Night Academy 2
ich die Waffen in Augenschein. Paintballmarkierer. Was sonst! Die hellblaue Farbe am langen, dünnen Lauf und der daran befestigte Zylinder hätten mich stutzig machen sollen. Natürlich waren das keine echten Waffen.
»Wer in der Strike Zone getroffen wird, scheidet aus. Wer an einer anderen Stelle getroffen wird, darf weitermachen. Dabei verlassen wir uns darauf, dass ihr ehrlich seid und bei einem direkten Treffer von selbst abbrecht.« Er hielt inne. »Gibt es noch Fragen?«
»Dürfen wir unsere Gaben einsetzen?«, wollte ich wissen.
Mr Judan zeigte blitzend weiße Zähne. »Selbstverständlich.«
»Gibt es auch eine Safe Area Zone?«, fragte Alisha mit glühenden Augen. Sie war kaum noch zu halten vor Begeisterung.
»Ausgezeichnete Frage.« Mr Judan wies auf eine Reihe kleiner roter Fahnen. Bislang waren sie mir noch nicht aufgefallen, doch nun sah ich, dass sie in einem Umkreis von zehn Metern um die Hütte standen. »Die Fahnen markieren die entmilitarisierte Zone. Innerhalb dieses Bereichs dürft ihr keine Waffen benutzen oder das andere Team angreifen.«
»Muss das gesamte Team zurück zur Hütte?«, fragte Xavier.
»Nein. Lediglich einer aus dem Team muss es mit dem Glasröhrchen zur Hütte schaffen. Das reicht.« Mr Judan blickte uns der Reihe nach an. »Weitere Fragen?« Wir schüttelten den Kopf. »Gut. Lasst euch ein paar Minuten Zeit, um die Ausrüstung anzulegen und euch mit den Waffen vertraut zu machen. Ihr dürft auch gern einen Kompass mitnehmen. Hinter der Hütte innerhalb der demilitarisierten Zone ist ein Platz für Schießübungen. Nachdem ihr diesen Platz verlassen habt, seid ihr auf euch allein gestellt.«
Ich verzog keine Miene, Anna sollte nicht merken, dass ich eine Riesenangst vor diesen Paintballteilen hatte. Aber trotz meiner Angst war ich zu allem entschlossen. Es würde wie im Unterricht sein, wo ich gegen meine Lehrer kämpfen musste, nur dass ich diesmal gewarnt war. Ich würde meine Fähigkeiten nutzen und zeigen, was ich draufhatte. Vielleicht würde ich sogar Anna in den Schatten stellen.
Nur … mein Blick fiel auf den Haufen Paintballmarkierer. Kurz vor den Frühlingsferien hatten wir ein paar Tage lang Schießübungen mit Luftgewehren veranstaltet, und ich hatte mich total dämlich angestellt. Nicht einmal die Zielscheibe hatte ich getroffen. Und heute würden sich die Leute auch noch bewegen. Wie gut standen wohl meine Chancen, ein bewegliches Ziel zu treffen?
Anna gab mir und Xavier ein Zeichen, ihr zu folgen. Cam nahm sein Team ebenfalls beiseite.
»Schnappt euch einen Markierer und tut so, als würdet ihr Schießübungen machen«, flüsterte Anna. »Aber achtet auf mein Zeichen. Sobald sie abgelenkt sind, hauen wir ab. Wir müssen einen möglichst großen Vorsprung rausholen.«
»Anna, ich habe noch nie in meinem Leben eines von diesen Teilen in der Hand gehabt.« Verstohlen sah ich zu Cam. Er wirkte ruhig und zuversichtlich, während er mit Molly und Alisha sprach. »Vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn ich ein bisschen übe. Bevor die mich abknallen.«
»Genau aus diesem Grund sollst du weglaufen«, sagte sie rundheraus. »Sonst erschießt dich Cam, bevor du überhaupt angelegt hast. Ich habe schon gesehen, wie er jemanden aus zweihundert Metern Entfernung im Lauf getroffen hat. Du musst aus seiner Schusslinie, und zwar schnell.«
Damit lag sie bestimmt richtig, obgleich ich mir Cam nicht gern so tödlich vorstellte.
»Wohin sollen wir?«, fragte Xavier.
»Wir bleiben lange genug zusammen, um eine Basis einzurichten«, sagte Anna. »Wir brauchen Deckung – Brombeergestrüpp oder viele Bäume – , wo uns niemand von hinten angreifen kann. Danach teilen wir das Gelände für die Suche in Quadranten ein. Ihr zwei nehmt euch auf jeden Fall einen Kompass. Man kann sich hier leicht verirren.«
»Was ist denn mit Xaviers Begabung?«, fragte ich. Über meine eigene Unfähigkeit, mich mit einem Kompass zurechtzufinden, wollte ich lieber nicht nachdenken. »Sollte er nicht lieber gleich mit dem Spurenlesen anfangen? Die sind doch mit dem Röhrchen bestimmt von der Hütte aus losgegangen. Wir wollen doch nicht den Anfang der Spur verpassen.«
Xavier nickte. »Von hier aus kann ich schon jede Menge Abdrücke sehen, darunter auch eine Spur, die Mr Fritz und Mr Judan gemeinsam gemacht haben. Ich könnte dieser Spur folgen, während die anderen mit den Gewehren üben. Dancia kann mir so lange Rückendeckung geben.«
Anna packte uns bei den Schultern und zog
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