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Niemand lebt von seinen Träumen

Niemand lebt von seinen Träumen

Titel: Niemand lebt von seinen Träumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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um eine Frau ernähren zu können? Wie wäre es denn, wenn er da noch etwas mit der Familiengründung warten würde …«
    »So laß doch mal die Alberei. Die Sache ist ernst. Das Mädchen hat nämlich – keine Einwanderungserlaubnis!«
    »Hoppla! Und jetzt sitzt sie auf Ellis Island und ich soll sie dort rausholen, was?«
    »Nein. Eben nicht! Sie ist bereits in Ohio!«
    »Hör mal, Onkel.« Fuller wurde sachlich. »Dir hat die Süße nicht doch eventuell die Sinne geraubt? Wie kann das Mädchen denn in Ohio sein, wenn es keine Papiere hat? Das hat es noch nie gegeben.«
    »Eben, Henry. Darum rufe ich ja auch an.« Professor Krausz' Stimme wurde eindringlich: »Freunde haben das Mädchen eingeschmuggelt. Frage mich nicht, auf welchen Wegen. Jetzt ist sie wohlbehalten da, und ich bestehe darauf, daß sie nicht mehr zurückgeschickt wird.«
    Henry Fuller schob die Bettdecke zur Seite und raufte sich die Haare. Er war jetzt hellwach und hatte begriffen, daß der Anruf wirklich sehr wichtig war.
    »Alter schützt vor Torheit nicht!« schrie er. »Wie kannst du alter Knabe dich in solche Abenteuer einlassen? Das wird niemals gutgehen. Niemals! Da kann auch ich nicht helfen! Niemand kann da helfen … es sei denn, Truman erklärt sie plötzlich zu seiner Tochter. Illegal ein Mädchen in die Staaten zu bringen! Das ist ja wie in besten Al Capone-Zeiten. Wer hat denn überhaupt solch eine verrückte Idee gehabt?«
    »Einer unserer bekanntesten Anwälte – Dr. Yenkins.«
    »Auch das noch!« stöhnte Fuller. »Das wird ein hundertprozentiger Politskandal! Das Mädchen muß sofort den Einwanderungsbehörden übergeben werden. Sie gehört auf Ellis Island.«
    »Auf keinen Fall, Henry!« sagte Krausz nun unvermittelt sehr bestimmt und unnachgiebig. »Ist sie erst einmal dort, wird sie unweigerlich nach Europa abgeschoben …«
    »Das Gefühl habe ich auch.«
    »Aber Susanne bleibt hier, so wahr ich Krausz heiße!«
    »Jetzt wird es dramatisch!« Henry Fuller hüpfte aus dem Bett und stampfte mit den nackten Füßen auf. »Wie stellst du dir das vor? Soll ich zum Minister gehen und sagen: Old Boy, da ist 'ne süße Kleine, die heißt Susanne, kommt aus Germany und wurde an unseren Polizisten und Soldaten vorbei ins Land geschmuggelt. Denn irgend so ein Kraut, dem ein amerikanisches Mädchen nicht gut genug ist, liebt sie und kann angeblich ohne sie nicht leben. Sage ›ja‹ dazu und gib ihr die Staatsbürgerschaft.«
    »So ähnlich habe ich mir das gedacht, Henry!«
    »Ich bin kein Zauberer, Onkel …«
    »Du bist mehr – du hast alle Beziehungen.«
    »Danke.«
    »Oh, bitte. Dir als Fuller-Erben muß es doch möglich sein, die kleine Susanne hier zu lassen! Alles ist doch eine Frage des Geldes! Stell für sie eine Kaution von hunderttausend Dollar.«
    »Ach, nein! Damit ein anderer Bursche mit der Puppe glücklich wird. Ich bin doch kein Idiot. Stell du doch die Kaution!«
    »Wenn ich hunderttausend Dollar hätte, gerne und sofort! Aber ich habe sie nicht. Ich habe sie nur in Sachwerten … und die nimmt keiner.«
    Henry Fuller fing an nachzudenken.
    »Hast du eigentlich schon mit Papa gesprochen?«
    »Nein. Aber ich werde es noch tun und ihm berichten, wie unbeholfen sein Sohn geworden ist …«
    »Ach nee …«
    »Ja, das werde ich! Und dann bekomme ich die hunderttausend von deinem Vater, und du kannst in die Röhre gucken!«
    Henry Fuller wurde hellhörig. Er umfaßte den Hörer fester und beugte sich vor.
    »Wieso Röhre?« fragte er. »Das klingt ja so, als ob bei der Sache etwas herauskäme.«
    »Allerdings«, antwortete Krausz. »Daß Susanne in den Staaten bleiben kann, ist mir einiges wert. Ich habe in Deutschland eingekauft und dabei auch günstig eine Boccaccio-Erstausgabe aus dem Jahre 1476 erstanden. Es war eine einmalige Okkasion. Ich bin bereit, auf das große Geschäft zu verzichten. Derjenige, der es schafft, für Susanne die Einwanderungserlaubnis zu erwirken, erhält diese bibliophile Kostbarkeit zu meinen Selbstkosten – ohne Aufschlag.«
    Damit hängte Professor Krausz ein. Vergnügt rieb er sich die Hände. Er wußte ja, mit welcher Leidenschaft Henry Fuller Erstausgaben der erotischen Literatur sammelte. Susanne allein hätte diesen hartgesottenen Burschen vielleicht kaltgelassen. Aber Susanne in Verbindung mit Boccaccio … das mußte eine Reaktion auslösen.
    Henry Fuller saß wie erstarrt auf seinem Bett und schüttelte den Hörer. »Abgehängt«, sagte er leise. »Ein Boccaccio – dieser Schuft

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