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Niemand

Niemand

Titel: Niemand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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sich an Lillys Schwanz festhielt.
    »Miaauuuuuu!«
    »Reg dich ab, was bleibst du auch einfach stehen?«
    »Hast du das nicht gehört?«
    Ein zweiter Ton verschluckte Lillys letztes Wort.
    »Da steht das Wurzelmännchen«, rief Nina, die Petit fest an sich drückte und ein paar Schritte zurückging.
    »Vorsicht!« Lillys Warnung kam zu spät.
    Nina stolperte über einen Taugenichts, landete bäuchlings neben ihm, die Arme weit von sich gestreckt, und rutschte noch ein Stück über das Moos. In den Händen hielt sie die zum Nest gefaltete Decke, in der Petit lag. Er hopste durch den Aufprall hoch, lachte und gluckste. Kichernde Trauerklößchen hatte es im Niemandsland noch nie gegeben.
    Das Wurzelmännchen eilte Nina entgegen und fuchtelte wild mit den Astarmen in der Luft herum, als wollte es einen Mückenschwarm vertreiben. »Das Mädchen. Ich habe das gute Mädchen von Niemand gefunden!«
    Nina wäre gerne liegen geblieben, doch sie sprang auf und flüchtete vor dem Wurzelmännchen, rannte nach links, an Lilly und Fräulein Klimper vorbei, die wie angewurzelt stehen blieben.
    »Los!«, schrie Nina, drehte sich nach Lilly und Fräulein Klimper um und übersah den Nikolaus, dessen mächtiger Bauch sie stoppte.
    Lilly setzte sich hin, blinzelte und miaute verwirrt.
    »Was ist hier los?«, flüsterte ihr Fräulein Klimper ins Ohr.
    Lilly schwieg. Sie beobachtete, sie schnupperte. Ihre Barthaare zuckten.
    »Nina!« Der Nikolaus drückte sie fest an sich. »Es geht dir gut!«
    Nina kämpfte sich aus der Umarmung. »Das Wurzelmännchen ist hinter mir her! Niemand Sonst wollte uns töten. Petit hat gelacht – das erste Mal – und Lilly lebt noch! Fräulein Klimper will keine Wünsche mehr erfüllen. Anton ist weg. Ich habe keinen Namen für Niemand. Und wünschen darf ich ihn mir auch nicht.« Die Worte sprudelten aus Nina heraus. Dann seufzte sie: »Ich kann nicht mehr stehen«, und sank erschöpft in die Arme des Nikolaus, der sie zusammen mit dem am Zauberstab nuckelnden Petit hochhob. Das Himmlische Kind tauchte hinter dem Nikolaus auf und hatte einen Nichtsnutz an der Hand.
    Das Wurzelmännchen war längst stehen geblieben. Es stand ruhig und erstarrt, nur seine weißen Wurzelhaare unterschieden ihn von den anderen Bäumen.
    »Was ist hier los?«, fragte Fräulein Klimper forsch, drängte sich aber ängstlich an Lillys Seite.
    »Niemand hat uns ausgesandt, das Mädchen zu suchen.« Nur eine Stimme, unsichtbares Wesen, kaum Geruch.
    »Wer ist das?« Lilly hatte eine Ahnung, wollte ihrer empfindlichen Nase jedoch nicht glauben.
    »Überhaupt Niemand«, antwortete der Nikolaus, der Nina auf dem Boden absetzte, an einen Baumstamm gelehnt. Sie bettete Petit, der in seiner verschlungenen Decke wieder eingeschlafen war, auf ihre Beine. Fräulein Klimper schlich über Ninas Beine zu Petit, nahm ihren Zauberstab an sich, setzte sich neben das schlafende Klößchen und betrachtete es verzückt.
    »Niemand würde seinen verräterischen Onkel niemals nach Nina suchen lassen.« Lillys Stimme klang misstrauisch.
    »Er hat den Heiligen Geist befreit.«
    »Und wenn er Gott persönlich kennt. Ich vertraue ihm nicht.« Lilly fuhr die Krallen aus und Fräulein Klimper nickte zustimmend.
    »Ich durfte auch mit«, sagte der Taugenichts stolz, und der Nichtsnutz reihte sich mit ein: »Ich auch.«
    »Oh, es plingt mal wieder. Da muss aber jemand sehr nah eine Wimper verloren haben.«
    Das Himmlische Kind hatte sich abseits von der Gruppe an einen Baum gelehnt und sein Horn geputzt. Nun trat es vor und hielt Fräulein Klimper eine Wimper auf seinem schmalen, weißen Zeigefinger entgegen. Doch die Fee schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Nö. Kannste wegpusten, aber Wünsche erfülle ich keine mehr.«
    Der Nikolaus wandte sich Fräulein Klimper überrascht zu. »Aber das geht doch nicht!«
    »Doch das geht. Das geht so lange, bis Nina einen ihrer drei freien Wünsche äußert.«
    »Sie hat drei Wünsche frei?«, fragte der Nikolaus und alle – bis auf Nina selbst – blickten ungläubig zur Klimper-Wünsche-Fee, die lächelnd nickte.
    »Was ist das?«, fragte Nina plötzlich.
    Der Taugenichts und der Nichtsnutz, das Himmlische Kind – das seine Wimper nicht wegpustete, sondern in seinem Horn aufbewahrte –, der Nikolaus, das Wurzelmännchen und vielleicht auch Überhaupt Niemand, blickten zu der Stelle des moosbewachsenen Bodens, an der Nina über den Taugenichts gestolpert war. Das Wurzelmännchen kam ein

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