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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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keiner Miene, was er empfand. Dies lag vor allem daran, daß er es selbst nicht genau wußte.
    »Ich danke Ihnen natürlich für das Vertrauen, Herr Minister«, sagte er ausdruckslos. Soweit er sehen konnte, hatte diese Entscheidung nicht die geringste Bedeutung für sein Leben.
    »Nun ja, wir haben natürlich überlegt, ob wir Sie zum Flottillenadmiral ernennen sollen«, fuhr der Verteidigungsminister fast enttäuscht fort. Er hatte von Carls Seite vielleicht eine etwas fröhlichere Miene erwartet. »Im Hinblick auf den politischen Hintergrund könnte dies jedoch als unnötige Herausforderung angesehen werden. Wir möchten nur unser unerschüttertes Vertrauen für das OP 5 dokumentieren und nicht zuletzt für Sie persönlich, Kapitän Hamilton. Allerdings liegt dieser zusätzliche Stern schon bereit, da können Sie ganz sicher sein. Geben Sie mir nur den geringsten Anlaß, dann haben Sie ihn.«
    Carl mußte unwillkürlich lächeln. Soweit es ihn betraf, ging es bei dem Gespräch im Grunde nur um unwichtige Uniformdetails. Ob er in der Schleife am Jackenärmel oder auf der Schulterklappe einen Stern hatte oder nicht, war ihm vollständig gleichgültig. Noch vor ein paar Jahren hätte er anders reagiert. Es kam ihm vor, als wäre er schon auf dem Weg nach Hause oder hinaus in die Ferne, nach Hause zu Tessie, nach Stenhamra, zu Johanna Louise und dem Privatleben.
    »Also«, sagte der Verteidigungsminister und erhob sich, worauf Carl es ihm nachtat, »das war für heute alles. Es würde mich aber erstaunen, wenn wir nicht Anlaß bekämen, uns recht bald wiederzusehen.«
    »Das ist gut denkbar«, sagte Carl und ergriff die ausgestreckte Hand. Er verabschiedete sich mit militärischem Gruß und verließ den Raum mit langen Schritten. Die Uniformmütze hatte er sich wieder unter den linken Arm geklemmt.
    Der Verteidigungsminister sah ihm gedankenvoll nach, dann machte er sich daran, die Pressemitteilung zu entwerfen, die möglichst bald an die Öffentlichkeit sollte. Die Ernennung von Hamilton zum Kapitän zur See und stellvertretenden Leiter des schwedischen Nachrichtendienstes war natürlich ein sehr populärer Beschluß, nicht nur bei den Bürgern ganz allgemein, sondern sozusagen auch bei den Randwählern. Die neue Opposition würde mit den Zähnen knirschen, und das machte die Sache noch angenehmer.
    Luigi Bertoni-Svensson sah erleichtert auf die Uhr, als er den kleinen Alfa Romeo seiner Mutter vor der Fallschirmjägerschule in Karlsborg parkte. Es waren noch zwei Minuten bis zur festgesetzten Zeit. Er würde es pünktlich schaffen. Er hatte die Fahrzeit für die gut dreihundert Kilometer von Stockholm unterschätzt, und auf dem letzten Stück von Askersund nach Süden war er weit schneller gefahren als erlaubt. Wenn die Polizei ihn erwischt hätte, hätte er den Führerschein verloren.
    Er atmete ein paarmal tief durch, um sich zu beruhigen, setzte sich seine rote Baskenmütze auf, stieg aus und verschloß den Wagen. Dann sah er erneut auf die Uhr und ging mit langen Schritten zum Haupteingang.
    Er hatte irgendwie das Gefühl, nach Hause zu kommen, obwohl es mehr als fünf Jahre her war, seit er hier seine fünfzehnmonatige Wehrdienstzeit beendet hatte.
    Im Erdgeschoß rechts hatte sein altes Quartier gelegen, doch jetzt mußte er in den ersten Stock zum Büro des Chefs der Schule.
    Dort warteten drei Männer, von denen er nur einen von früher her kannte, seinen alten Ausbildungsleiter Edvin Larsson, der es inzwischen zum Major gebracht hatte. Die anderen, offenbar der Chef der Schule und dessen Stellvertreter, waren erst später ernannt worden.
    Luigi nahm Haltung an, salutierte und meldete sich befehlsgemäß zur Stelle. Dies war ein möglicherweise etwas förmlicher Gruß, wenn man schwedische Sitten zugrunde legte, doch in ihm lebten immer noch fünf Jahre amerikanischer Disziplin, vor allem jetzt, da er Uniform trug.
    Die anderen grüßten lächelnd. Luigi nahm die Baskenmütze ab und gab den anderen die Hand. Sein alter Ausbilder begrüßte ihn sehr herzlich. Dann setzten sie sich an den Konferenztisch und sahen einander unsicher an. Es war unklar, wer als erster das Wort ergreifen sollte, und aus diesem Grund mußte der Chef es auf sich nehmen.
    »Also«, sagte er etwas zögernd, »ich bin gestern abend beim Oberbefehlshaber gewesen und habe von ihm einige mehr oder weniger rätselhafte Anweisungen erhalten. Kennst du sie?«
    »Nein, Oberstleutnant«, erwiderte Luigi entschieden, als befände er sich in den

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