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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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setzte sich schnell neben Carl. Sie gaben sich die Hand, und Carl überreichte die Mappe.
    »Ihr habt also schon losgelegt«, stellte Texas Slim fest.
    »Natürlich«, erwiderte Carl. »Solche Dinge schiebt man nicht auf die lange Bank.«
    »Könnt ihr es schaffen?«
    »Die technische Seite der Operation ist wie ein Spaziergang im Park, vorausgesetzt, wir bekommen ein wenig Hilfe von eurer Seite«, sagte Carl mit einem feinen Lächeln.
    »Shit!« rief Texas Slim aus. »Wir können euch nicht assistieren. Ich dachte, das wäre von Anfang an klar gewesen. Ich hab doch gewußt, daß es irgendwo hakt, ich hab’s gewußt!«
    »Nur mit der Ruhe jetzt, Jungchen«, sagte Carl mit abgewandtem Gesicht, um nicht sehen zu müssen, wie Texas Slim auf die Anrede Jungchen reagierte. »Was wir von euch brauchen, sind ein paar Informationen und eventuell ein paar dicke Overalls und anderes. Kleinigkeiten. Wir übernehmen alles Operative.«
    »Teufel auch! Alles Operative?« erwiderte Texas Slim beherrscht. Er hatte sich entschlossen, dieses Jungchen durchgehen zu lassen, als hätte er es nicht gehört.
    »Ja«, fuhr Carl fort. »Wir schicken ein Team rüber, führen die Operation durch und ziehen uns dann zurück. Wir brauchen Einflugrouten für extrem geringe Flughöhe. Eure Tomahawks haben sie einprogrammiert. Wir müssen einen Chip oder zwei von euch leihen. Ferner brauchen wir Satellitenkarten über russische Posten in dem fraglichen Gebiet. Dann noch ein paar Spielzeuge, das ist alles.«
    »Das ist alles?«
    »Ja. Wir können in einem Monat einsatzbereit sein, da uns reichlich Zeit zur Verfügung steht. Wäre es eiliger, könnten wir es schneller schaffen. Wir können es und werden es auch dann tun, wenn die Finnen einen Rückzieher machen. Das ist die Botschaft.«
    Texas Slim schwieg eine Zeitlang und dachte nach. Er saß sichtlich unbequem, da der Beifahrersitz auf Tessies Größe eingestellt war. Er war ein sehr hochgewachsener Mann. Carl beugte sich unauffällig hinunter und klappte den Hebel hoch, mit dem sich der Sitz verstellen ließ.
    »Danke«, sagte Texas Slim. »Diese Dinge, die werden ja auf irgendeine Weise als Made in USA gekennzeichnet sein. Spielt diese Überlegung bei euch eine Rolle?«
    »Nein«, entgegnete Carl, »das spielt keine Rolle, und das weißt du. Wenn unser Team da drüben versagt, wird man nie wieder etwas von den Männern hören. Dann könnten diese Klamotten genausogut die Kennzeichnung Made on Mars tragen. Es ist eine rein praktische Frage. Es geht um Technik, an der ich in deinem wilden Heimatland sogar selbst ausgebildet worden bin. Ihr habt also die Technik, wir haben sie nur theoretisch. Das ist alles.«
    »Na schön«, sagte Texas Slim. Er nickte nachdenklich und hielt die Mappe mit den Akten hoch. »Ich mache den Leuten wegen dieser Geschichten Beine, und du gibst mir rechtzeitig Nachricht, falls ihr neue Wünsche habt, wenn es Komplikationen gibt, politische Querelen, was auch immer.«
    Er öffnete die Wagentür und nickte zum Abschied.
    »Du kannst dich auf uns verlassen. Wir schaffen das, ohne zu schwitzen, Jungchen «, sagte Carl in genau dem Augenblick, in dem sein amerikanischer Kollege dabei war, die Autotür zuzuschlagen. Er sah, wie der kräftige Mann erstarrte, sich aber beherrschte und die Tür, statt sie zuzuknallen, ruhig zuschlug. Carl lachte, als er den Zündschlüssel drehte.
    Er fuhr auf einigen Umwegen langsam heimwärts, um routinemäßig festzustellen, ob ihn jemand verfolgte. Außerdem wollte er eine Zeitlang mit einem Klavierkonzert von Mozart allein sein.
    Er parkte ein paar Straßenblocks von ihrer Wohnung am Värtavägen entfernt und ging schnell zu Fuß nach Hause. In der Haustür begegnete er einer alten Dame, sah sich genötigt, ihr die Tür aufzuhalten, worauf er sofort in eine Konversation verwickelt wurde. Er stellte sich vor, was ihrem Gesichtsausdruck nach zu schließen gar nicht notwendig war.
    Er flüsterte heimlichtuerisch, er wohne vorübergehend unter falschem Namen im Haus, was unter keinen Umständen herauskommen dürfe. Dann legte er den Zeigefinger an den Mund und flüchtete.
    Tessie war nicht zu Hause. Er schob die Kassette, die er aus dem Wagen mitgenommen hatte, in eine Stereoanlage, die ein wenig blechern klang. Er lag voll angekleidet auf dem IKEA- Bett, starrte an die Decke und versuchte, an nichts zu denken.
    Tessie rief an und sagte, sie werde sich mehrere Stunden verspäten. Es seien einige Verträge aus Madrid gekommen, ausschließlich

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