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Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Draygo Quick.
    »Ich helfe Euch, Drizzt Do’Urden zu finden.«
    »Du greifst ihn an, und dann bist du tot …«
    »Nein!«, unterbrach ihn Effron nachdrücklich. »Bestimmt nicht. Nicht ohne Eure ausdrückliche Erlaubnis.«
    »Warum sollte ich dir trauen? Warum sollte ich dir das erlauben?«
    Effron zuckte nur mit den Schultern, was angesichts seiner Missgestalt eine sehr ungelenke Geste war, bei der sein lahmer Arm nutzlos hinter seinem Rücken pendelte. Natürlich hatte er darauf keine Antwort. Deshalb war er überrascht, als Draygo Quick einwilligte.
    »Dann geh nach Toril«, verfügte der alte Hexer. »Überprüfe Valindra, deinen Verdacht und deine Erwartungen. Aber wisse, dass ich mich nicht gnädig zeigen werde, wenn sie mir Ärger macht! Sei gründlich und mutig. Das ist wichtig!«
    »Ja, Herr.«
    »Danach kundschaftest du die Stadt aus, soweit das sicher möglich ist. Drizzt und seine Begleiter nutzen sie vielleicht noch als Basislager. Wenn nicht, folgst du ihrer Fährte. Finde sie, aber beobachte sie nur aus der Ferne. Horche die Leute nach ihnen aus. Ich wünsche eine ausführliche Schilderung ihres Umfelds: die Städte, die Milizen, alles und jeden, der zu ihren Verbündeten zählt, und alles und jeden, der zu ihren Feinden zählt.«
    »Ja, Meister!« Effron bemühte sich vergeblich, gleichmütig zu klingen.
    »Und vor allem findest du heraus, zu welcher Göttin Drizzt Do’Urden betet.«
    »Mielikki, möchte man meinen.«
    Draygo Quick starrte ihn durchdringend an. Dann trat er einen Schritt zurück. »Und finde nach Möglichkeit auch heraus, welche Göttin seine Bitten erhört.«
    »Meister?«
    Draygo Quick zeigte keine Regung mehr, als wäre die Diskussion damit abgeschlossen.
    Nach einer knappen Verbeugung fuhr Effron herum und eilte nach draußen, um für die Rückreise nach Toril zu packen. Er verließ Draygo Quicks Turm jedoch nicht augenblicklich, denn obwohl er hoffte, die Befehle seines Meisters befolgen zu können – Draygo Quick wollte er natürlich um keinen Preis erneut erzürnen –, war ihm bewusst, dass diese spezielle Truppe jeden einzelnen Plan und jede Falle, die er, sein Vater und Draygo Quick ihr gestellt hatten, durchkreuzt oder zumindest verwässert hatte.
    Daher wollte Effron vorbereitet sein, und zwar besser, als sein Meister es vielleicht verstehen würde.
    Er wartete auf den geeigneten Moment, dann schlich er in Draygo Quicks Privatquartier zurück. Da er dem Mann fast zehn Jahre als persönlicher Lehrling gedient hatte, kannte er sich in diesen Gemächern gut aus. Zuerst lief er zu der Eichenvertäfelung auf der anderen Seite, die mit einem kunstvollen Relief von einer großen Hirschjagd verziert war: Shadovar-Jäger, die mit Schattenmastiffs einem flüchtenden Hirsch nachsetzten.
    Effron hakte die Finger hinter das Hirschgeweih, drückte nach unten, und schon glitt das Paneel zur Seite. Dahinter kamen runde Geheimfächer zum Vorschein, dreißig Reihen übereinander, zwanzig nebeneinander, also insgesamt Raum für sechshundert wohlgeordnete Spruchrollen. Die meisten Fächer waren gefüllt.
    Effron kannte dieses Aufbewahrungssystem, denn er hatte es selbst eingerichtet. Genau in der Mitte und in den schlichtesten Futteralen steckten die mächtigsten Zauber. Er zog eine Rolle heraus, warf einen Blick darauf und schob sie zurück – eine nach der anderen, bis er schließlich den gewünschten Spruch gefunden hatte. Mit zittriger Hand öffnete er die Schutzhülle und zog das Pergament heraus. Er wagte nicht einmal, es zu entrollen. Dieser Zauber überstieg seine persönlichen Fähigkeiten bei weitem. Das wusste er, denn ohne die Schriftrolle wäre er nicht einmal annähernd dazu fähig. Selbst mit diesem Hilfsmittel war es ein Akt der Verzweiflung.
    Andererseits waren dies verzweifelte Zeiten.
    Effron steckte die Spruchrolle unter den Arm, setzte den Deckel auf die Schutzhülle und verstaute diese wieder in ihrem Fach. Dann verschloss er das Paneel, indem er auf das Rad eines der Jagdwagen drückte, und zog aus einem Eimer mit leeren Schutzhüllen ein Futteral, in dem er die gestohlene Schriftrolle aufbewahren wollte.
    Der junge Tiefling atmete tief durch. Wahrscheinlich würde Draygo Quick diesen Geheimschrank nicht einmal anrühren und schon gar nicht diesen speziellen Spruch vermissen. Schließlich hatte dieser sich schon in seinem Besitz befunden, als Effron noch gar nicht geboren war, und hier im Schattenreich brauchte der alte Hexer derartige Zauber kaum. Effron

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