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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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erschüttert. »Es ist etwas passiert. Und das, was geschehen ist, bringt es mit sich, daß gerade deine Fähigkeiten jetzt unentbehrlich sind. Man kann es so ausdrücken, daß für Leute wie dich jeder Urlaub gestrichen ist.«
    »Jetzt soll also um des Weltfriedens willen illegal abgehört werden?« scherzte Åke Stålhandske unsicher.
    »Nein«, entgegnete Carl düster. »Schlimmer.«
    »Und es geht ausgerechnet um meine Fähigkeiten?«
    »Ja.«
    »Dann werden wir ja einen Krieg gegen Finnland anfangen. Da mache ich aber nicht mit«, versuchte Åke Stålhandske tapfer weiter zu scherzen. In Wahrheit sah er völlig vernichtet aus.
    »Ungefähr«, sagte Carl. »Ich habe jetzt zwei Möglichkeiten: zu erzählen oder zu diskutieren. Die eine Möglichkeit – ich beginne mit der Lage. Die zweite – wir gehen auf denkbare Lösungen dessen ein, was in nüchterner Berichtssprache persönliche Interessenkollision heißen würde. Was ist dir lieber?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen«, erwiderte Åke Stålhandske traurig. »Wenn man nicht dienstfrei bekommt, kann man dann kündigen?«
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Carl mit angestrengter Härte.
    »Hier bei den Streitkräften gelten doch auch die schwedischen Arbeitsgesetze. Man kann doch, verdammt noch mal, auch als Spion Vaterschaftsurlaub nehmen. Ich glaube, ein mir nahestehender Fregattenkapitän hat das schon bewiesen.«
    »Ja, das wird schon möglich sein«, erwiderte Carl. »Aber das entscheidet die Sache. Dann erzähle ich lieber erst, worum es geht. Dann wirst du nämlich mitmachen.«
    Åke Stålhandske schnappte nach Luft, hatte aber nichts einzuwenden. Carl stand auf und ging zu einem Dokumentenschrank, dem er eine Karte der Nordkalotte entnahm, ein Exemplar, auf dem zufällig sämtliche sowjetischen Flugzeug und Marinebasen markiert waren. Das lockte Åke Stålhandske zunächst auf eine völlig falsche Fährte, als stünde tatsächlich ein Krieg bevor.
    Carl nahm einen Bleistift als Zeigestock und berichtete über alles, was es bislang bei den schwedischen Streitkräften an Erkenntnissen gab. Nebenbei wies er darauf hin, daß es von jetzt an vier Personen in Schweden gebe, die Bescheid wüßten. Weitere Erkenntnisse lägen nicht vor.
    Als er fertig war, lehnte er sich zurück und wog den Bleistift kurz in der Hand, bevor er ihn plötzlich auf Åke Stålhandskes Gesicht losschnippte. Ob mit Glück oder Geschicklichkeit, dieser fing ihn mit der linken Hand in einer ausholenden Bewegung auf, als hätte er eine Fliege verscheucht.
    »Also, Major Stålhandske«, sagte Carl in einem fast resignierten Tonfall, »ich wüßte gern, wie wir uns auf finnischem Territorium vorbereiten sollen.«
    »Bevor wir überhaupt wissen, ob etwas daraus wird, und bevor wir wissen, ob wir von finnischer Seite unterstützt werden? Es geht also um die nächste Zeit?« sagte Åke Stålhandske.
    Carl nickte bedächtig, antwortete aber nicht.
    »Na ja, wie du schon so vorsichtig angedeutet hast«, begann Åke Stålhandske nachdenklich, als befände er sich schon in der rein militärischen Wirklichkeit, jenseits alles Privaten. Carl beneidete ihn um diese Reaktion. »Wie ich es sehe, geht es also um das große ungeklärte Problem, wie wir über die Grenze zurückkommen sollen. Hinein fliegen wir ja, das ist also nichts Besonderes. Aber wie wir zum Teufel unsere Haut retten sollen, das ist etwas völlig anderes.«
    Carl nickte erneut. Åke Stålhandske überlegte eine Zeitlang, während er den Bleistift in seiner gewaltigen rechten Hand quetschte.
    »Nun ja«, sagte er schließlich. »Wir müssen natürlich alles von der Satellitenüberwachung des großen Bruders anfordern, was nur möglich ist. Wir müssen wissen, wie die Grenze auf der russischen Seite aussieht, wo sie bemannt ist, und so weiter. Aber schon auf Grund unserer Allgemeinbildung wissen wir, daß es nach fünf Kilometern auf sowjetischem Territorium einen hundert Meter breiten Gürtel gibt, der elektronisch überwacht wird. Wie man hört, laufen ihnen Elche, Bären, Luchse und andere Tiere in diese Fallen. Es geht also um fünf Kilometer Flucht oder Entdeckung. Winter, deutlich sichtbare Spuren. Das bedeutet, daß wir uns verteufelt beeilen müssen. Also Schneemobile.«
    »Die können wir aber nicht aus der Luft absetzen. Zu groß, sie erscheinen auf dem Radar«, bemerkte Carl mechanisch.
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Stålhandske, »das ist doch klar, das meinte ich ja gerade. Also muß die Kommandotruppe von

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