Night Academy 2
uns zu sich. »Wenn ihr beiden rumtrödelt, um einer Spur zu folgen, seid ihr gleich weg vom Fenster, kapiert? Ich weiß ja eure Vorschläge zu schätzen, aber in diesem Fall müsst ihr mir vertrauen. Wir müssen so schnell wie möglich von den anderen weg. Zur Spur können wir immer noch zurück.«
Xavier und ich tauschten Blicke und sahen dann wieder zu Anna. Auf der Lichtung war es still geworden. Mich machte es fertig, auf Anna hören zu müssen, aber ihr Plan schien durchdacht. »Okay«, brachte ich mit Mühe heraus. »Ich bin dabei.«
Xavier nickte. »Ich auch.«
Wir standen im Kreis und legten die ausgestreckten Hände übereinander. Anna zählte leise: »Eins, zwei, und los!«
Wir fuhren zu unseren Gegnern herum.
23
W ortlos nahmen wir Westen und Visiere. Mr Fritz hatte auch Handschuhe gebracht, und wir wühlten im Stapel nach der passenden Größe. Zufällig stand Cam neben mir. Auch wenn ich wusste, dass es nur eine Übung war, beunruhigte mich der bevorstehende Kampf immer mehr, und ich hatte dauernd Bilder von fallenden Ästen und umstürzenden Bäumen vor Augen.
Als niemand hinsah, drückte Cam kurz meine Hand. Obwohl er kein Wort sagte, gab mir das genügend Kraft, die Schutzmaske aus silbernem und schwarzem Plastik aufzusetzen. Stirn und Augen schützte ein durchsichtiges Visier, Mund und Kinn ein Gitter, durch das ich genügend Luft bekam. Vom Gefühl her erinnerte mich die Schutzmaske ein bisschen an einen Motorradhelm, der Hinterkopf lag allerdings frei. Die Weste wurde über den Kopf gezogen und an den Seiten zugebunden. Am liebsten hätte ich laut losgelacht über die alberne Montur, doch die anderen schienen es bitterernst zu nehmen.
Danach schnappte sich jeder eine Waffe. Die Gewehre waren leichter als gedacht und lagen überraschend gut in der Hand. Wir sammelten uns um Anna, die uns flüsternd erklärte, wo sich zusätzliche Munition befand. Sie zeigte uns, wie man die Waffen nachlud, und sagte dann so laut, dass Cams Team es hören musste: »Können wir jetzt anfangen zu üben?«
Mr. Judan nickte. Alle schulterten die Waffen und liefen um die Hütte herum zu den Zielscheiben. Auf einem Campingtisch lagen ein paar extra Paintballmarkierer. Cam sagte Alisha, sie solle, um ihre eigene Munition nicht unnötig zu vergeuden, die Gewehre auf dem Tisch nehmen. Mir versetzte es einen Stich, die beiden zusammen zu sehen, denn Alisha war eine fantastische Schützin. Ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, ob Cam vielleicht erleichtert war, dass er nicht mich, sondern sie im Team hatte.
Aber dann fiel mir ein, dass ich Alisha zwanzig Meter durch die Luft schleudern konnte, und Cam hätte schon verrückt sein müssen, nicht lieber mich an seiner Seite haben zu wollen.
Als Cams Team damit beschäftigt war, Übungswaffen auszuwählen, rief Anna: »Lauft!«
Gebückt schoss ich davon und achtete darauf, Xavier nicht zu verlieren. Wir folgten Anna, die von Baum zu Baum flitzte und dann im wilden Zickzack durch den Wald davonstob. Cam fluchte laut, und wenige Sekunden später schwirrte auch schon der erste Paintball an meiner Schulter vorbei. Anna hatte recht gehabt. Xavier und mich hatte Cam sofort ausschalten wollen. Mit unserer Flucht hatten wir ihn überrascht.
Annas dunkelbrauner Pferdeschwanz hüpfte vor uns auf und ab. Alle zehn bis fünfzehn Meter drehte sie sich um, um sicherzugehen, dass wir ihr noch folgten. »Achtest du auch auf die Zeit?«, fragte sie mich irgendwann.
»Was? Nein«, sagte ich verwirrt.
»Wir haben nur einen Radius von anderthalb Kilometern«, sagte sie. »Achte auf dein Tempo und versuch, die Zeit im Auge zu behalten.«
»Oh!« Ich sah auf meine Uhr. Allmählich lernte ich Annas Kenntnisse schätzen. »Mach ich.«
»Zwischendurch solltet ihr beide auch immer wieder auf den Kompass schauen. Im Moment bewegen wir uns Richtung West-Südwest. Den Kurs werde ich erst einmal beibehalten.«
Ich wickelte mir das Kompassband um den Arm, damit ich ihn auf keinen Fall verlor.
Xavier atmete bereits schwer. »Anna«, keuchte er erschöpft, »meinst du, die suchen selbst nach dem Glasröhrchen, oder werden sie uns folgen? Sie könnten es uns doch einfach abnehmen, wenn wir es zuerst finden, oder? Ich meine, das verstößt ja nicht gegen die Regeln.«
Kurzfristig verlangsamte Anna das Tempo. »Da ist was dran. Molly kann sich unsichtbar machen, und sie ist super im Anschleichen, aber Fährtensuchen und Schießen liegen ihr gar nicht. Dafür kann Alisha richtig gut schießen
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