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Night Academy 2

Night Academy 2

Titel: Night Academy 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Scott
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abgeschminkt, denn normalerweise trug Oma ihr Babypuppen-Make-up: knallrote Lippen und leuchtend rosa Wangen. Wahrscheinlich war sie auf dem Sofa eingeschlafen, denn hinter den dicken Brillengläsern wirkte ihr Blick glasig. Gerade als ich mich für einen allerletzten Gute-Nacht-Kuss in Cams Arme schmiegen wollte, riss sie unvermittelt die Haustür auf.
    Cam und ich erstarrten, als plötzlich dieser weißhaarige Gnom vor uns auftauchte. Oma hielt ihre Armbanduhr hoch. »Fünf Minuten zu spät«, krähte sie.
    Sofort ließ Cam seinen Charme spielen. Der Hundeblick, das zerzauste Haar, alles wirkte vollkommen überzeugend. »Ich muss mich aufrichtig entschuldigen, dass ich es versäumt habe, Ihre Enkelin rechtzeitig zurückzubringen. Leider ist es auf dem Fest zu einem unvorhergesehenen Zwischenfall gekommen, und wir mussten noch so lange auf die Polizei warten.«
    »Polizei?« Oma riss die Augen auf.
    »Ja. Eine Horde Wilder hat einen Stein auf ein Auto geworfen und damit eine Prügelei angezettelt. Niemand war ernsthaft in Gefahr. Es war einfach nur eine Schlägerei. Sie können gern bei Annas Mutter anrufen.«
    »Ist dein Gesicht deshalb so geschwollen?«, fragte sie. »Du kannst ja kaum gerade stehen!«
    Er hielt sich die Seite. »Ich fürchte ja. Mir hat ihr Benehmen nicht gefallen.«
    Oma nickte anerkennend. »Du scheust dich also nicht, dich einzumischen. Das gefällt mir.« Dann inspizierte sie mich genau. »Deine Sachen sind wie aus dem Ei gepellt. Hast du dich da etwa rausgehalten?«
    »Ja.« Ich drängte mich an ihr vorbei ins Haus. Sie folgte mir mit Cam. Vorbei an einem Zeitungsstapel steuerte ich den Esszimmertisch an, der nur wenige Schritte von der Eingangstür entfernt stand. Unser Haus war so klein, dass man alles mit einem Blick erfassen konnte: Links neben der Wohnzimmercouch war der Esstisch direkt an der Wand, durch einen Durchgang gelangte man in die winzige Küche.
    Oma sah mich finster an. »Hab ich recht gehört?«
    Cam schien von ihren Worten überrascht, doch ich verzog nur das Gesicht und stützte mich auf dem Tisch ab. An Omas Verschrobenheiten hatte ich mich schon gewöhnt. »Du weißt doch, dass ich zwei linke Hände habe. Soll ich mich denn sinnlos verkloppen lassen?«
    »Mit deinen Händen ist alles in Ordnung. Dir fehlt nur die Übung.«
    »Sie wollen, dass Dancia sich prügelt?«, fragte Cam verwundert.
    »Natürlich«, sagte sie ungeduldig, als sei das die selbstverständlichste Sache der Welt. »Sie muss sich doch zu wehren wissen. Leichtsinnig muss sie dabei ja nicht sein, aber sie kann sich doch nicht immer hinter einem Jungen verstecken.«
    »Ich glaube nicht, dass das ihr Problem ist«, sagte Cam trocken. »Dancia weiß sich ganz gut zu behaupten.«
    »Na dann«, sagte Oma und lief in die Küche. »Möchtest du Limonade?«
    Cam schüttelte den Kopf. »Ich muss zurück zur Schule.«
    »Schönen Dank, dass du Dancia nach Hause gebracht hast.«
    Verlegen schlichen Cam und ich umeinander herum. Ich wusste nicht, ob wir uns zum Abschied die Hand schütteln oder uns umarmen sollten, und ob Oma dann wild werden würde. Sich gar nicht zu berühren, schien mir von daher die beste Alternative. »Dann bis Montag.«
    Cam nahm meine Hand und drückte sie. »Bis Montag.« Vor Oma verneigte er sich leicht, als würde er einen Diener andeuten. »Danke noch mal, dass Sie mir erlaubt haben, Dancia auszuführen.«
    Über die Brille hinweg sah sie ihn an. »Sieh mal lieber zu, dass du zurück zur Schule kommst.«
    Langsam fuhr er davon. Oma griff sofort zum Telefonhörer an der Küchenwand. »Wie heißt diese Frau? Ich will genau wissen, was passiert ist.«
    »Frag mich doch einfach«, sagte ich.
    Auf diese Bemerkung hin kam sie zurück ins Wohnzimmer geschlurft und ließ sich in ihren Lieblingssessel fallen. Ihr Nachthemd bauschte sich wie ein riesiger weißer Fallschirm. »Na gut, dann schieß mal los.«
    Ich nahm die Decke von der Sofalehne und legte sie mir um die Schultern, während ich mich setzte. Ich erzählte Oma von dem Stein und der Prügelei und dass Cam unbedingt gewollt hatte, dass ich ins Haus gehe, damit mir auch ja nichts geschieht.
    Oma unterbrach mich mit einer Geste. »Ich verstehe. Er ist dein Ritter in glänzender Rüstung. Und ich bin froh, dass er bereit war, dich zu beschützen. Aber das entschuldigt nicht, dass er dich zu spät nach Hause gebracht hat.«
    »Aber Oma, es hat Streit gegeben«, protestierte ich. »Und die Polizei musste kommen. Frag doch Annas Mutter, wenn

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