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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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der anderen Seite abgeholt werden. Die Schneemobile müssen von der finnischen Seite kommen und sich zu dem verabredeten Treffpunkt begeben. Die Gruppe überwindet die elektronischen Hindernisse, springt in den Sattel und ist verschwunden, wenn die russischen Grenztruppen ankommen.«
    »Und die Spuren führen nach Finnland. Und kommen aus Finnland«, bemerkte Carl. »Und was tun die Russen dann?«
    »Sie alarmieren ihre finnischen Kollegen.«
    »Und was tun die Finnen, Verzeihung, die Finnländer?«
    »Setzen sich wie von Taranteln gestochen in Bewegung, nämlich in dem Glauben, auf unbewaffnete Schmuggler oder entlaufene Sträflinge oder so was zu stoßen. Scheint mir nicht schwer zu sein, sich da freizuschießen.«
    »Die Alternative ist natürlich, von Finnen gefangengenommen zu werden«, stellte Carl fest.
    »Nun ja. Wie sehr es das schwedische Selbstwertgefühl auch treffen mag, so ist es unleugbar eine realistische Alternative. Unter uns gesagt, glaube ich, daß es mir schwerfallen wird, auf Finnen zu schießen.«
    Carl nickte nachdenklich. Wenn Åke Stålhandske »ihm falle etwas schwer« sagte, war es eine beträchtliche Untertreibung.
    »Das ist Politik«, sagte er gedankenverloren. »Darauf pfeifen wir bis auf weiteres und halten uns an das Praktische. Wir sollten also erstens den besten Punkt zur Überwindung der Grenze finden und zweitens eine Basis errichten, die… wie viele Mann können wir auf jedem Schneemobil transportieren?«
    »Mit oder ohne Ausrüstung? Sollen wir auch die Kernwaffen so schleppen?« fragte Åke Stålhandske, der immer mehr seinem früheren Ich, aus der Zeit vor der Begegnung mit Anna Erikadotter, zu ähneln begann.
    »Ach so, habe ich das nicht gesagt«, fragte Carl verlegen.
    »Nein, Kernwaffen dürfen auf keinen Fall sowjetisches Territorium verlassen. Wir sollen die Sprengköpfe beschlagnahmen, die wir dort vorfinden, sie eventuell sichern, falls sie es nicht schon sind, was wohl zu vermuten ist, um sie dann mit einem Peilsender zu versehen und uns zurückzuziehen, nachdem wir, na du weißt schon.«
    »Die Schmuggler gestellt haben. Nun, das wird ja einfacher«, setzte Åke Stålhandske den Gedankengang fort. »Ich würde also meinen, daß wir zwei Schneemobile mit Anhänger brauchen, also zwei Fahrer. Konkret bedeutet es, daß wir in diesem Gebiet eine Basis errichten.«
    Er zeichnete mit dem Bleistift einen Kreis, der ein Gebiet mit einem Radius von etwa hundert Kilometern abdeckte.
    »Schneemobile sind ziviles Material«, bemerkte Carl. »Wie steht es mit Sendern? Wir müssen ja von der finnischen Basis mit dem Kommandotrupp und mit dem Stab in Stockholm kommunizieren können.«
    »Spielt keine Rolle«, murmelte Åke Stålhandske. »Das sind unauffällige Dinger. Die Sendungen lassen sich nicht orten, wenn man kein gottverdammtes Glück hat, und das dürften weder die Russen noch die Finnen haben.«
    »In welcher Gestalt möchtest du also das Gelände erkunden und die Basis errichten?« fragte Carl beiläufig, als wäre es eine Kleinigkeit.
    »Als Finnländer, na ja, Finnlandschwede, der ein bißchen Geld geerbt hat und sich nach dem Land der Helden und harten Männer zurücksehnt. Kein Wunder bei einem Mann, der sich wie ich für Jagd und Fischfang interessiert«, sagte Åke Stålhandske resigniert.
    »Tust du das?« fragte Carl neugierig.
    »Keine Spur«, schnaubte Åke Stålhandske entrüstet, »aber ich werde mich bemühen müssen, den Eindruck zu erwecken. Es kann aber kaum viel schwieriger sein, Schneehasen oder was die da oben haben zu schießen als Menschen.«
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Carl. Er versuchte die letzte Bemerkung zu ergründen und kam zu dem Schluß, daß Bitterkeit den Zynismus erklärte.
    »Du verstehst doch, daß du dabeisein mußt?« fragte er leise. Åke Stålhandske nickte nur sacht mit dem Kopf. So war es, ja. Wer wußte, worum es ging, konnte sich nicht herauswinden.
    »So, damit gehen wir zu dem privaten Problem über«, sagte Carl schnell, als wollte er betont das Thema wechseln, was jedoch nicht recht gelang.
    »Bist du sicher, daß ihr heiraten werdet?« fragte er in geschäftsmäßigem Ton.
    »Ja«, erwiderte Åke Stålhandske mit abgewandtem Gesicht.
    »Wirst du ihr erzählen, ich meine Anna, was du eigentlich tust?«
    »Ja.«
    »Glaubst du, daß sie es akzeptieren wird?«
    »Ja.«
    »Glaubst du, sie könnte an einer Hochzeitsreise nach Finnland Gefallen finden? An einer Reise in den wilden Norden, um in den Bergen zu

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