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Niemand lebt von seinen Träumen

Niemand lebt von seinen Träumen

Titel: Niemand lebt von seinen Träumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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längsseits der ›Giesela Russ‹ lag, wurde eine Tür herausgeklappt, und das Gesicht eines Mannes erschien in der Öffnung. Er ergriff das Seil, an dem er einen Laufsteg herüberzog, und dann betraten zwei Männer in hochgeschlossenen Trenchcoat-Mänteln das Schiff, gingen auf den an seinen Ärmelstreifen erkenntlichen Kapitän zu und grüßten höflich.
    »Entschuldigen Sie die Störung, Kapitän«, sagte der eine von ihnen und verbeugte sich. »Mein Name ist Dr. Percy Yenkins …«
    »Oh!« rief Professor Krausz verwundert.
    »Und dieser junge Mann hier –«, er wies auf den anderen Ankömmling, »– ist Ingenieur Frank Barron …«
    Kapitän Kim Brake sagte zunächst nichts. Er blickte von einem zum anderen. Dann platzte er laut heraus, lachte, daß es über das ganze Deck schallte und die Passagiere auf dem Sonnendeck erstaunt den Kopf schüttelten.
    »Frank Barron«, rief er und drückte den beiden die Hand. »Kinder – was waren wir doch für Idioten …!«
    Als sich klappernde Schritte der Eisenleiter näherten, klopfte Pit an den Frischwasserkessel und nahm eine dicke Eisenstange vom Boden auf. Susanne kroch in sich zusammen, ihr stockte der Atem. Sie hielt sich beide Ohren zu, schloß die Augen und dachte nur eins: Das ist das Ende! Jetzt ist es vorbei! Es war alles umsonst!
    Adieu, mein lieber, liebster Frank …
    Pit schaute empor zu dem Deckeinschnitt, in den die eiserne Leiter hineinragte. Dort erschienen erst zwei schwarze Schuhe, dann eine weiße Seemannshose. Der Käpt'n, natürlich der muß ja auch mit, dachte Pit … Dann stand Kim Brake im Kesselraum und schaute empor. Dort erschien auf der Leiter ein älterer, seriös aussehender Mann, dem ein zweiter folgte, der sichtlich nervös und ungeduldig beim Herabsteigen schon in alle Ecken blickte.
    Das ist er! dachte Pit und wiegte die Eisenstange in den Händen. Der scharfe Hund kann es nicht abwarten. Na, wir werden ja sehen …
    Kim Brake trat zu Pit und klopfte ihm freundlich auf die Schulter.
    »Na, Pit, wo ist Susanne?« fragte er väterlich.
    Pit glotzte ihn dumm an und schüttelte den Kopf. »Was für eine Susanne? Wir haben doch keine Susanne an Bord?« meinte er vorwurfsvoll. Dabei warf er einen Blick auf die beiden Herren, die ihn gleichfalls anlächelten.
    »Ach, nee!« Kim Brake lachte laut. »Wußte nicht, daß wir mit einem Geist zusammenlebten, und daß Unsichtbare Knöpfe annähen oder Kartoffeln schälen. Na los, mein Junge, wo hast du sie versteckt?«
    »Vielleicht im meiner Tasche?« Pit wurde frech und hob die schwere Eisenstange. »Und wer mir in die Tasche greift, dem bumse ich eins auf den Schädel!« schrie er.
    Die beiden unbekannten Männer traten vor dem wütenden Riesen ein wenig zurück, während der Kapitän weiter lächelte.
    »Die beiden Herren wollen Susanne abholen«, sagte er begütigend. »Nun sag schon, Pit, wo Susanne ist …«
    »Weiß ich nicht!« Pit lehnte sich gegen den Kaltwasserkessel und stierte die Gruppe vor sich an. »Sucht sie doch, ihr Polizeihunde …«
    »Ach so!« Dr. Yenkins lachte befreit auf und trat näher. »Sie denken, daß wir von der Polizei kommen? Im Gegenteil. Wir sind hier, um Susanne vor der Polizei zu schützen. Ich bin Rechtsanwalt Dr. Percy Yenkins, und dieser Herr hier – Sie werden staunen – ist Susannes Bräutigam, Frank Barron.«
    Ehe Pit eine Antwort geben konnte, ertönte im Inneren des Kessels ein lauter Schrei, die schwere Eisentür flog auf, ein zerzauster brauner Mädchenschopf fuhr heraus, und zwei Arme streckten sich den Männern entgegen.
    »Frank«, schrie Susanne »… mein Frank …« Dann sank sie an der Kesselöffnung zusammen, und ihr Kopf fiel auf die Eisenplatte.
    »Susanne!« Frank Barron war hinzugesprungen und zog das ohnmächtige Mädchen aus dem Kessel. Pit und Kim Brake packten mit an, während Dr. Yenkins danebenstand und auf sein Seidentaschentuch eine halbe Flasche Kölnisch Wasser ausschüttete. Damit rieb er Susanne die Schläfen ein und kühlte ihre Stirn.
    Wie ein Kind trug Frank Barron Susanne auf seinen Armen und hastete mit ihr die steile Eisentreppe empor. Dabei stammelte er irre und unverständliche Worte, Kosenamen und Satzfetzen, küßte ihren leblosen Mund, ihre geschlossenen Augen, ihre braunen Locken und bettete sie dann oben an Deck in einen Liegestuhl, während Pit in die Küche raste und eine Kanne Wasser holte.
    Als Susanne die Augen aufschlug und sich mit einem tiefen Seufzer dehnte, sah sie in die Augen Franks, der sich über

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