Niemand kennt mich so wie du
einen Bruch des linken Jochbeins erlitten sowie eine tiefe Fleischwunde auf der linken Gesichtshälfte, die sich bis hinunter in den linken Nasenflügel zieht.»
«Oh Gott!» Lily brach in Tränen aus.
Ihre Reaktion erschreckte sie selbst genauso wie Adam. Er stand auf, ging um seinen Schreibtisch herum, setzte sich darauf und tätschelte ihre Schulter.
«Sie kommt wieder in Ordnung», sagte er.
«Ich weiß. Es war einfach ein furchtbarer Schock, sie so zu sehen», sagte sie schluchzend.
Adam wusste nicht, wohin mit sich selbst oder was er tun sollte. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen und wie ein kleines Kind gewiegt, doch das wäre wahrscheinlich unangemessen gewesen, und so tätschelte er nur weiter ihren Arm und hoffte, dass sie sich dadurch getröstet und nicht unangenehm berührt fühlte.
«Es tut mir leid», sagte sie und gab sich innerlich einen Ruck.
«Das muss es nicht», antwortete er sanft.
«Es war ein langer Tag.»
«Ich verspreche dir, dass sie wieder auf die Beine kommt. Ich habe im OP wirklich Großartiges geleistet», sagte er grinsend.
«Daran habe ich keinen Zweifel.» Sie lächelte und wischte sich die letzte Träne weg. «Wie lange bleibt sie noch im Aufwachraum?»
Er sah auf die Uhr. «Im Grunde kann sie jederzeit wieder nach unten. Sie hat die OP wirklich gut verkraftet.»
Lily sah auf die Uhr. Es war kurz nach sechs. Ihre Schicht endete um halb acht.
«Okay. Danke, Adam.»
«Gern geschehen», sagte er und erhob sich von seinem Schreibtisch.
Als sie aufstand, umarmte er sie. Sie duftete nach Orangenblüten, und als er für den winzigen Bruchteil einer Sekunde sein Kinn auf ihren Kopf legte, spürte er, wie weich ihre Haare waren. Sie klopfte ihm in einer freundschaftlich gemeinten Geste leicht auf den Rücken, und er schalt sich insgeheim dafür, dass er sich in eine verheiratete Frau verguckt hatte. Vergiss es, Adam! Sie lösten sich voneinander.
Lily blieb stehen und sah ihn an.
«Eines noch», bat sie.
«Alles, was du willst.»
«Bitte erwähne Declan gegenüber nicht, dass Eve hier ist.»
«Okay.»
«Danke.»
«Nichts zu danken.»
Sie wandte sich zum Gehen, doch dann drehte sie sich noch einmal um. «Und, Adam?»
«Ja?»
«Danke, dass du nicht fragst, weshalb.»
Er nickte, und sie verließ den Raum.
Eve wachte unter Schmerzen auf. Das linke Bein tat besonders weh. Meine Schulter steht in Flammen. Träume ich? Falls ja, ist es jedenfalls ein unglaublich schmerzhafter Traum. Heilige Scheiße, was ist hier eigentlich los? Ihre Kehle fühlte sich an, als hätte sie Sandpapier verschluckt, und ihre Lippen waren trocken und rissig. Als sie sich mit der Zunge über die Lippen fuhr, spürte sie wieder die Nähte. Oh! Ich erinnere mich. In ihrer gesunden Hand spürte sie einen Gegenstand, der sich wie eine Fernbedienung anfühlte. Sie tastete mit dem Finger nach dem Knopf, doch noch ehe sie ihn fand, stand eine Krankenschwester von ihrem Stuhl auf und nahm ihr das Ding aus der Hand.
«Hast du Schmerzen?», fragte sie.
«Ja, ziemlich.»
«Okay.»
Sie drückte irgendwo drauf, und im selben Moment breitete sich das Feuer in Eves Schulter auf den ganzen Körper aus, doch genauso schnell ließ der Schmerz nach, und sie fühlte sich erschöpft, obwohl sie eben erst zu sich gekommen war.
«Bitte schön!», sagte Lily und drückte Eve etwas in die Hand, was sich wie eine weitere Fernbedienung anfühlte. «Einfach hier drücken, wenn es wieder schlimmer wird.»
Eve erkannte Lilys Stimme, und die Erinnerung an die Begegnung auf der Schwelle zum OP kehrte zurück.
«Du!», sagte sie.
«Ich.»
«Krankenschwester?»
«Krankenschwester.»
«Gut.»
«Alles ist gut gelaufen, Eve. Du kommst wieder in Ordnung.»
Lily beugte sich vor und rückte das Kopfkissen zurecht.
«Wo ist Ben?», fragte Eve und kämpfte gegen die Müdigkeit an.
«Er liegt auf einer anderen Station.»
«Wie geht es ihm?», fragte Eve drängend. Sie wusste, dass ihr nur wenig Zeit blieb, ehe die Medikamente die Oberhand gewinnen und sie wieder abtauchen würde.
«Es geht ihm gut.»
Eve hatte Lily seit zwanzig Jahren nicht gesehen, sie war bis zu den Haarspitzen mit Drogen vollgepumpt, aber sie wusste genau, dass Lily log.
«Deine Stimme wird immer noch eine Oktave höher, wenn du lügst», sagte sie.
«Okay», sagte Lily und nahm Eves gesunde Hand. «Es geht ihm nicht so gut, Eve.»
«Wie schlimm ist es?», fragte sie und kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit.
«Er liegt im
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