Niemand lebt von seinen Träumen
Braut, Mr. Barron. Hier sucht ein Kunsthändler eine Assistentin. Daß ich da nicht gleich dran gedacht habe.«
»Aber das ist ja fabelhaft!« rief Frank und sprang auf. Die Spannung hatte sich gelöst – jetzt, wo das entscheidende Wort gesprochen war, fühlte er sich wieder optimistisch werden.
»Kunst! Lieber Mr. Bluet – das hat meine Braut ja studiert …«
Bluet nickte und stützte den Kopf in beide Hände. Ein Zeichen dafür, daß er begann, scharf nachzudenken.
»Die Sache hat einige Haken«, meinte er langsam. »Zunächst einmal: die junge Dame müßte perfekt englisch, französisch und spanisch sprechen!«
»O weh«, meinte Dr. Yenkins.
»Außerdem: Der Kunsthändler ist zur Zeit auf einer Europareise, um neue Kunstschätze zu erwerben. Wann er zurückkommt, kann ich natürlich nicht sagen. Er wollte sich bei mir sofort nach seiner Rückkehr melden. Das kann bald sein, kann aber auch noch einige Monate dauern.«
»Reichlich aussichtslos«, sagte Dr. Yenkins bitter. »Und wenn er sich aus Europa eine Assistentin mitbringt?«
Bill Bluet zuckte mit den Schultern. »Dann ist es natürlich Essig mit der Vermittlung. Andererseits kann ich ja das Fräulein Braut nicht engagieren ohne Wissen des Auftraggebers.«
»Natürlich nicht.« Frank Barron nickte schwer und ließ sich wieder in den Sessel fallen. Es ist wie verhext, dachte er. Alles was man in dieser Richtung unternimmt, geht einfach daneben. Da hat man sich eine gute Stellung aufgebaut, hat sich in Amerika als Deutscher durchgesetzt, wird anerkannt, hat einen fabelhaften Freund gefunden – und dann existiert da so ein herzloses Gesetz, das verbietet, die Braut nachkommen zu lassen. Die amerikanische Staatsbürgerschaft konnte man erst nach jahrelanger Wartezeit erhalten! Wäre er jetzt Amerikaner, könnten er und Susanne sich ferntrauen lassen. Dann wäre sie auch Amerikanerin und könnte sofort in die USA einreisen. Aber so … Frank zog an seiner Zigarette … so stand man wie vor einer hohen Mauer, die nicht zu überklettern war.
Dr. Yenkins nahm einen Schluck aus dem Whiskyglas, das eine Sekretärin den Besuchern hingestellt hatte. Dabei sah er Bill Bluet groß an.
»Bill«, meinte er langsam, nachdem er das Glas abgesetzt hatte. »Könnten wir die Sache durch eine kleine Schiebung leichter regeln?«
»Wie denn, Yenkins?«
»Indem wir Susanne doch einfach für den Kunsthändler engagieren. Der liebe Mann hat doch sicher ein Büro und einen Vertreter während seiner Abwesenheit.«
»Allerdings.« Bill Bluet sah Dr. Yenkins etwas dumm an. »Und?«
»Mittels Kopfbogen und Sekretärunterschrift engagieren wir Susanne und lotsen sie auf diese Weise über den Teich. Wenn die Unterschrift unleserlich ist, fällt es sowieso nicht auf …«
»Und wer bezahlt mir eine Million Dollar, wenn ich pleite gehe?« schrie Bluet. »Wer schützt mich davor, daß der Schwindel nicht herauskommt?«
Dr. Yenkins sah in sein Glas. »Das ist Geschäftsrisiko, Bill«, meinte er leise.
»Ich kann mich bremsen!« Bluet setzte sich erregt hinter seinen Schreibtisch. »So etwas mache ich nicht! Yenkins, bei aller Freundschaft – das können Sie von mir nicht verlangen …«
Dr. Yenkins nickte. Er stand auf, zog den Kniff seiner Hose gerade und stäubte etwas Zigarettenasche von dem Rock seines hellgrauen Anzugs. Elegant stand er in dem großen Raum und spielte mit seinen Glacehandschuhen.
»Dann heißt es also wieder abwarten! Das alte Lied, wir kennen die Arie schon auswendig und singen sie im Schlaf. Geh'n wir, Frank.«
»Ich bin wirklich machtlos«, jammerte Bluet. »Glauben Sie mir, Yenkins, ich möchte Ihnen und Mr. Barron so gerne helfen, aber es geht doch einfach nicht …«
»Sehe ich, Bill.« Der Rechtsanwalt gab ihm die Hand. »Besten Dank, Bluet.«
Frank Barron fühlte wieder die gleiche Verzweiflung in sich wach werden, wie er sie bereits verspürte, als er vor dem Haus mit der Ahnung aus dem Wagen stieg, daß auch dieser Weg vergebens war. Man will Susanne nicht zu mir lassen, bohrte es in ihm. Man will sie nicht zu mir lassen. Wenn das so weitergeht, wird das eine fixe Idee von mir.
»Wer ist dieser Kunsthändler?« fragte er stockend, weil er von der Hohlheit seiner Stimme selbst erschrak. »Wo befindet er sich jetzt?«
Bill Bluet sah ihn schräg von unten herauf an. »Seine Reiseroute kenne ich nicht. Aber den Namen will ich Ihnen sagen. Er heißt Professor Hans P. Krausz.«
Frank Barron zuckte auf. »Ein Deutscher?« fragte er
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