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Nigger Heaven - Roman

Nigger Heaven - Roman

Titel: Nigger Heaven - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walde + Graf Verlag
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in Harlem die umgekehrten Schwierigkeiten ergeben konnten.
    Die jungen Frauen diskutierten besonders mit ihrem Freund Howard Allison diese und verwandte und für sie so lebenswichtige Fragen. Howards Vater war noch als Sklave geboren worden. Mit neun Jahren hatte er die Freiheit erhalten und war später Wanderprediger geworden. Mit viel Mühe hatte Howards Familie genug Geld angespart, um ihn nach Harvard und später zur Columbia University zu schicken, wo er Jura studierte. Er hatte sich gerade als Rechtsanwalt etabliert, hatte allerdings noch keine Klienten. Er war groß und sah gut aus, und da er dunkelbraun war, hatte er persönliche Gründe, um über die komplizierten Phasen des Rassenproblems nachzudenken.
    Eines Abends kam er nach dem Essen – Olive hatte ihn erwartet und eine Kanne Kaffee bereitgestellt – mit Richard Fort Sill vorbei, einem jungen Mann, der fast so weiß wie Olive war, und außerhalb Harlems nie für einen Farbigen gehalten wurde. Bei Kaffee und Zigaretten plauderten sie ausgiebig über diese Dinge.
    »Natürlich«, sagte Howard, »ist es für uns nicht so schlimm wie für unsere Vorfahren. Wir haben wenigstens Harlem.«
    Richard begann zu lachen. »Ha, das Mekka des Neuen Negers! Der Hafen der Zuflucht!«, rief er höhnisch.
    »Ich kann nicht einmal sagen«, wandte Olive ein, »ob Harlem uns gehört. So viele Weiße strömen mittlerweile in unsere Lokale. An ein oder zwei Orten haben sie sogar versucht, ein bisschen Rassentrennung einzuführen.«
    »Das muss man sich mal vorstellen! Ich meine, es ist ja nicht so«, erwiderte Howard, »dass wir mit den Weißen zusammenkommen wollen – jedenfalls nicht mehr, als wir eh schon dazu gezwungen sind –, aber es ist doch lästig, wenn sie sich in unseren Lokalen breitmachen, während wir nur wegen unserer Hautfarbe nicht in ihre Theater und Restaurants dürfen. Chinesen und Hindus und Prostituierte jeglicher Nationalität dürfen hinein – trüge ich einen Turban oder einen Burnus könnte ich überall hingehen. Tja, eine weiße Prostituierte kann Orte aufsuchen, zu denen ein schwarzer Geistlicher keinen Zugang hätte.«
    »Sehr wohl, Herr Anwalt«, näselte Richard. »Nur im Gefängnis gibt es keine gesellschaftlichen Schranken. Wahrscheinlich wird Marcus Garvey so gut behandelt wie seine Mitgefangenen.« Er lag in einem Sessel, und die Zigarette in seiner herabhängenden Hand war gefährlich nahe am Teppich. »Letztlich lässt sich doch alles auf die Frage reduzieren, die die Weißen sich immer stellen: Wäre es dir lieb, wenn deine Schwester einen Neger heiraten würde? Liebe Gemeinde, seht doch ein, dass gesellschaftliche Gleichberechtigung die Vermischung der Geschlechter beider Rassen beinhaltet.« Richards Ton war von bitterer Ironie.
    »Nun ja«, lachte Howard, »das hätte vor deiner Geburt bedacht werden müssen, Dick. Wie kommt es denn, dass du so weiß bist?«
    »Im Süden erklärt man das damit, dass im Bürgerkrieg die Armee der Nordstaaten bis ans Meer vordrang.«
    Sie lachten.
    »General Sherman muss ja eine sehr große und potente Armee befehligt haben«, kommentierte Olive. »Ihr wisst so gut wie ich, dass fast jede zweite Bleichhaut im Süden einen farbigen Halbbruder hat und wie viele erfolgreiche gemischte Ehen es gegeben hat, besonders auf den Westindischen Inseln. Lustig ist ja auch, was die Weißen zu den Genies unserer Rasse zu sagen haben. O ja, sie geben zu, dass Puschkin ein Genie war, Dumas ebenso, aber das lag an ihrem weißen Blut! Rassenvermischung ist eine gute Sache, nachdem sie stattgefunden hat, aber sie soll um Gottes willen nicht geschehen!«
    »Wir wissen sehr wohl«, sagte Mary und setzte ihre Tasse ab, »dass die besten Menschen unserer Rasse gemischte Ehen schärfer ablehnen als die Weißen. Wenn die sozialen Schranken fallen würden, wären sie noch seltener als jetzt.«
    »Würden diese Schranken fallen, wäre es auch nicht mehr von Bedeutung, wie weiß ein Schwarzer ist. Der Vorteil, so weiß wie möglich zu sein – ich meine du, Dick, oder du, Olive, ihr könnt problemlos überall hingehen, in jedes Hotel und jedes Theater –, fiele weg. Und wir wissen alle, wie viele von uns sogar noch weiter gehen.«
    »Buda Green gibt sich als Weiße aus«, bemerkte Olive. »Ich traf sie letzten Sonntag auf der Fifth Avenue in Begleitung eines weißen Mannes. Sie zwinkerte mir zu, und später rief sie mich an, um mir alles zu erzählen. Man kann es ihr nicht übelnehmen. Ich könnte das allerdings nicht. Ganz

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