Niewinter 4: Die letzte Grenze
flog das Skelett mitsamt seiner Rüstung über seinen Kopf.
Während das erste Skelett noch versuchte, wieder aufzustehen, stürmte bereits ein drittes heran. Erneut stand Afafrenfere bereit, um einen massiven Doppelschlag zwischen dessen erhobene Arme zu führen. Er wollte den Angreifer nur zurückdrängen, um sich mehr Freiraum zu verschaffen.
Das hier jedoch war kein Skelett und rührte sich kaum von der Stelle. Die erhobenen Arme griffen auch nicht nach Afafrenfere, sondern enthüllten die wahre Waffe dieses Monsters.
Die Medusa setzte ihren Helm ab.
Artemis Entreri verfiel in einen wirbelnden Tanz, bei dem er die Angreifer auf dem Boden mit Stichen und Schlägen zurücktrieb, während Dahlia darauf achtete, in seiner Nähe zu bleiben, damit sie ihren Stab perfekt nutzen konnte. Sie schlug damit die kleinen Drachen aus der Luft und stach nach den herabstoßenden Gargylen. Jeder Schlag gegen die Steinmonster lud Kozahs Nadel mit Blitzenergie auf.
Dann zog sie den Stab herunter und einmal quer durch den Raum, um ein Skelett abzuwehren, das an Entreri vorbeigekommen war. Sie hatte perfekt gezielt: Sie erwischte das Monster seitlich am Helm und warf es Entreri zu, dessen Schwert und Dolch nur darauf warteten. Zum Abschluss ihres Rundumschlags stach Dahlia noch schnell nach einer Gargyle, und erst jetzt löste sie die gesammelte Energie aus. Der Blitzschlag über ihr ließ die Gargyle in Einzelteile zerspringen, setzte seinen Bogen fort, und mehrere der kleinen Drachen rieselten wie tote Vögel zu Boden.
Nun hatten sie eine Chance, einen Platz zu finden, der sich besser verteidigen ließ, aber als Dahlia nach vorne blickte, sah sie Ambergris taumelnd auf sich zu rennen. Die Zwergin hatte den Kopf gesenkt und hielt die Arme hoch, um ihr Gesicht abzuschirmen. Hinter ihr bemerkte Dahlia den Mönch, der in perfekter Abwehrhaltung mit erhobenen Händen regungslos dastand.
Und hinter Afafrenfere sah sie dessen Gegnerin …
»Nein!«, schrie Entreri auf und sprang gegen Dahlia, um sie zu Boden zu reißen und irgendwie den Blickwechsel zu unterbrechen.
Zu spät. Er prallte gegen harten Stein. Die Dahlia-Statue wackelte nur ein wenig, und Entreri landete schmerzhaft auf einem Knie. Instinktiv sah er sich in die Richtung um, in die er nicht blicken durfte, und diesmal erwischte ihn die Magie der Medusa.
Auch er wurde zur Statue. Sein Fleisch verwandelte sich in Stein, und er kniete an Dahlia gelehnt, durch einen letzten verzweifelten Freundschaftsdienst mit ihr verbunden.
Ambergris heulte auf und stolperte an ihnen vorbei. Noch immer duckte sie sich und bedeckte ihr Gesicht. Sie wagte nicht einmal, nach der Gargyle zu schlagen, die sie von oben angriff. In den ersten Augenblicken hatte sie dem vernichtenden Blick der Medusa widerstanden, aber beim nächsten Mal hatte sie vielleicht weniger Glück.
Deshalb wagte sie nicht, langsamer zu werden oder sich gar umzudrehen, sondern nahm die Krallenattacken der Gargyle auf dem ganzen Weg zur Tür ohne Gegenwehr hin.
Als sie nach draußen stürmte, folgte die Gargyle ihr auch dort. Die Zwergin schlug als Erstes die Tür zu und musste dabei mehrere weitere brutale Angriffe hinnehmen, von denen einer ihr die Haut von der Schulter bis zum Ohr aufriss.
Mit dem Rücken zur Tür hob sie ihren schweren Streitkolben und wehrte das gut geschützte Monster damit ab. Die Gargyle flatterte hoch, ging aber weiterhin mit ihren Klauen auf die Zwergin los.
Diese nahm die grausamen Hiebe hin und konzentrierte sich ganz auf einen einzigen, harten Abwärtsschlag.
Wieder einmal wurde Schädelspalter seinem Namen gerecht.
Die Zwergin blutete aus zahlreichen Wunden, hatte jedoch keine Zeit, innezuhalten und einen Heilzauber einzusetzen, denn hinter ihr rüttelten die Verteidiger der Burg an der Tür.
Sie rannte durch die nächste Tür davon, dann durch eine dritte, bei der sie innehielt. Diese Tür hatte einen Riegel, den sie rasch herunterklappte, aber sie bildete sich nicht ein, dass er lange halten würde oder dass die Verteidiger nicht auf anderem Wege zu ihr gelangen könnten.
Wo steckten Drizzt und Effron? Für die drei Versteinerten konnte sie nichts tun. Es gab zwar Möglichkeiten, gegen derartige Magie vorzugehen, aber die überstiegen Ambergris’ Fähigkeiten bei weitem!
Deshalb floh sie, jedoch nicht aus dem Schloss – wohin auch? Ambergris floh von der Schattenebene selbst. Sie beherrschte zwar nicht den Schattenschritt, aber sie hatte ihre verzauberte Brosche, ihr
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