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Niemand lebt von seinen Träumen

Niemand lebt von seinen Träumen

Titel: Niemand lebt von seinen Träumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ich will alles tun, ich will sogar Kohlen schippen, wenn ich nur bleiben darf. Vielleicht kann ich die Gäste bedienen? Oder die Matrosen haben Sachen zum Stopfen und Waschen – das will ich gerne tun. Nur lassen Sie mich auf der ›Giesela Russ‹ bleiben und nach New York mitfahren.«
    Der Kapitän biß sich auf die Lippen und wandte sich ab. Die Hände auf den Rücken gelegt, stand er an dem großen Fenster der Kommandobrücke und überblickte sein schönes Schiff.
    Sie will in die USA, dachte er. Sie will zu ihrem Frank. Mein Gott, man war ja selbst auch einmal jung und fuhr nach Singapur, nach Durban und Kobe, nur weil dort ein Schatz am Hafen stand und auf einen wartete. Man sollte für solch ein kleines verliebtes Mädel Verständnis haben, auch wenn Paragraphen und Gesetze dagegen sprachen und trotz des großen Risikos, daß der Fall ans Tageslicht kam. Aber wenn sich zwei Menschen lieben, ist ja die Welt so klein und gibt es keine Probleme …
    »Sie halten sich ab heute in der Küche auf«, sagte er zu Susanne. »Und Sie warten dort ab, bis ich Ihnen Nachricht gebe, was mit Ihnen geschehen soll. Pit und Johnny sind für Sie verantwortlich! Und jetzt, runter von der Brücke!«
    Ihr ein Auge zukneifend führten Pit und Johnny Susanne die eiserne Treppe hinab zum Zwischendeck. An den Turmaufbauten blieben sie stehen und drückten dem Mädchen die Hand.
    »Det haste jeschafft«, meinte Johnny mit breitem Lächeln. »Wenn der Alte sagt, det du in de Kombüse sollst, dann bleibst du ooch bei uns! Jratuliere!«
    Und Pit nickte ihr ermunternd zu und sagte: »Johnny hat recht. Jetzt kann Ihnen nichts mehr passieren. Wir passen schon darauf auf.«
    Der einzige, der mit dem Neuzugang an Bord haderte, war Jim, der Koch, an Bord immer ›Smutje‹ genannt.
    Als Pit Susanne in ein Mannschaftslogis führte und ihr eine Hängematte zuwies, hieb Jim eine Bratpfanne auf den Herd und brüllte Johnny an: »Verrückt, der Alte! Ich soll ein Weib in die Kombüse nehmen! Koche ich nicht mehr gut genug? Ich gehe über Bord, wenn der Alte das wahrmacht!«
    »Denn spring man, meen Kleener«, meinte Johnny freundlich. »Det Mädchen kommt hierhin, und wenn de die Wände hochjehst!« Er ballte seine Fäuste und hielt sie Jim unter die Nase. »Und dat merke dir, Kleener – wennste der Susanne wat tust, dann jehste wirklich baden!«
    Der Koch schielte auf Johnnys Muskeln und tat einen Klumpen Fett in die Pfanne. »Das alte Lied«, meckerte er. »Wenn ihr 'nen Rock seht, trillert ihr wie ein Auerhahn!«
    Pit kam aus dem Logis zurück und setzte sich auf einen Küchenstuhl. Er sah fröhlich aus und kaute seinen Priem mit doppelter Wonne.
    »Susanne schläft«, sagte er leise, als könne man ihn durch sieben Wände hören. »Sie ist gleich in die Hängematte gekrabbelt und hat die Augen geschlossen. Armes Kind – wenn wir die bloß gut nach New York kriegen …«
    Smutje Jim brummelte etwas vor sich hin. Pit sah ihn von der Seite an.
    »Oller Brummbär«, sagte er grollend. »Wenn das Mädel in New York an Land geht, bist du der erste, der losheult und ›Susanne bleib‹ schreit.«
    Da sich Jim daraufhin mit der Pfanne siedendheißen Fettes den beiden näherte, flüchteten sie aus der Küche und schlenderten über Deck, wo ihnen Jens Vondel entgegenkam. Er sah gar nicht böse aus, sondern pfiff leise vor sich hin.
    »Du«, sagte Johnny und stieß Pit in die Seite. »Dem ist die Susanne auch kitzelnd über die Leber gelaufen …«
    Jens Vondel blieb vor den beiden stehen und sah sie an. »Na, habt ihr sie gut untergebracht?« fragte er.
    Johnny nickte. »Und wie. Sie liegt im Logis und träumt von Ihnen, Steuermann.«
    Lachend gingen sie weiter. Man verstand sich auf einmal blendend auf der ›Giesela Russ‹.
    Nur Jim, der Koch, machte einen Heidenkrach in seiner Küche – er konnte es nicht verwinden, daß man ihm ein weibliches Wesen in sein Reich schob, als habe er seine Sache bisher nicht gut genug gemacht.
    In ihrer Hängematte schaukelte sich Susanne sanft im Schlaf hin und her. Die Stricke knarrten an den Haken, das Stampfen der schweren Schiffsmaschinen ließ die Wände leise zittern. Aber Susanne merkte von all dem nichts – sie schlief tief und glücklich und lächelte im Traum.
    Da stand Frank in einem großen Garten, hob sie auf seine starken Arme, trug sie unter blühenden Bäumen in ein herrliches weißes Haus und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich bin so glücklich, daß du endlich gekommen bist.«
    »Ich bin so

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