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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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auf seinem Schneemobil und starrte in die Dunkelheit und lauschte der Stille. Von Zeit zu Zeit sah er auf die Armbanduhr. Jetzt waren es nur noch zehn Minuten. Er versuchte Zehen und Finger zu bewegen, um die schleichende Starre loszuwerden. In seinem eingeschalteten Radio rauschte es leicht.
    Heiskanen saß eineinhalb Meter von ihm entfernt und lauschte einer Nachrichtensendung der BBC. Luigi konnte nicht hören, was gesprochen wurde, da Heiskanen sich Kopfhörer aufgesetzt hatte. Er lauschte gespannt und gab Luigi Zeichen, irgend etwas sei passiert. Nach einiger Zeit nahm er die Kopfhörer ab und flüsterte Luigi zu, Gorbatschow sei vor einer Stunde zurückgetreten. Ob das etwas für… die Operation zu bedeuten habe?
    Luigi zuckte die Achseln. Er konnte es nicht beurteilen, dazu wußte er letztlich zu wenig über das Unternehmen, obwohl er selbst daran teilnahm. Er hatte ja meist nur auf dem Eis des Inari-Sees gestanden und Saiblinge geangelt. Auch eine Beschäftigung für einen Offizier des Nachrichtendienstes.
    Er wußte nicht einmal, welche Kameraden da von der anderen Seite ankommen würden, ging aber davon aus, daß Åke Stålhandske dazugehörte. Warum hätte Åke sonst mit Heiskanen tauschen sollen?
    Luigi versuchte seine Irritation zu verscheuchen, da sie nur darauf zurückzuführen war, daß er nicht wußte, was auf der anderen Seite der Grenze vorging. Er fragte sich, warum man überhaupt etwas so Kompliziertes und Riskantes unternahm. Wenn alles klappte, würden sie in ein paar Minuten losfahren und sich fünf Kilometer weit auf russisches Territorium begeben. War Carl Hamilton auf der anderen Seite dabei? Ja, es war nur zu wahrscheinlich, daß er das Unternehmen leitete.
    Aber was zum Teufel hatten die Männer dort nur getrieben? Luigi sah auf die Uhr. Der Sekundenzeiger näherte sich jetzt dem vereinbarten Augenblick. Es war ein unwirkliches Gefühl, daß sich hier draußen in der Wildnis überhaupt noch andere Menschen befanden, dazu Freunde und Bekannte. Es schneite leicht. Es war vollkommen still, und kein Lüftchen regte sich.
    Als der Sekundenzeiger den verabredeten Zeitpunkt erreichte, sahen sie einander gespannt an und drehten die Lautstärke des Empfangsgeräts etwas lauter.
    Im selben Moment knackte es, und dann kam der Anruf mit einer Stimme, die unverkennbar war:
    » Trident ruft Triton, Trident ruft Triton. Kommen, Triton !«
    »Hier Triton. Empfang sehr gut. Kommen!« erwiderte Luigi mit heftig gesteigertem Pulsschlag.
    » Zeit und Ort wie verabredet. Sofort zum Treffpunkt fahren, um uns abzuholen. Bitte Befehl wiederholen. Kommen !« sagte die wohlbekannte Stimme.
    »Zeit und Ort wie vereinbart, sofort abholen. Befehl verstanden. Ende!« sagte Luigi, nickte Matti Heiskanen zu und drehte den Zündschlüssel des Schneemobils.
    Einige Sekunden später hallte die Winternacht vom Geräusch der beiden Schneemobile wider, die mit höchster Motordrehzahl direkt über die russische Grenze rasten.
    Carl und die fünf anderen standen fünf Kilometer entfernt neben dem elektronischen Überwachungszaun und lauschten intensiv. Nach ein paar Minuten hörten sie das Motorengeräusch direkt aus westlicher Richtung.
    »Befehl wie folgt«, flüsterte Carl. »Wir werfen jetzt die gesamte Ausrüstung weg mit Ausnahme der persönlichen Waffen und des Eisbohrers. Du, Åke, bist für den Eisbohrer verantwortlich. Die Grenze ist also fünf Kilometer entfernt. Sobald wir uns auf finnischem Territorium befinden, gilt absolutes Feuerverbot. Ich wiederhole das letzte. Auf finnischem Territorium darf auf keinen Fall gefeuert werden.«
    Die anderen nickten stumm, schnallten die Skier ab und legten die Rucksäcke in den Schnee.
    »Die Grenzfritzen des KGB werden einigen Stoff zum Nachdenken bekommen, wenn sie dieses ganze Zeug finden«, scherzte Åke Stålhandske, als er den zerlegbaren Eisbohrer hervorholte und kontrollierte, daß er alle Teile bei sich hatte.
    Die beiden Schneemobile näherten sich mit abgeschalteten Scheinwerfern von der anderen Seite. Carl gab ein paar Signale mit seiner Taschenlampe, um ihre Position zu bestätigen. Da wurden die Scheinwerfer der Schneemobile eingeschaltet, die mit höchster Geschwindigkeit über das elektronische Warnsystem, die hundert Meter breite baumlose Schneise hinwegrasten.
    »Jetzt ist im Alarmsystem der Teufel los«, sagte Åke Stålhandske lachend. Aber niemand reagierte. Alle konzentrierten sich ausschließlich darauf, sich sichtbar in zwei Gruppen aufzustellen, um

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