Niewinter 4: Die letzte Grenze
mit der Zauberpest und dem Zusammenbruch des Gewebes zu tun hat.«
»Zauberpest«, knurrte Athrogate. »Das höre ich immer wieder. Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
»So heimlich wie die Dunkelheit«, erklärte der Drow. »So lautlos wie der Schatten. Aus unerfindlichen Gründen sind wir seit dem Fall des Gewebes an das Schattenreich mit seinen finsteren Bewohnern gebunden.«
»Aye, von den verdammten Schattenviechern haben wir zu viele gesehen. Das also ist los, glaubst du?«
Jarlaxle schüttelte den Kopf. »Unsere Freunde aus der Schattenenklave könnten nach der Herrschaft streben.«
»Über?«
»Alles?« Jarlaxle war sich selbst nicht sicher. »Sie geben sich große Mühe, mehr über die alten Götter herauszufinden. Parise hat mich gefragt, ob Drizzt vielleicht in Lolths Gunst stehen könnte.«
»Aye, mir hat er auch Fragen über ihn gestellt.«
Diese Nachricht überraschte Jarlaxle. »Wann hast du …?«, setzte er an.
»Als du neulich zu ihm gegangen bist«, antwortete Athrogate. »Noch ehe du wieder da warst, war er bei mir und wollte alles über den verdammten Waldläufer wissen.«
»Und was hast du ihm erzählt?«
»Herrin des Einhorns, Mylicky oder so …«
»Mielikki«, stellte Jarlaxle richtig.
»Aye, die mein ich. So was hat Drizzt doch auch gesagt.«
Jarlaxle nickte, doch ihn faszinierte auch jene andere Theorie, dass Lolth Drizzt insgeheim als Chaosstifter favorisierte. Zumindest in Bezug auf Menzoberranzan war der Abtrünnige diesen Erwartungen bisher sicher gerecht geworden.
»Du glaubst also, die Schattenfürsten denken über die Götter und ihre Lieblinge nach, damit sie uns alle besser angreifen können?«
Es beeindruckte Jarlaxle, dass Athrogate so prompt zu diesem Schluss gekommen war. Wieder einmal erinnerte er sich daran, dass dieser Zwerg trotz seiner Unsinnsreime und seinem schallenden Lachen kein Dummkopf war, besonders im Hinblick auf Strategiefragen.
»Wär bestimmt interessant, wie wir in solche Herrschaftspläne passen, was?«, fügte der Zwerg hinzu. Jarlaxle nickte.
Das wäre allerdings interessant.
»Anscheinend interessieren sich neuerdings viele für diesen Do’Urden«, sagte Kimmuriel einige Tage später zu Jarlaxle, nachdem dieser mit Athrogate in Luskan eingetroffen war.
»Tiago?«
»Der ist hartnäckig.«
»Wo ist Drizzt?«, fragte Jarlaxle.
»Irgendwo im Bereich der Stadt, auch wenn er sich wohl bedeckt hält«, antwortete Kimmuriel. »Sein Schiff ist schon eine Weile wieder hier, und er war auch an Bord, aber wo er und seine Freunde hin sind, ist unklar.«
Jarlaxle nickte. Eine Gruppe im Blick zu behalten, der Artemis Entreri angehörte, war bestimmt nicht einfach.
»Könnten die Erkundigungen dieses Parise Ulfbinder irgendwie mit Tiagos Suche nach Drizzt zusammenhängen?«, fragte Kimmuriel. »Ist es denkbar, dass die Nesser-Fürsten einen zweiten Kanal für die Direktvermarktung in Menzoberranzan aufbauen wollen?«
Jarlaxle schüttelte den Kopf. »Unsere Vereinbarung ist ziemlich solide«, erinnerte er seinen Partner, und Kimmuriel, der diesen Vertrag gerade erst ausgehandelt hatte, konnte schlecht widersprechen. »Ich habe das Gefühl, dass es bei Parises Interesse an Drizzt nur um die Frage geht, ob man Drizzt als Symbol für etwas Größeres benutzen könnte.«
Bei diesen Worten nickte Kimmuriel, denn er war derselben Meinung wie Jarlaxle. »Die Nesserer haben weitere Nachforschungen angestellt«, bemerkte er.
»Über Drizzt?«
»Nein, soweit ich weiß, nicht, aber über andere, die über die Reihen der üblichen Sterblichen von Faerûn hinausragen. Elminster zum Beispiel. Anscheinend interessieren sich unsere Nachbarn aus Nesseril vor allem für jene, die in den Augen des einen oder anderen Gottes besonders hervorstechen.«
»Die Auserwählten«, überlegte Jarlaxle. »Vielleicht interessieren sie sich aber auch für die Götter selbst.«
»Und was wäre bei einem derartigen Konflikt unsere Aufgabe?«, fragte Kimmuriel.
»Profit.«
»Und die von Menzoberranzan?«
»Das ist schon interessanter«, räumte Jarlaxle ein, womit er zugab, dass er keine Ahnung hatte.
»Wenn Ihr in Bezug auf ihr Interesse an Drizzt richtig liegt, dürfte Menzoberranzan in der Lage sein, die Seite zu wählen, die am günstigsten erscheint. Wenn nicht …«
»Wenn sie es auf Drizzt abgesehen haben, geht es vielleicht auch um unser Volk.«
»Und was wäre unsere neue Abmachung dann noch wert, ob für uns oder für die Nesserer?«
»Wir sollten
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