Niewinter 4: Die letzte Grenze
sehr vorsichtig damit sein, was für Waren wir der Schattenenklave liefern«, beschloss Jarlaxle. »Und in Bezug auf die Informationen, die wir preisgeben. Ich glaube nicht, dass Parise Menzoberranzan oder Bregan D’aerthe angreifen will. Wozu auch? Aber wir sollten dafür sorgen, dass wir ihren Plänen nicht noch Vorschub leisten.«
»Bleibt Ihr vorläufig in Luskan?«, fragte Kimmuriel.
»Ihr geht?«
»Ich muss in die Stadt der Illithiden«, erklärte der Psioniker. »Ihre Schwarmintelligenz wird uns helfen, die Antworten zu finden. Wenn hier etwas Großes im Gang ist, sollten wir es möglichst rasch begreifen, um möglichst viel davon zu profitieren.«
»Wie lange?«
»Wer kann das bei Gedankenschindern schon sagen?«, erwiderte Kimmuriel achselzuckend.
Jarlaxle nickte.
»Drizzt Do’Urden«, sagte Kimmuriel.
Jarlaxle zuckte mit den Schultern.
»Er ist hier, und Artemis Entreri ebenfalls«, sagte Kimmuriel. »Ich vertraue darauf, dass jeglicher Kontakt im besten Interesse von Bregan D’aerthe sein wird und nicht im Interesse von Jarlaxle.«
»Das ist ein und dasselbe.«
Kimmuriel starrte ihn durchdringend an.
»Geht schon«, winkte Jarlaxle ab. »Ich bin nicht dumm. Mir ist bewusst, dass hier möglicherweise wichtige Dinge ablaufen. Wo ist Beniago?«
»In der Nähe, auf jeden Fall in der Stadt. Er hat dafür gesorgt, Drizzt die letzten Monate von Luskan fernzuhalten.«
»Wieder Tiago?«
»Er ist stur«, gab Kimmuriel zu. »Ist eben ein echter Baenre.«
Jarlaxle Baenre grinste und verneigte sich zu dieser treffenden Bemerkung. »Tiago könnte leicht in etwas hineingeraten, das größer ist, als er begreift. Zu seinem – und zu unser aller – Schaden.«
»Wie ich schon sagte, er ist ein Baenre.«
Darüber konnte Jarlaxle nur leise lachen.
»Seid mir gegrüßt«, sagte Jarlaxle zu Tiago Baenre, als er den jungen Krieger in einem verlassenen Bauernhaus vor den Pforten von Luskan aufspürte. Wie Beniago ihm mitgeteilt hatte, war Tiago nicht allein. Er hatte mehrere Begleiter dabei, unter ihnen einen Bruder und eine Schwester des Hauses Xorlarrin.
Jarlaxle berührte seinen großen Hut, als er sich mit scheinbarer Ehrerbietung der Drow-Frau in dem Priesterinnengewand zuwandte – zweifellos Saribel Xorlarrin. In Wahrheit musterte er den Zauberspinner an ihrer Seite. Beniago hatte ihn gewarnt, vor diesem Ravel Xorlarrin besonders auf der Hut zu sein.
»Ihr kommt uneingeladen«, sagte Tiago streng.
»Ihr ebenso, und doch seid Ihr hier, fernab von Menzoberranzan, fernab selbst von Gauntlgrym«, entgegnete Jarlaxle.
»Ich bin ein Baenre. Ich tue, was mir beliebt.«
»Ihr befindet Euch auf dem Territorium von Bregan D’aerthe, junger Waffenmeister. Es hätte Euch gut angestanden, uns über Eure Absicht zu unterrichten.«
»Bregan D’aerthe«, sagte Tiago verächtlich.
»Ihr setzt Eure Jagd nach Drizzt Do’Urden also fort.«
»Das geht Euch nichts an.«
Jarlaxle grinste.
»Wo ist er?«, wollte Tiago wissen.
»Ich dachte, Ihr hättet gerade gesagt, das ginge mich nichts an.«
»Ihr spielt ein gefährliches Spiel«, erwiderte Tiago.
»Ich? Aber, aber, junger Waffenmeister, Ihr seid doch derjenige, der ohne Auftrag der Oberin Quenthel einem Drow nachjagt.« Bei diesen Worten warf der Söldnerführer einen betonten Blick auf die Xorlarrins. Ihrer Reaktion zufolge hatte seine Bemerkung ins Schwarze getroffen.
Tiago jedoch blieb erwartungsgemäß stur, ganz wie es seinem Erbe entsprach. »Wo ist er?«, fragte er erneut.
»Ich weiß es nicht«, sagte Jarlaxle.
»Er ist auf einem Schiff weggesegelt, der Elritze «, sagte Tiago. »Das Schiff ist wieder da, und Drizzt war darauf, aber jetzt scheint er verschwunden zu sein.«
»Dann wisst Ihr offenbar mehr als ich«, sagte Jarlaxle. »Ich bin erst seit kurzem von einer ganz anderen Angelegenheit zurück.«
»Von wo?«
Jarlaxle verzog missbilligend das Gesicht.
»Bedenkt lieber meine Position«, warnte Tiago. »Meine Familie und meinen Rang. Oberin Quenthel wird nicht erfreut sein, wenn sie erfährt, dass Jarlaxle von Bregan D’aerthe mich bei der Verfolgung des Abtrünnigen behindert hat.«
»Was Oberin Quenthel sagen wird oder nicht, könnte Euch überraschen«, entgegnete Jarlaxle. »Ihr seid sehr selbstsicher. Ihr habt Euch etwas vorgenommen, was Ihr nicht überschaut.«
»Sollte ich ihn fürchten?« Tiagos Stimme triefte vor Sarkasmus.
»Vielleicht solltet Ihr den Zorn der Herrin Lolth fürchten, falls Eure Mission erfolgreich
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