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Niemand lebt von seinen Träumen

Niemand lebt von seinen Träumen

Titel: Niemand lebt von seinen Träumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erstaunt an.
    »Gefahr?« fragte er so leise, daß es Susanne, die vorne im Cockpit saß und auf das in der Sonne leuchtende Meer blickte, nicht hören konnte.
    »Nein. Nur Vorsicht. Ich hatte nie beabsichtigt, Susanne bei Crecco abzusetzen. Der Plan, den ich mit ihm durchsprach, war ein Ablenkungsmanöver. Es hätte ja sein können, daß uns auf dem Schiff doch irgend jemand nicht wohlgesonnen wäre. Dieser sollte dann auf eine falsche Spur gesetzt werden.«
    Stumm drückte Frank die Hand des väterlichen Freundes.
    »Du denkst wirklich an alles. Susanne und ich haben unser Glück nur dir zu verdanken. Aber sag: Was hast du nun vor?«
    »Bei Hereinbrechen der Dunkelheit werden wir etwas nördlich von Bangor das Festland erreichen und kurze Zeit später auf einem kleinen See, nahe der Grenze zu Kanada, zwischenlanden. Am Ufer wartet bereits ein Wagen der Company auf Susanne. Der Fahrer ist absolut zuverlässig. Er wird deine Verlobte wohlbehalten nach Cleveland bringen. Das Flugzeug fliegt mit dir und mir nach Akron zurück. Dort steigen wir aus und erzählen jedem, auch wenn er es nicht hören will, welch herrlichen Ozeanflug wir hatten. Die Flughafenkontrolle wird jedenfalls nicht den geringsten Anlaß zum Argwohn haben.«
    »Einfach genial. – An dir ist ein Verbrecher verlorengegangen.«
    »Vorsicht, Frank. Immerhin bin ich Rechtsanwalt geworden …«
    Während in dem Wasserflugzeug mit solchen Flachsereien die Stimmung immer höher stieg, sank auf der Motorjacht Creccos die Laune auf den absoluten Tiefpunkt.
    Von Stunde zu Stunde wurden die Flüche des Italieners immer drastischer. Der junge Maschinist wagte nicht mehr, sich blicken zu lassen. Crecco befand sich in einem Stadium, in dem er eines Affektmordes fähig gewesen wäre. Er rannte auf dem Deck hin und her und schrie in den langsam sich zum Abend neigenden Himmel hinein.
    »Idioten!« brüllte er. »Schafsköpfe! Ich fahre zurück! Ich bin doch kein Wartesaal! Macht euren Dreck alleine! Ich haue ab …«
    Aber er blieb! Und das war typisch für Jack Crecco. Wenn er einmal etwas versprochen hatte, hielt er es auch, selbst wenn er sich dabei Gallenkoliken holte.
    Als die Nacht kam, setzte er die roten Positionslichter. Dann rauchte er eine Pfeife nach der anderen, bis er schließlich die Pfeife ins Wasser warf und große Lust hatte hinterherzuspringen, um seine Wut abzukühlen.
    Doch plötzlich überlegte er. Ein Gedanke hatte in ihm Platz ergriffen. Der Gedanke, daß etwas schiefgegangen sein könnte. Da wurde er ganz still und kletterte hinab in den Maschinenraum.
    »Vielleicht sind sie abgestürzt …«, sagte er leise und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Hier unten war es heiß, und Crecco schwitzte sehr leicht bei seinen zwei Zentnern. »Normal ist das doch nicht …«
    »Nein, Boß.«
    »Was nein?«
    »Das ist nicht normal …«
    »Was hältst du davon, wenn wir sie suchen gehen? Sie wollten die gerade Richtung fliegen. Los … wir dampfen ab!«
    »Okay, Boß.«
    Der Motor brummte auf, und das Boot schoß vorwärts, und sein starker Bugscheinwerfer wies ihm fast taghell den Weg in die Weite des Ozeans.
    Am Heck wurde das Wasser zu weißer Gischt aufgewirbelt. In rasender Geschwindigkeit fraß das Boot Meile um Meile.
    Über eine Stunde lang jagte Crecco so über den Atlantik. Er schien die Gefahr einer Entdeckung vergessen zu haben, denn mehrmals feuerte er sogar Leuchtkugeln ab. Der Gedanke, daß Menschen in Not sein könnten, ließ ihn nicht mehr auf seine eigene Sicherheit achten.
    Doch dann sah er die Nutzlosigkeit seines Tuns ein. Der Atlantische Ozean war weit und tief. Keine Chance bestand, daß er in dieser Dunkelheit die Gesuchten finden würde. Falls sie wirklich abgestürzt waren und noch lebten.
    Da winkte er ab, ließ die Jacht wenden und fuhr zur Küste zurück.
    »Ich bin doch nicht verrückt«, brummte er. »Wenn sie abgesoffen sind, dann tut's mir leid. Aber ist es Bummelei, dann sollen sie sehen, wie sie da rauskommen. Ich habe meine Pflicht getan. Und die tausend Dollar kassiere ich auch!«
    Als er in die Drei-Meilen-Zone kam, drosselte er den Motor und löschte alle Beleuchtungen. Er brauchte nichts zu sehen. Hier kannte er sich aus. Die wenigen Lichter, die von der Küste herüberblinkten, reichten ihm, um sich zu orientieren.
    Schon glaubte er, alle gefährlichen Stellen passiert zu haben, da war seine Jacht plötzlich in grelles Licht getaucht. Als sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, stellte er fest,

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