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Niemand lebt von seinen Träumen

Niemand lebt von seinen Träumen

Titel: Niemand lebt von seinen Träumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Augen auf ein Schiff, um nach Amerika zu fahren. Ohne Geld, ohne Paß, ohne Visum. Ein tolles Stück …
    »Ha, und Sie glauben, Sie könnten in New York so einfach an Land gehen. Kleiner Bummel zum Broadway und dann mit dem nächsten Dampfer wieder auf gleichem Wege zurück? Irrtum, mein Fräulein.«
    »Stimmt! Irrtum! Ich will ja in Amerika bleiben.«
    »Auch das noch!« Jens Vondel kam vom Ruder herüber zu der Gruppe. »Sie werden ohne viel Federlesens ins Gefängnis kommen und dann nach einer saftigen Strafe wieder nach Europa abgeschoben werden. Das ist doch eine Riesendummheit, die Sie sich da ausgedacht haben.«
    »Gar nichts ist Dummheit«, sagte Susanne und blickte Jens Vondel an. »Wenn wir in New York ankommen, steht mein Frank schon am Kai.«
    »Ach, Ihr Frank?« Kim Brake schien ungeheuer wütend zu sein. Weder Pit noch Johnny hatten ihren Kapitän je so aufgebracht gesehen. »Der weiß, daß Sie mit der ›Giesela Russ‹ kommen und macht Sie unsichtbar, um Sie durch die Zollkontrollen zu schmuggeln. Reden Sie doch keine Märchen, Fräulein!«
    Susanne war jetzt den Tränen nahe. Sie begann zu schlucken. Das alles hatte sie sich ganz anders vorgestellt. Ein wenig romantischer, ein wenig abenteuerlicher, so wie man es in Romanen liest. Sie hatte gedacht, daß man bei ihrer Entdeckung erstaunt sein werde; zumindest, hatte sie erwartet, daß man sie wie ein kleines Wunder anstarren und ihren Mut loben würde. Statt dessen wurde sie angebrüllt, als wäre sie ein Schiffsjunge, man verhörte sie wie eine Verbrecherin und sprang mit ihr um, als habe sie weiß Gott etwas Schlimmes getan. Nichts war mehr da von abenteuerlicher Fahrt, nichts mehr von einem Lob des Kapitäns: ich werde Sie nach New York schmuggeln … nein, da stand dieser Hüne, Kim Brake, vor ihr, krebsrot im Gesicht und brüllte, als müsse er das ganze Schiff von der Unerhörtheit verständigen, die sie begangen hatte.
    »Wo habt ihr sie gefunden?« schrie der Kapitän Pit und Johnny an.
    Die beiden zuckten zusammen und blickten auf Susanne, die mit hängenden Armen und Tränen in den Augen zum Kapitän aufblickte.
    »Im Ladebunker drei. Hinter den Juteballen hielt sie sich versteckt. Durch Geräusche und einen Schrei wurden wir aufmerksam.«
    »Ich habe von Frank geträumt«, sagte Susanne leise. »Ich war so müde und erschöpft, daß ich eingeschlafen bin. Dann mußte ich plötzlich niesen und dann … dann war alles aus …«
    Pit kratzte sich den Kopf. »Als sie hinter den Ballen hervorkam, habe ich sie gleich erkannt. Mann, dachte ich, das ist doch die junge Dame mit den Samthosen und dem hellen Mantel, die mich vor kurzem am Hafen ansprach und fragte, wohin unser Schiff fährt.«
    »Und er hat Ihnen die Auskunft auch gegeben?« fragte Jens Vondel Susanne. Diese nickte und konnte die Tränen nun nicht länger zurückhalten. Sosehr sie dagegen ankämpfte – es ließ sich nicht ändern. Dicke Tränen liefen ihr die Backen hinunter und gaben dem Gesicht etwas Mitleiderregendes, Hilfloses und Kindliches.
    »Dieser Dussel!« schrie Kim Brake. »Wie oft habe ich gesagt, daß keiner von euch Auskunft geben soll.«
    »Aber eine so nette junge Dame«, verteidigte sich Pit schwach.
    »Und wenn es Marilyn Monroe persönlich ist – ihr habt zu schweigen. Jetzt haben wir den Salat – nun sitzen wir dick in der Tinte! Wie soll ich das Mädchen wieder von Bord kriegen? Telegraphieren? Warten? Damit gehen mir zwei Tage glatt verloren! Sie auf den Azoren absetzen? Allein das Anlaufen in einen der Häfen kostet mich einen ganzen Tag. Und außerdem – sitzt sie erst einmal auf einer der Inseln, wird sie so schnell nicht abgeholt! Soll ich sie etwa mit nach New York nehmen und zusehen, wie sie sich an Land schmuggelt? Das kostet mich meine Ärmelstreifen als Kapitän! Eine Schweinerei!« Kim Brake brüllte und hieb auf den Kreiselkompaß, daß das dicke Glas klirrte. Jens Vondel wiegte den Kopf hin und her, während Pit und Johnny betreten neben Susanne standen.
    »Sie muß an Bord bleiben«, entschied Vondel. »Es gibt da gar keinen anderen Weg. Sollen wir etwa die englische Küstenwache anrufen? Man würde ganz schön spotten, daß ausgerechnet uns das passiert ist! Und was soll das Mädel dann in England anfangen? Nein – ich bin dafür, daß die junge Dame erst mal hier bleibt und von heute ab bis New York Kartoffeln schälen wird!«
    »Ach ja«, sagte Susanne glücklich. Sie sah den Steuermann flehend an. »Ich will gern in der Küche helfen,

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