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Niemand lebt von seinen Träumen

Niemand lebt von seinen Träumen

Titel: Niemand lebt von seinen Träumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verdrängten Wassers überdeckte Susannes Weinen.
    Einige Zeit war es ihnen, als seien sie allein auf der Welt.
    Als Frank endlich die Konturen des Ufers schärfer erkennen konnte, hatte er schon Blasen an den Händen. Aber er achtete nicht auf die Schmerzen. Susanne fror. An eine Decke hatte Yenkins nicht gedacht, durchfuhr es Frank, und fast empfand er es als Erleichterung, daß sich der sonst so umsichtige Freund einmal als nicht so ganz unfehlbar erwies.
    Langsam gewannen am Ufer auch die Umrisse eines Menschen Gestalt. Dieser watete ihnen, durch hüfthohe Fischerstiefel geschützt, entgegen und zog das Boot mit dem Bug aufs Ufer, so daß Susanne und Frank trockenen Fußes aussteigen konnten.
    »Ich bin Bill«, stellte sich der Helfer vor und ergriff Susannes Hand. »Dr. Yenkins hat mir erzählt, worum es geht und was Sie für Ihren Verlobten getan haben. Muß sagen, daß ich große Hochachtung vor Ihnen habe. Sie gehören in dieses Land. Durch Frauen, die eben solchen Mut hatten, ist es mit das geworden, was es heute ist. Sie gefallen mir, Miß Braun. Ich muß Sie umarmen.«
    Und Bill drückte Susanne an seine breite Brust. Nur mit Mühe konnte sie noch Atem holen. Doch als er sie wieder losließ, hatte sie ihre Niedergeschlagenheit vergessen. Sie lächelte glücklich.
    »Wenn Amerika mehr solche Männer aufzuweisen hat wie Sie, Bill, wird sich Frank aber sehr anstrengen müssen. Sie sind einer, dem sich jede Frau sofort bedingungslos anvertraut.«
    »Das können Sie aber auch. Den Cop möchte ich sehen, der Sie aus meinem Auto herausholt. Aber jetzt steigen Sie ein; Sie müssen ja auf dem Wasser ganz schön gefroren haben.«
    »Sofort, ich will mich nur noch von Frank verabschieden.« Bill verstand. Er drehte sich um und ging einige Schritte in Richtung Auto zurück.
    »Wir wollen es kurz machen, Liebling«, meinte Susanne, als Frank sie in seine Arme nahm. »Wir sehen uns ja bald wieder, und dann sind wir für immer zusammen. Es bleibt noch so viel Zeit für Küsse …«
    Doch Frank ließ sich nicht abwehren. Er küßte Susannes Gesicht – zuerst die Stirn, dann ihre Augen, die Nasenspitze und suchte zuletzt ihre Lippen. Sie öffneten sich, weich und verlangend. Es wurde ein langer, ebenso inniger wie leidenschaftlicher Kuß.
    Susanne war es, die sich plötzlich losriß. »Du mußt zurück, Frank«, mahnte sie und führte ihn zum Boot. Widerspruchslos stieg er ein.
    Da stand auch schon Bill neben Susanne. Sie hatten ihn beide nicht kommen hören. Er schob das Boot ins Wasser und stieß es mit einem Fußtritt ab. Frank legte sich in die Riemen, und schon bald hatte ihn die Dunkelheit verschluckt.
    Mit seiner starken Taschenlampe gab Bill Signale in Richtung des Flugzeuges. Sofort wurde an Bord ein kleines Positionslicht eingeschaltet.
    »Damit Ihr Verlobter auch weiß, wohin er zu rudern hat«, erklärte Bill den Vorgang.
    »Können wir warten, bis das Flugzeug startet?« fragte Susanne zaghaft.
    »Aber sicher. Bloß nicht hier. Sonst holen Sie sich wirklich noch eine Erkältung, und ich kann statt einer hübschen Frau eine Grippekranke über das Land fahren. Also, kommen Sie.«
    Sorgsam führte Bill seinen Schützling zum Wagen zurück und setzte das Mädchen in den Fond.
    Er selbst blieb draußen.
    So warteten sie, bis plötzlich draußen auf dem See die Motoren aufheulten und die Scheinwerfer eingeschaltet wurden. Sie sahen, wie das Flugzeug über den See raste und schließlich abhob. Bald waren nur noch die blinkenden Positionslichter zu sehen, das Motorengeräusch verklang in der Ferne.
    »Die sind schneller in Cleveland als wir«, kommentierte Bill, als er sich hinter das Steuer setzte. »Aber wir sehen mehr von Amerika.«
    Er drehte sich zu Susanne um. »Jetzt beginnt nämlich Ihre Fahrt ins Glück. Machen Sie es sich richtig gemütlich, da hinten. Sie können sich nach Belieben einrichten. Zwei Tage sind wir noch unterwegs. Aber Bill wird auch für Abwechslung sorgen.«
    Lachend betätigte er den Anlasser und fuhr langsam an. Stumm saß Susanne im Fond, während der schwere Wagen die ersten 50 Meilen nach Cleveland schluckte. Die Fahrt ging durch die Nacht, vorbei an weiten Feldern, an verstreut liegenden Farmen und Bauernhöfen. Einmal kreuzten sie einen Feldweg, an dem ein Corral mit Hunderten von Kühen lag. Cowboys saßen dort um ein Lagerfeuer. Es war wie ein Film, romantisch und schön – allein die Gefahr, die mit dem einsamen Wagen durch die Nacht fuhr, war der Grund, daß Susanne nur zögernd

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