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Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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ablenken? Bestand sein Leben bloß noch aus einer Abfolge von Zerstreuungen, bis er irgendwann ins Grab sinken würde?
    Schon oft in seinem Leben hatte Drizzt sich seinem inneren Jäger überlassen, dem Kämpfer, der nach Schlachten und Blut gierte. Der Jäger betäubte den Schmerz. Schon oft hatte der Jäger Drizzt vor seinem zerrissenen Herzen bewahrt, während die Tage verstrichen und die Wunden wenigstens ansatzweise heilten.
    War es das, was er gerade tat?, überlegte Drizzt. Der Gedanke erschien ungeheuerlich, aber – benutzte er Dahlia am Ende so wie einst seine Feinde auf dem Schlachtfeld?
    Nein, es war mehr als das, sagte er sich. Dahlia war ihm keineswegs gleichgültig. Was ihn zu ihr hinzog, ging über ihre sexuelle Attraktivität und sein Bedürfnis nach Kameradschaft hinaus. Er war von der faszinierenden Vielschichtigkeit dieser Elfenfrau gefesselt. In ihr schlummerte etwas, was anscheinend sogar ihr verborgen blieb, Drizzt aber zweifellos ansprach.
    Doch als er wieder das Fenster und die Welt jenseits davon ins Auge fasste, musste er zugeben, dass er derzeit tatsächlich auf Zeit spielte. Damit der Schmerz über das endgültige Auseinanderbrechen der Gefährten der Halle nachlassen konnte. Oder irgendwo in der Tiefe unterging.
    Drizzt hatte Angst.
    Er hatte Angst, sein Leben wäre eine Lüge gewesen. Vielleicht war sein entschiedenes Eintreten für die Gemeinschaft und sein Beharren darauf, dass es etwas übergeordnetes Gutes gäbe, für das es sich zu kämpfen lohne, in einer Welt voller Selbstsucht und Bosheit einfach nur töricht. Das Gewicht der Finsternis schien ihn zu verspotten.
    Welchen Sinn hatte das alles?
    Er drehte sich zur Bettkante und setzte sich auf. Drizzt dachte an Luskan und das schreckliche Ende von Kapitän Deudermont. Er dachte an Bauer Stuyles und seine Bande und die Grauzone, in der sie lebten, gefangen zwischen Moral und Notwendigkeit, zwischen dem Gesetz und den Grundrechten eines jeden lebenden Mannes. Er dachte an den Vertrag von Garumns Schlucht, der direkt neben der Heimat der Zwerge ein Ork-Reich errichtet hatte. War das König Bruenors größte Leistung oder seine größte Dummheit gewesen?
    Schlimmer noch: War es überhaupt von Belang?
    Eine Zeitlang drehten sich seine Gedanken im Kreis. War sein ganzes Leben eine Farce?
    »Nein!«, sagte Dahlia erneut und drehte sich um.
    Augenblicklich brachte ihr Einspruch etwas in Drizzt zum Klingen. Er sah sich nach ihr um. Dahlia lag auf dem Rücken und schlief schon wieder friedlich. Das Mondlicht, das ihr Gesicht beschien, brachte ihre waidblaue Tätowierung zum Schimmern.
    Nein! Wieder hörte Drizzt es in seinem Inneren. Er zwang sich, nicht an sein Versagen zu denken, an die, die er verloren hatte, sondern an die Siege und das Glück. Er dachte an Wulfgar, den Jungen, der unter seinen und Bruenors Fittichen zu einem starken Krieger herangereift war und zwischen den Barbarenstämmen und den Bewohnern von Zehn-Städte Frieden gestiftet hatte.
    Das zumindest war kein Pyrrhussieg gewesen!
    Dann dachte er wieder an Deudermont, nicht an die schlussendliche Niederlage, sondern an die vielen Siege, die der Kapitän auf See errungen und mit denen er in den von Piraten wimmelnden Gewässern für Gerechtigkeit gesorgt hatte. Was am Ende in Luskan geschehen war, konnte diese guten Taten nicht auslöschen. Wie viele Unschuldige hatten der gute Kapitän und die Besatzung der Seekobold wohl gerettet?
    »Wie dumm von mir«, flüsterte Drizzt.
    Er schüttelte seine Unentschlossenheit ab, den persönlichen Schmerz und die Finsternis.
    Dann stand er auf, zog sich an und ging zur Tür. Er warf noch einen Blick auf Dahlia, trat ans Bett zurück, beugte sich über sie und küsste sie auf die Stirn. Die Elfe rührte sich nicht, so dass Drizzt leise das Zimmer verließ. Zum ersten Mal seit dem Tod von König Bruenor war er sich seiner Sache sicher.
    Am Ende des Gangs klopfte er an eine Tür. Als sich nicht sofort etwas regte, klopfte er noch einmal, diesmal lauter.
    Der verschlafene Artemis Entreri war nur mit seiner Hose bekleidet, als er die Tür weit aufriss. »Was?«, fragte er. Seine Stimme klang verärgert, aber auch etwas besorgt.
    »Komm mit«, verlangte Drizzt.
    Entreri sah ihn ungläubig an.
    »Nicht jetzt«, erklärte Drizzt. »Nicht heute Nacht. Aber komm mit, wenn ich die Stadt verlasse. Ich habe eine Idee und einen … Grund, aber ich brauche deine Hilfe.«
    »Was führst du im Schilde, Drow?«
    Drizzt schüttelte den Kopf. »Ich kann

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