Niemand lebt von seinen Träumen
sie beugte. Glücklich schloß sie rasch wieder die Lider und zog Franks Kopf zu sich hinab.
»Du bist da, Liebster«, flüsterte sie. »Endlich bist du da … es war so schwer … ich hatte solche Angst … immer vom ersten Tag an … aber keiner durfte es wissen oder sehen. Nun bist du bei mir, nun kann nichts mehr geschehen. Nun ist ja alles gut …«
Sie fühlte, wie er sie küßte, und empfand diesen Kuß wie einen Ruf zu einem neuen Leben. »Fahren wir jetzt zusammen nach Amerika?« fragte sie leise und streichelte Franks Haare. Dann klammerte sie sich an seinem Nacken fest und sah ihn groß an. »Kommst du mich abholen, Frank?«
Frank konnte nicht antworten. Seine Stimme versagte ihm vor Rührung und Glück. Aber seine Augen leuchteten und drückten in ihren Strahlen mehr aus, als sein Mund sagen konnte.
»Wir werden Susanne an Bord unseres Flugbootes nehmen«, erklärte Dr. Yenkins in diesem Augenblick Kim Brake. »Wir wassern dann wieder vor Atlantic City, außerhalb der Drei-Meilen-Zone, wo uns mit einem Motorboot ein gewisser Jack Crecco erwartet. Fachmann für Menschenschmuggel en gros und en detail!«
Frank hörte die Worte Dr. Yenkins und fuhr herum.
»Was sagst du da? Wir nehmen Susanne mit? Aber du hast doch gesagt … du wolltest doch nur … oh, Percy!«
Susanne begriff die Situation schneller als Frank. Jubelnd sprang sie auf Dr. Yenkins zu und umarmte ihn stürmisch. Dann wandte sie sich wieder zu Frank um und rief, alle Glückseligkeit der Welt in ihrer Stimme: »Mein Liebling! Ich komme mit! Jetzt sind wir zusammen. Endlich habe ich dich wieder!«
Dr. Yenkins ging zu Frank und nahm ihn am Arm.
»Entschuldige, Frank, ich wollte dir von all meinen Unternehmungen vorerst nichts erzählen. Es hätte dich ja doch zu sehr aufgeregt. Und für dieses Unternehmen braucht man nun einmal starke Nerven. Außerdem wußte ich ja nicht genau, was ich hier auf der ›Giesela Russ‹ vorfinde. Ob der Kapitän überhaupt einverstanden ist. Deswegen habe ich dir gegenüber nur von einem Besuch gesprochen. Mit Jack Crecco habe ich auch schon alles klargemacht. Der Bursche war, als ich noch einmal mit ihm telefonierte, doch bereit, uns gleich zu helfen. Die Sache ist nicht ungefährlich, aber jetzt müssen wir es wagen! Laß uns aber jetzt nicht noch mehr Zeit verlieren. Wir haben ja schließlich eine kleine Verabredung«, fügte er augenzwinkernd hinzu.
»Ach, Percy – wie soll ich dir je danken. Wie können Susanne und ich das jemals wieder gutmachen?«
»Schluß!« Yenkins winkte ab. Rührung überkam ihn, als er in die strahlenden Augen der beiden Verliebten blickte.
Im allgemeinen Trubel hatte niemand bemerkt, daß schräg unter ihnen auf der Treppe, die zum Mannschaftsdeck hinunterführte, der Funker Karl Mater hockte und mit schadenfrohem Gesicht und haßerfüllten Augen die Unterhaltung der Gruppe angehört hatte. Leise schlich er sich nun die Treppen hinunter, lief den Flur der Mannschaftslogis entlang und schlenderte dann, scheinbar gelassen, zum Funkraum, um den II. Funker abzulösen.
Inzwischen hatte Dr. Yenkins sich wieder zu Kapitän Kim Brake umgewandt.
»Was geschieht denn nun weiter mit Susanne, wenn ihr sie vom Boot herunterhabt?«, fragte Brake den Rechtsanwalt.
»Sie wird bei mir am Erie-See wohnen, bis Professor Krausz es erreicht hat, daß sie bei ihm beschäftigt werden kann und Susanne offiziell ein Visum bekommt. Daß sie dann schon längst bei uns ist, hat nicht viel zu sagen.« Zu Professor Krausz gewandt, fuhr Yenkins fort: »Sie haben uns ja mit Ihrem Telegramm einen mächtigen Schrecken eingejagt. Als wir hörten, Sie brächten eine Assistentin aus Europa mit, schwammen uns alle Felle weg. Wer konnte ahnen, daß diese Assistentin bereits Susanne war.«
»Schicksal, meine Herren!« meinte Professor Krausz ernst. »Ich glaube an solche Fügungen! Über Susannes Unternehmungen stand ein guter Stern …«
»Und er wird den beiden auch weiter leuchten«, sagte Yenkins fest. »Eben – weil sie an das Glück glauben …«
Eine Stunde später war alles zur Abfahrt bereit. Johnny, Pit, der unglückliche Jim, dem die Tränen in den Augen standen, Kim Brake, Jens Vondel und Professor Krausz standen an der Reling und gaben Susanne und den beiden Männern die Hand. Es war ein Händedruck, wie er nur zwischen Menschen ausgetauscht wird, die wissen, was Freundschaft und Dank bedeutet. Etwas wie Trauer und Abschiedsschmerz klomm in Susannes Brust empor. Sie trat zu Johnny, Pit und
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