Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
mich in ein kleines, vollgestopftes Büro, das
durch den Umbau eines Teils der Garage entstanden war. Durch die Art, wie er
meine Entschuldigung für die Störung zur Mittagsstunde beiseite wischte, erwies
sich Knight als ein herzlicher, aber wachsamer Mensch. Ich nahm in dem
zerrissenen Regiestuhl Platz, den er mir anbot, und sah mich um.
    Die Wände des engen Raums hingen voll
mit Karten und Tabellen. Der Schreibtisch, die Aktenschränke und Teile des
Fußbodens waren bedeckt mit Stapeln von Papier und gebundenen Berichten. Über
allem lag Staub. Knight zog einen zweiten Stuhl aus einer Ecke hervor und
setzte sich mir gegenüber. »Entschuldigen Sie das Durcheinander«, sagte er.
»Ich war einen Monat draußen im Einsatz. Sie sagten, Sie gehören zur Gemeinschaftskanzlei
All-Souls-Kooperative?«
    »Ja.« Ich hatte beschlossen, das
verkrampfte Märchen von der Journalistin nicht weiterzuspielen.
    »Anwältin?«
    »Nein. Privatdetektivin.« Ich reichte
ihm meine Karte.
    »Aha.« Er studierte sie, runzelte dabei
die Stirn und zog die buschigen grauen Augenbrauen zusammen.
    »Ich habe mich mit Mr. Ong über das
Golden-Hills-Projekt unterhalten«, fügte ich hinzu. »Er meinte, Sie könnten
mich über Details informieren.«
    »Wieso interessieren Sie sich für
Golden Hills?«
    »Am vergangenen Wochenende wurde dort
ein Mann getötet. Ich helfe der Polizei von Mono County bei den Ermittlungen.«
    Knight kniff die Augen zusammen, zeigte
aber sonst keine stärkere Reaktion. »Jemand wurde getötet? Ein Unfall?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ein Mord —
der Mann wurde erschossen.«
    »Wer?«
    »Mick Erickson.« Als er nichts sagte,
fügte ich hinzu: »Vielleicht kennen Sie ihn auch unter dem Namen Franklin
Tarbeaux.«
    »Wer hat ihn erschossen?«
    Diese Antwort hatte ich nicht erwartet.
Ich ignorierte die Frage und fragte statt dessen: »Sie kennen also beide
Namen?«
    Nun ignorierte Knight wieder meine
Frage. »Wer hat ihn erschossen?« wiederholte er.
    »Das ist bis jetzt nicht bekannt.«
    Die sonnenbraune Haut um seine Augen
bildete Falten. Er wirkte verwirrt und unschlüssig. Er sagte: »Ich rufe besser
Mr. Ong an und versichere mich, daß er Sie geschickt hat.«
    »Bitte, tun Sie das.«
    Knight stand auf. Aber anstatt ans
Telefon auf dem Schreibtisch zu gehen, wandte er sich zur Tür. »Bin in ein paar
Minuten zurück.« Kurz darauf hörte ich die Treppenstufen unter seinem Gewicht
knacken, dann Schritte im Stockwerk über mir.
    Interessant, daß er meinte, Ong nicht
in meiner Gegenwart anrufen zu können.
    Ich stand auf und ging in der Hoffnung
zum Schreibtisch, daß der Apparat dort ein Nebenanschluß zu dem oberen war. Ich
hob den Hörer von der Gabel und drückte ganz langsam den Verbindungsknopf.
Wiederholtes Läuten drang an mein Ohr. Dann grunzte Knight unzufrieden und
unterbrach die Verbindung. Ich legte den Hörer auf und ging zurück zu meinem Stuhl.
    Knights Schritte kamen nicht über den
Fußboden zurück. Ich lauschte einen Moment, ging wieder zum Schreibtisch und
nahm erneut den Hörer auf. Eine andere Stimme als die des Geologen war zu
hören.
    »Ich sage doch, ich weiß nicht, wo er
ist.«
    »Wer...?«
    »Er muß Ihnen doch etwas gesagt haben.«
    »Nein. Er sollte, aber er hat nicht.«
    Diese Stimme kannte ich!
    »Aber sie sagt, sie hat ihn getroffen —
«
    »Schaun Sie, es tut mir leid, aber ich
kann Ihnen nicht helfen. Ich wüßte selber gern, wann er herkommt.«
    Knight seufzte schwer: »Okay, wenn er
bei Ihnen auf taucht, sagen Sie ihm nur, er soll mich bitte anrufen, ja?«
    Ich legte den Hörer auf und zog mich
schnell auf den Regiestuhl zurück. Mir schossen die verschiedenen Möglichkeiten
durch den Kopf. Diese neueste Entwicklung mußte ich äußerst sorgfältig
durchdenken. Sie brachte meine Theorien über das, was da am Tufa Lake vor sich
ging, erheblich durcheinander. In diesem Zusammenhang sollte ich wohl auch
darüber nachdenken, was mit meiner gesunden Menschenkenntnis passiert war.
    Die Person, mit der Knight gesprochen
hatte, war Hy Ripinsky.
     
     
     

16
     
    Als er wieder herunterkam, sagte
Knight, er habe Lionel Ong nicht erreicht, könne aber mit mir über das
Golden-Hills-Projekt erst reden, wenn er Ongs Okay habe. Ich fragte ihn nach
der Verbindung zwischen ihm, Ong und Ripinsky, doch da wurde er ärgerlich und
behauptete, Hy nicht zu kennen — was ich ihm nach dem gerade geführten
Telefongespräch schwerlich glauben konnte. Als ich weiterbohrte, um zu
erfahren, was er von

Weitere Kostenlose Bücher