Niewinter 4: Die letzte Grenze
Bruenor und mit Thibbledorf, Jenna und Nanfoodle, in denen wir hauptsächlich unsere eigenen Anliegen verfolgt haben. Unsere privaten Bedürfnisse zählten mehr als die der verschiedenen Gemeinschaften, auf die wir trafen, solange wir Gauntlgrym suchten.
Soll ich mich jetzt in einen See wagen, wo meine Wellen sich wie Ringe weiter ausbreiten, oder gar in den Ozean der Gesellschaft, wo sie innerhalb der Gezeiten der herrschenden Zivilisationen unterzugehen drohen?
Wo endet die Hybris, und wo überwältigt mich die Realität? Das frage ich mich, und das fürchte ich. Ist es gefährlich, zu viel zu wollen, oder lasse ich mich von meiner Angst zu sehr fesseln?
Wieder einmal bin ich von mächtigen Gefährten umgeben, auch wenn sie moralisch weniger integer sind als meine alte Truppe und weit schwieriger zu steuern. Mit Dahlia und Entreri, dieser faszinierenden Zwergin, die sich Ambergris nennt, und dem erstaunlichen Kampfmönch, Afafrenfere, habe ich eine echte Chance, die wichtigsten Probleme der nördlichen Schwertküste entscheidend zu beeinflussen.
Allerdings sehe ich auch das Risiko. Ich weiß, wer Artemis Entreri war, was auch immer ich mir jetzt für ihn erhoffe. Dahlia, die mich in vielerlei Hinsicht zu fesseln weiß, ist eine gefährliche Frau, die von ihren eigenen Dämonen gejagt wird, deren Ausmaß ich gerade erst zu begreifen beginne. Inzwischen bin ich in ihrer Gegenwart befangener denn je. Das Auftauchen dieses sonderbaren jungen Tieflings hat sie schrecklich durcheinandergebracht.
Ambergris – Amber Gristle O’Maul von den Adbar O’Mauls – ist womöglich die Vertrauenswürdigste von allen, doch bei unserer ersten Begegnung gehörte sie einer Bande an, die gekommen war, um mich zu töten und Dahlia für finstere Auftraggeber gefangen zu nehmen. Und Afafrenfere … ach, was weiß ich!
Nach allem, was ich über diese Gefährten erfahren habe, steht eines fest: Wenn ich den moralischen Verpflichtungen treu bleiben will, die ich stets hochgehalten habe, kann ich ihnen nicht folgen.
Ob ich sie allerdings überzeugen kann – oder sollte –, mir zu folgen, ist eine überaus schwierige Frage.
Drizzt Do’Urden
Kapitel 1
Echos aus alter Zeit
Über dem Haus brauten sich dicke Wolken zusammen, aber hin und wieder drang ein Strahl Mondlicht hindurch und tauchte Dahlias glatte Schulter in ein weiches Schimmern. Sie schlief auf der Seite und hatte das Gesicht von Drizzt abgewandt.
Der Drow stützte sich auf den Ellbogen und betrachtete sie im Mondschein. Ihr Schlaf war ruhig geworden, und ihr Atem ging gleichmäßig, nachdem sie noch vor kurzem gegen einen Alptraum angekämpft hatte. »Nein!«, hatte sie geschrien.
Es sah aus, als würde sie die Hände ausstrecken, vielleicht um etwas aufzufangen oder um etwas zurückzuziehen.
Über die Einzelheiten wusste Drizzt natürlich nicht Bescheid. Das erinnerte ihn daran, dass er seine Gefährtin eigentlich kaum kannte. Welche Dämonen trug Dahlia auf ihren zarten Schultern mit sich herum?
Sein Blick wanderte zum Fenster und richtete sich auf die weite Welt dahinter. Was machte er überhaupt hier in dieser Stadt? Wartete er auf den rechten Augenblick?
Nach einer gefährlichen und in vielerlei Hinsicht überraschenden Reise nach Gauntlgrym, von der sie mit zwei neuen Kameraden zurückgekehrt waren, einer Zwergin und einem Mönch, waren sie nun wieder in Niewinter. Entreri hatte das Abenteuer erstaunlicherweise überlebt, obwohl sie das Schwert, auf das er seine ungewöhnliche Langlebigkeit zurückgeführt hatte, zerstört hatten.
Als Drizzt Charons Klaue in die Lavagrube des Urelementars geworfen hatte, war er davon ausgegangen, dass Artemis Entreri bei der Zerstörung der Klinge sterben würde. Aber Entreri war nach wie vor am Leben.
Sie waren in die Finsternis vorgedrungen und siegreich zurückgekehrt, aber weder Drizzt noch Dahlia hatten das Abenteuer genossen oder konnten jetzt ihren Sieg auskosten. In Drizzt brodelten Gefühle von Entfremdung und Eifersucht, weil Dahlia und Entreri einander in den letzten Tagen sehr nahegekommen waren, eine Nähe, deren Tragweite möglicherweise über das hinausging, was ihn mit Dahlia verband. Drizzt war ihr Geliebter. Entreri hatte sie nur geküsst, und auch das erst im Moment seines scheinbar sicheren Todes. Dennoch hatte Drizzt den Eindruck, dass Dahlia ihre Gefühle Entreri erheblich weiter geöffnet hatte als ihm selbst gegenüber.
Wieder betrachtete er Dahlia.
Wollte er sich hier in Niewinter nur
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