Niewinter 4: Die letzte Grenze
Panther zu retten?
Das erschien ihm absurd, denn Effron hatte ihnen mehrfach versichert, dass Draygo Quick sie wahrscheinlich alle mit links erledigen konnte. Zudem lebten in seinem Turm zahlreiche weniger erfahrene Zauberlehrlinge, vor denen der junge Hexer ebenfalls gewarnt hatte, sowie eine Vielzahl gefährlicher Wesen, die Draygo auf sie loslassen konnte.
»Und jetzt?«, fragte Artemis Entreri, nachdem sie eine ganze Weile dort gesessen hatten. Der Kampf im Sumpf hatte sie erheblich mitgenommen, aber im Vergleich zu dem Hindernis, das sie vor sich sahen, war selbst dies eine Kleinigkeit gewesen. Entreris Frage hatte in erster Linie Effron gegolten, und sein Tonfall verriet, dass er mit dem jungen Hexer nicht zufrieden war.
»Ihr habt mir aufgetragen, euch zu Guenhwyvar zu bringen, und das habe ich«, erwiderte Effron.
»Dann zeig uns, wo sie steckt«, sagte der Meuchelmörder kühl.
Effron deutete auf den siebzig Fuß hohen Turm, auf eine Stelle nach etwa zwei Dritteln des Gebäudes.
»Gibt es einen Nebeneingang? Vielleicht zur Küche oder für das Gesinde oder auch nur einen Müllschacht?«, fragte Drizzt, der unbedingt bei der Sache bleiben wollte. Er war nicht so weit gekommen, um jetzt umzukehren, was auch immer vor ihnen lag. Sie hatten gewusst, dass es nicht einfach sein würde, Guenhwyvar zurückzuholen, auch wenn der Anblick von Draygo Quicks Festung nun noch unterstrich, wie schwer es tatsächlich werden würde.
»Hinter der Mauer«, antwortete Effron. »Aber der einzige Zugang zum Gelände führt durch das Tor.«
»Oder über die Mauer.«
»Das würde ich nicht empfehlen.«
»Sag bloß«, knurrte Entreri sarkastisch, schien seine Bemerkung jedoch gleich zu bereuen, denn diesmal erntete er nicht nur von Drizzt, sondern auch von Dahlia ein Stirnrunzeln.
Der Drow bemerkte Entreris Reaktion und dessen Ursache. Entreri war nicht seinetwegen dabei, sondern Dahlia zuliebe.
Wieder fiel Drizzt auf, dass ihn das nicht störte.
Unabhängig vom Grund war er froh, dass Entreri und Dahlia hier waren.
»Die Mauern der meisten großen Anwesen dieser Gegend wurden von denselben Steinmetzen und Zauberern geschaffen«, erklärte Effron in betont beiläufigem Ton, ohne auf Entreris Sarkasmus einzugehen. »Sie sind mit starken Zaubern belegt, damit ein solcher Zugang unmöglich wird.«
»Schutzrunen lassen sich entfernen«, sagte Ambergris, klang jedoch wenig überzeugt.
»Fürst Draygos Burg besitzt Gargylen und andere Wächter«, erklärte Effron. »Wenn wir über die Mauer klettern, wecken wir sie.«
»Ein Kampf im Hof«, folgerte Dahlia.
»Den ein mächtiger Hexer in aller Ruhe von weit oben beobachtet«, sagte Effron. »Ich könnte vielleicht durch das Tor gelangen«, fügte er hinzu. »Ich bin mir nicht sicher, ob Fürst Draygo weiß, dass ich mich euch angeschlossen habe. Er könnte glauben, dass ich immer noch ihm diene, und wenn dem so ist, wird man mich nicht abweisen. Ich weiß, wo sich Guenhwyvar befindet. Vielleicht finde ich eine Möglichkeit, ihre Verbindung zu dem magischen Käfig zu brechen. Dann könntet ihr mit dem Panther verschwinden.«
»Das klingt ziemlich riskant«, sagte Drizzt.
»Nein!«, warf Dahlia gleichzeitig mit einem Nachdruck ein, der alle überraschte, einschließlich ihr selbst. »Nicht allein«, stellte sie klar. Sie schien zu improvisieren, als sie hinzufügte: »Gib uns doch einfach als deine Gefangenen aus. Oder vermittle uns eine Audienz bei Fürst Draygo. Ja, geh zu ihm und sage ihm, dass wir verhandeln möchten.«
»Er wird gar nicht mit euch reden«, erwiderte Effron. »Er bringt euch einfach um, zur Strafe für den Tod von Erzgo Alegni und die Vernichtung von Charons Klaue – wobei dieses zweite Verbrechen für ihn wahrscheinlich noch schwerer auf euch lastet! Auch auf dir«, fügte er hinzu und zeigte auf Entreri. »Und auf euch zwei hat Cavus Dun wegen eures Verrats ein hohes Kopfgeld ausgesetzt, speziell auf die Zwergin«, sagte er zu Ambergris und Afafrenfere.
»Dann bring uns als deine Gefangenen rein«, sagte Drizzt.
Dieser Plan wurde gründlich durchgesprochen, denn sie brauchten eine Scheinmagie für die Gefangenschaft, mit der diese List wenigstens plausibel erschien. Aber es lief immer wieder auf dasselbe hinaus: Draygo Quick kannte sowohl Effrons Fähigkeiten als auch die der anderen fünf sehr gut.
»Dann hast du uns eben reingelegt, indem du angeboten hast, wir könnten mit ihm reden«, schlug Drizzt schließlich vor. »Wir sind gekommen, um
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