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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Anfrage nur die Standardantwort des Nachrichtendienstes zur Hand:
    »Es gehört zu unserer Politik, Behauptungen dieser Art weder zu bestätigen noch zu dementieren.«
    Eine etwas lustigere Variante eines Dementis erhielten die Journalisten, als sie sich an den schwedischen Verteidigungsminister wandten, denn dieser schien sehr guter Laune zu sein, als er antwortete:
    »Es gibt in der ganzen Welt keinen Verteidigungsminister, der auf eine solche Frage antworten würde. Aber da Sie schon nach Kapitän zur See Hamilton fragen, kann ich wenigstens ein kleines Detail korrigieren. Er ist seit einiger Zeit Flottillenadmiral.«
    Dem finnischen Präsidentenpalast fiel es schon schwerer, seine offiziellen Kommentare zu formulieren. Es war nämlich kaum möglich, den russischen Präsidenten zu dementieren.
    Am Ende wurde ein sowohl hochkomplizierter als auch vorsichtiger Text verfaßt, in dem es hieß, zu keinem Zeitpunkt seien Kernwaffen auf finnisches Gebiet gelangt. Allerdings sei das Land in ständiger Bereitschaft, um darauf zu achten, daß dies auch nicht geschehe. In dieser Hinsicht gebe es eine gewisse Zusammenarbeit mit den Regierungen Rußlands und Schwedens.
    Mauno Koivisto fiel es nicht im Traum ein, die schwedischen Militärs für ihren Einsatz zu belohnen. Hingegen wandte er sich mit einer diskreten Anfrage an den schwedischen Verteidigungsminister, ob an der Expedition ein hochgewachsener finnlandschwedischer Offizier teilgenommen habe. Er erhielt natürlich die Bestätigung, dies sei der Fall gewesen, und man nannte ihm auf Verlangen auch Major Åke Stålhandskes Namen.
    Åke Stålhandske wurde daraufhin der Kommandeursgrad des finnischen Ordens der Weißen Rose zuerkannt, weil er unter sehr schwierigen Umständen das Leben eines finnischen Staatsbürgers gerettet habe.
    Es dauerte sehr lange, bis Carl und Åke Stålhandske diese Angelegenheit zum Gegenstand eines Gesprächs machten.
    Professor Jorma Lehtinen starb kurz vor Weihnachten 1991 an Strahlenkrebs, rund eine Stunde nach dem Rücktritt Präsident Michail Gorbatschows, als die Sowjetunion aufhörte zu existieren.
    Kurze Zeit später starb auch Professor Lehtinens Mitarbeiter in dem Krankenhaus in Rovaniemi, in dem die hochgradig plutoniumkontaminierten Überreste eines nie identifizierten russischen Mannes obduziert worden waren.
    Weitere fünf oder sechs Personen kämpften ebenfalls mit dem Tod, weil auch sie an Krebs litten, der durch radioaktive Strahlung ausgelöst worden war. Es waren Polizeibeamte aus Ivalo, die die Leiche sichergestellt und für den Weitertransport hergerichtet hatten, der Fahrer des Beerdigungsinstituts und Angestellte des Krankenhauses in Rovaniemi.
    Diese Personen hatten kaum Aussichten zu überleben. Die Antwort auf die Frage, wie die Überreste eines Menschen, der noch als Toter andere Menschen töten konnte, behandelt werden sollten, gestalteten sich sehr kompliziert. Die Außenministerien in Moskau und Helsinki mußten lange mit dieser Angelegenheit ringen, bis man sich von russischer Seite widerwillig damit einverstanden erklärte, eine unidentifizierte, in Glas und Stahl eingegossene Leiche in Empfang zu nehmen. Auf finnischer Seite hatte man sich hartnäckig an dem Argument festgebissen, daß die Radioaktivität ja nachweislich aus der Sowjetunion stamme.
    Von russischer Seite hatte man gemeint, genau dies sei der springende Punkt. Da es keine Sowjetunion mehr gebe, könne Rußland nicht dafür verantwortlich gemacht werden, wie der frühere Staat mit radioaktivem Material umgegangen sei.
    Schließlich konnten sich beide Parteien einigen, als man von finnischer Seite um Mithilfe bei einer Technologie bat, die es zwar in Rußland gab, aber nicht in Finnland. Es ist nicht bekannt, was mit der in Glas gegossenen Leiche geschah, als sie schließlich in Moskau ankam, aber am wahrscheinlichsten dürfte sein, daß diese Stahlkiste zusammen mit ähnlichen Stahlkisten in bestimmten Lagerräumen in der Region Murmansk verwahrt wurde.
    Ein seltsamer Raubüberfall außerhalb von Haparanda erhielt lange Zeit später eine weit größere Bedeutung, als man sich in seinen finstersten Alpträumen hätte vorstellen können.
    Der Fernlaster, der für Rechnung des Unternehmens Polar-Trans zwischen Haparanda und Murmansk verkehrte und normalerweise mit tiefgekühlten Multbeeren beladen war, manchmal mit Preiselbeeren, wurde eines Tages rund zehn Kilometer von seinem Bestimmungsort entfernt überfallen und ausgeraubt.
    Da es sich auch um

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