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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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daß es um etwas Großes und Gefährliches ging. Das mußte den amerikanischen Kollegen gefallen.
    Er fertigte seine Ersuchen in englischer Sprache in zwei Exemplaren aus und ging dann mit den Unterlagen zu Sam, um sie unterschreiben zu lassen.
    Sam wühlte in einigen Anweisungen des Oberbefehlshabers, die an die Luftwaffe und die Fallschirmjäger in Karlsborg gingen.
    »Wie wird man das hier wohl interpretieren?« fragte Samuel Ulfsson und zeigte auf den kleinen Papierhaufen mit Instruktionen, die an schwedische Adressaten bei den Streitkräften weitergeleitet werden sollten.
    »Als wären wir dabei, irgendeine Teufelei auszuhecken, natürlich«, erwiderte Carl müde. »Aber kein vernünftiger Mensch würde selbst in seinen wildesten Träumen darauf kommen, wie ernst diese Angelegenheit ist. Übrigens kann ich mir nicht vorstellen, daß die Finnen einen Rückzieher machen. Wer könnte das überhaupt?«
    »Warum sollte man es nicht können?« fragte Samuel Ulfsson tonlos.
    »Weil die Sache zu groß ist. Es geht eben nicht nur um eine theoretische Million Menschenleben, sondern um ein höllisches, genau das, ein höllisches Durcheinander in der ganzen Welt. Wem fallen dann noch Gründe für einen Rückzieher ein?«
    »Nein, wahrscheinlich hast du recht«, sagte Samuel Ulfsson.
    »Wem kann so etwas dann noch einfallen? Wir müssen die Geschichte jedenfalls so vorbereiten, als ob die Finnen einen Rückzieher vorhätten, nicht wahr?«
    »Natürlich«, bestätigte Carl tonlos. »Natürlich. Und wir sind ja schon dabei. In der Frage des Materialeinkaufs ist mir übrigens was eingefallen.«
    »Ja?«
    »Wir können zwischen Großbritannien und den USA wählen. Ich meine, aus rein technischen Gründen. Beide verwenden die Technik, die hier in Betracht kommt. Was ziehst du vor?«
    »Die USA, natürlich.«
    »Weil sie schon an dem Geschäft beteiligt sind?«
    »Ja, aber natürlich nicht aus handelspolitischen Gründen. Hast du deine Anforderungen dabei, oder wie wir das nennen sollen?«
    Carl nickte und schob die Papiere über den Schreibtisch.
    »Ich würde es vorziehen, wenn du mit Texas Slim Verbindung hältst«, sagte Carl. »Mir fällt der Umgang mit diesem Mann recht schwer.«
    »Mir auch«, entgegnete Samuel Ulfsson. »Wie ich vermute, aus den gleichen Gründen wie dir. Mir wäre es also lieb, wenn du mit ihm Verbindung hältst.«
    »Er neigt dazu, einen wie einen Laufburschen zu behandeln«, bemerkte Carl säuerlich.
    »Eben«, sagte Samuel Ulfsson, »und aus diesem Grund habe ich mir gedacht, daß du dich besser eignest.«
    »Wie darf ich das verstehen? Ich bin nur ein einfacher Fregattenkapitän, und du bist immerhin Chef des Unternehmens.«
    »Eben, genau deshalb. Aber du bist immerhin ein Held mit allem Drum und Dran. Ich glaube, das bringt Amerikaner eher zur Räson als Rangabzeichen. Wenn du also so nett sein willst?«
    Samuel Ulfsson erweckte tatsächlich den Eindruck, als stellte er eine Frage. Er unterschrieb die Papiere, behielt die Kopien und schob die Originale vorsichtig über den Schreibtisch zu Carl.
    Doch natürlich war es keine Frage.
    »Verstanden, zu Befehl«, sagte Carl mit einem Seufzer. Er legte die Unterlagen in eine Aktenmappe und stand auf. Sie nickten einander kurz zu. Carl sah auf die Uhr und ging. Er hielt Samuel Ulfssons Vorschlag aus einem sehr einfachen Grund für dumm. Er selbst mußte sich unter recht konspirativen Formen mit Texas Slim treffen, da er überall Aufsehen erregte. Er mußte zu Beata ins Zimmer gehen und aus ihrem Panzerschrank einen Aktenordner holen, um die vorausbestimmten Treffpunkte und ihre Zahl zu finden. Dann ging er in sein Zimmer und rief den vermeintlichen Landwirtschaftsattaché der amerikanischen Botschaft an und sprach kurz über eine fiktive Farmerdelegation. Er nannte die Zahl von drei Delegierten und fragte, ob es recht sei, was nach kurzem Getuschel bejaht wurde. Er sagte, in fünfzehn Monaten von jetzt an sei ein geeigneter Zeitpunkt. Das bedeutete in fünfzehn Minuten, und da der vermeintliche Landwirtschaftsattaché nichts einzuwenden hatte, legte Carl nach einigen Höflichkeitsfloskeln auf und ging zu seinem Wagen hinunter.
    Treffpunkt Nummer drei war ein Parkplatz draußen auf Djurgården in der Nähe des Kaknäs-Turms. Dort war es nur selten voll. Jetzt standen drei Wagen da, und Carl parkte erleichtert.
    Der amerikanische Wagen erschien wenig später und stellte sich neben seinen. Nach einer halben Minute ging die Tür auf. Texas Slim stieg aus und

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