Niemand
Mister Dings und Misses Bums folgten Arm in Arm, manchmal Hand in Hand, dann wieder Arm in Arm, den Robotern, die wie mit Metall übergossene, athletische Männer aussahen, wenn auch kantig – hier und da.
Der Kleine Dickkopf schlich hinterher.
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Niemand lief auf Anton zu, quer über den mit wilder Wiese bewachsenen Berg, ungehindert an den arbeitenden, noch kleinen und den schon gewachsenen Krötengreislingen vorbei. Seinen Geruch versteckte er gekonnt. Nur das Gras raschelte verräterisch, bog sich zur Seite, knickte unter seinen nackten Füßen. Das blieb nicht unbemerkt. Doch es waren nicht die Goldgelockten-Giganten-Greislinge, die Niemands Anwesenheit entdeckten. Sein Vater nahm die Veränderungen wahr, die nur von einem Unsichtbaren stammen konnten.
Niemand Sonst nahm die Verfolgung seines Sohnes auf.
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Anton schlich rückwärts den Berg hinunter, die Armee ständig im Blick. Jede ruckartige Bewegung könnte die Kröten auf ihn aufmerksam machen und Anton glaubte nicht, dass sie ihn verschonten. Aber er wollte leben, bis er Petit noch einmal gesehen hatte und wusste, dass es dem kleinen Klößchen gut ging. Anton schaute sich um. Auf dem Berg erkannte er gigantische Froschmutationen, an der Rückseite der Burg tummelte sich eine kleinere Gattung, die von einem Krötengiganten mit goldener Kette gepeitscht wurden. So ein Sklaventreiber! Es blieb ihm nur der Wald. Dort könnte er sich hinter einem Baum verstecken oder Schutz zwischen den Bergen der Propheten finden. Aber dafür musste er weit hüpfen. Und diese Frösche hüpften schneller als er.
Das Gras war hoch, doch er war zu dick und zu rot. Noch vor kurzer Zeit hätte ihm sein Drecksack das Leben retten können. Nun erschien Anton die rote Farbe lästig, die ihm bei der Überlistung der Roten Armee noch nützlich gewesen war.
»Leise.«
Anton sprang vor Schreck in die Luft. Zu hoch. Der Kommandant erblickte den rot gefärbten, fetten Sack und gab Befehl. Die Armee hüpfte höher und weiter, die goldenen Waffen erhoben.
»Los. Komm!«
»Niemand?«
Anton wurde an einem der Stummelsackarme gepackt und fortgezerrt.
»Du weißt, dass ich nur auf Geheiß deines Vaters gehandelt habe, Herr?«
»Wir müssen zur Burg. An der Seite gibt es einen Eingang, versteckt hinter den Blaubeersträuchern.«
»Aber dort sind sie auch, Herr.«
»Das ist die einzige Möglichkeit.«
Die Armee stieß gallige Geräusche aus. Anton fröstelte.
»Du bist zu langsam.«
»Ich bin fett geworden, Herr.«
»Roll dich!«
Anton verstand.
»Und nenn mich nicht Herr!«
Der Tritt, den Niemand ihm verpasste, schmerzte nicht annähernd wie die Schläge und Fußtritte, die Niemand Sonst ihm täglich zu spüren gegeben hatte. Dieser Tritt sollte ihm das Leben retten. Anton rollte den Berg hinunter so schnell wie ein Ball und sah dabei wie ein rotes, rundes Sofakissen aus. Dicht hinter ihm rannte Niemand, der von rasch aufeinanderfolgenden Fußspuren verfolgt wurde, die sich hinter Niemands Spuren im Gras abzeichneten. Das gallige Quaken der goldenen, gigantischen, faltigen Kröten schwoll zu einem siegessicheren Froschkonzert an. Die Goldgelockten-Giganten-Greislinge! Anton begriff endlich. »Wir schaffen es nicht«, jammerte er.
»Spring!«, schrie Niemand.
Anton wickelte sich auseinander und hüpfte. Er landete im Gestrüpp, ignorierte die Dornen, die ihm Fäden aus seinem Sackwanst zogen, stieß die Türe auf, die sich unmittelbar vor ihm befand, und hüpfte hinein. Niemand hatte recht.
Die Tür knallte zu.
In Sicherheit.
»Niemand?«
75.
Niemand Sonst wütete leise. Er nutzte wie Niemand seine Unsichtbarkeit als Tarnung vor den Goldgelockten-Giganten-Greislingen. Den Plan, sich ihnen anzuschließen, hatte er verworfen, nachdem sie die Burg erobert hatten. Seine Burg! Wo steckte die Rote Armee? Warum verteidigten sie seine Burg nicht? Langsam dämmerte es Niemand Sonst, dass er von allen guten und schlechten Geistern verlassen worden war. Aber er wollte nicht akzeptieren, dass ein Niemand die Herrschaft des Niemandslandes zugesprochen bekam. Auch wenn er sich nicht mit den Greislingen verbündete, er könnte sich ihre Stärke zunutze machen und seinen Sohn töten!
Er hatte einen Weg unterhalb des Niemandslandes eingeschlagen, nachdem er die Verfolgung von dem hässlichen Nina-Mädchen aufgegeben hatte. So kam er schneller voran. Fast zeitgleich war er mit Niemand und der Niemandsländer-Schar eingetroffen. Diesen Verrätern. Er glaubte
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