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Niemand lebt von seinen Träumen

Niemand lebt von seinen Träumen

Titel: Niemand lebt von seinen Träumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erleben durfte. Die Bullen sind mit eingezogenem Schwanz von Deck gegangen, und Crecco stand mit weißer Weste da.«
    Er ging zum Bug, stützte sich mit beiden Händen auf die Reling und brüllte jubelnd in Richtung Küste: »O sole mio …«
    Doch plötzlich brach er jäh ab und murmelte: »Hoffentlich ist dem Flugzeug nichts passiert …«

22
    Zu dieser Zeit hatte das Flugzeug bereits auf dem kleinen, verlassenen See in der Nähe von Skowhegan gewassert, nachdem es, stets niedrig fliegend, im Gebiet der Penobscot Bay die Grenze zwischen dem Meer und dem amerikanischen Bundesstaat Maine ungesehen überwunden hatte.
    Nun schaukelte es auf leichten Wellen. Ein kurzes öffnen der Tür hatte gezeigt: draußen war es kalt, vom Osten her wehte ein scharfer Wind.
    Schaudernd sahen Susanne und Frank aus einem Bordfenster hinaus in die unwirtliche Nacht. Da leuchtete, offenbar am Ufer, ein starkes Lichtsignal auf – einmal kurz, einmal lang, dreimal kurz, zweimal lang.
    »Wir haben es zielgenau geschafft.«
    Dr. Yenkins war es, der seine Freude nicht zügeln konnte und deshalb diesen Satz aus dem Cockpit in den Passagierraum hineinschrie: »Susanne, Frank – dort drüben steht der Wagen. Jetzt kann euch nichts mehr passieren – Amerika muß mit euch leben.«
    Frank wurde von diesem Glücksgefühl noch nicht sofort mitgerissen. »Und wie sollen wir zum Wagen kommen? Ziehst du vor, daß wir schwimmen, oder wandle ich wie einst Jesus mit Susanne über das Wasser?«
    »Weder – noch.« Erneut zeigte sich, daß Dr. Yenkins an alles gedacht hatte. Unter einem der Sitze zog er ein mit Leinwand umwickeltes grobes Paket hervor. Schnell war der Inhalt enthüllt. Er erwies sich als ein zusammengelegtes Schlauchboot. Ein Handgriff des Rechtsanwaltes, und wie von Geisterhand geführt blies sich das Boot von selbst auf. Natürlich war versteckt eine Preßluftflasche angebracht, aber trotzdem sahen Susanne und Frank fasziniert zu, wie das Boot schnell Konturen gewann. Zwei Menschen hatten darin bequem Platz.
    Dr. Yenkins stieß die Bordtür auf, kletterte hinaus und stellte sich auf einen der Schwimmer.
    »Nur her mit dem Fährschiff«, rief er Frank leise zu. Dieser schleppte das Schlauchboot zur Tür und ließ es dann ganz langsam hinuntergleiten. Draußen achtete Dr. Yenkins darauf, daß es nicht zu viel Wasser ins Innere bekam.
    Als das Boot sicher auf dem See lag, gab der Anwalt das Zeichen zum Einsteigen. Zuerst hangelte sich Susanne von Bord in die Tiefe, oben gehalten von Frank, unten abgestützt von Dr. Yenkins. Es ging besser, als Susanne befürchtet hatte; im Turnen war sie noch nie ein As gewesen.
    Kurz nachdem sie im Boot Platz genommen hatte, war auch Frank schon da. Er nahm die beiden Paddel in die Hände.
    »Von dort drüben sind die Leuchtsignale gekommen.« Dr. Yenkins zeigte die Richtung mit der ausgestreckten Hand.
    »Fahr in gerader Linie darauf zu. Der Fahrer heißt übrigens Bill, wird euch am Ufer erwarten und euch beim Aussteigen helfen. Verabschiedet euch nicht zu lange. Frank muß schnell zurückkommen. Jede Sekunde Warten kann die Entdeckung bringen. Und damit: Good bye in Cleveland, Susanne. Du bist in God's own Country.«
    Frank legte sich in die Riemen. Susanne winkte Dr. Yenkins zu, dessen Silhouette sie im Licht der Bordtüre sah. Er gab den Gruß nicht zurück, denn er konnte das Mädchen nicht mehr sehen. Das Boot hatte, dank Franks kräftigen Paddelschlägen, schon so großen Abstand vom Flugzeug gewonnen, daß es von Bord aus gesehen bereits in der Dunkelheit verschwunden war.
    Als die Bordtüre geschlossen wurde, verlor Frank den letzten Orientierungspunkt. Um das Boot herum war nur noch gespenstische Nacht. Susanne fror. Für einen kurzen Moment legte Frank die Paddel aus den Händen, kroch zu seiner Braut und nahm sie in den Arm. Zärtlich strich er ihr über das Haar. »Wir werden es schaffen, Darling. Nur noch die Strecke bis zum Ufer – dann liegen die Ängste und Anstrengungen hinter uns.«
    Susanne nickte unter Tränen. Solange noch Dr. Yenkins in der Nähe gewesen war, hatte sie alle ihre Kraft zusammengenommen. Doch jetzt war es mit ihrer Beherrschung vorbei. Vor Frank durfte sie zeigen, wie ihr wirklich zumute war. Er verstand sie: »Weine dich aus. Hier sieht es niemand. Die Nacht ist barmherzig. Ich weiß ja, was du für mich auf dich genommen hast.«
    Dann führte er die Paddel wieder in das Wasser und trieb das Boot noch schneller als vorher dem Ufer zu. Das Geräusch des

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