriff sie. «Das ist ein guter Anfang», sagte sie und gab ihm fünfzig Euro, um damit drei Kaffee und ein Sandwich zu bezahlen.
    «Behalt den Rest», sagte sie, drehte sich um und ging. Er sah ihr nach, wie sie zu dem Taxi humpelte, das draußen auf sie wartete. Eve mischte sich normalerweise nie in das Leben anderer Menschen ein, weil es ihr schlicht nicht wichtig genug war, aber Lily hatte schon immer die Löwin in ihr zum Vorschein gebracht.
    Beschwingt und mit einem kleinen Anflug von Selbstgefälligkeit ließ Eve sich auf die Rückbank sinken. Lily fühlte sich ihren Kindern und auch deren Vater gegenüber schuldig und war viel zu loyal, um wirklich für sich zu kämpfen – ganz gleich, was ihr Mann auch tat. Eve hingegen würde erst Ruhe geben, wenn Lilys Kinder wieder auf ihrer Seite standen und Declan so allein und machtlos war, wie er es verdient hatte.
     
    In der Woche vor der Hochzeit gab es viel zu tun. Lily verbrachte den Großteil ihrer Zeit damit, das Haus zu putzen, das in Eves Auftrag vor nicht ganz drei Monaten von einem professionellen Putztrupp auf Vordermann gebracht worden war. Wenn sie allein war, spazierte sie durch das ganze Haus und lauschte den Echos ihrer Kindheit. Ihr Herz war so übervoll, dass sie ab und zu das Gefühl bekam, es würde gleich platzen. Clooney half ihr dabei, Vorhänge aufzuhängen und Wände zu streichen, und als die Möbel zurückkamen, half er Lily dabei, sich einzurichten, während Eve auf dem Sofa saß und sie mit ihren Krücken dirigierte. Als die Möbel standen, verbrachten Lily und Clooney einen ganzen Tag bei IKEA. Sie kamen mit zwei Wagenladungen voller Vasen, Töpfe, Pfannen, Tassen, Teller, Schüsseln, Federbetten, Bildern, Bilderrahmen, Teppichen und Pflanzen zurück. Clooney wirkte ein bisschen durch den Wind. Er hatte in dem Geschäft jegliches Zeitgefühl verloren. «Das ist ja wie in Las Vegas, nur ohne Spaß.»
    Als das Haus herausgeputzt und das Zimmer ihrer Tochter fertig eingerichtet war, fuhr Lily allein zu ihrem ehemaligen Haus. Sie hatte darauf bestanden, weder von Clooney noch von Eve begleitet zu werden. Obwohl die Begegnung mit Declan sie nervös machte, fühlte sie sich doch stärker als zuvor. Sie hatte das Bedürfnis, ihrer Tochter zu zeigen, dass sie beide von nun an ein Team waren – sie war ihre Mutter, und Daisy stand an erster Stelle. Clooney und Eve hatten Verständnis dafür, und obwohl sie beide insgeheim ziemlich nervös waren bei der Vorstellung, dass Lily allein auf Declan traf, unterstützten sie ihre Entscheidung.
    Mit zitternder Hand drückte Lily den Klingelknopf. Ein Adrenalinschub schoss durch ihren

Weitere Kostenlose Bücher