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Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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Jules mit Lucas und ein paar Freunden. Allie versuchte, nicht zu ihr hinzusehen, doch die Schuldgefühle sorgten dafür, dass ihre Augen immer wieder wie von selbst in Jules’ Richtung wanderten und heimlich verfolgten, wie die blonde Vertrauensschülerin sich unterhielt und aß.
    Carter saß Allie gegenüber und unterhielt sich gerade angeregt mit Rachel und Nicole. Nur die Ringe unter seinen Augen verrieten, dass auch er letzte Nacht nicht sonderlich gut geschlafen haben konnte.
    Zwei Plätze weiter saß Sylvain und hörte konzentriert zu. Mit seinen langen Fingern ließ er selbstvergessen sein Messer um die eigene Achse wirbeln. Allie fiel es schwer, den Blick von diesen sanften und geschickten Händen abzuwenden. Das Silber glitzerte im Licht der Nachmittagssonne.
    Plötzlich hielt das Messer in der Bewegung inne. Als sie aufschaute, merkte sie, dass er sie beobachtete: seine Miene undurchdringlich und rätselhaft, die Augen kühl und blau wie unbewegtes Wasser.
    Allies Herzschlag setzte kurz aus, und sie zwang sich, wegzuschauen. Erst da bemerkte sie, dass die anderen sie erwartungsvoll anblickten.
    »Was ist denn?«, fragte sie. So abweisend hatte es gar nicht klingen sollen. »Hat irgendwer … was gesagt?«
    Rachel sah sie scheel an. »Ich hab gesagt: ›Und was meinst du dazu?‹«
    »Wozu?«
    »Na, zu unserem
Plan
.« Nicoles Blick wanderte von Allie zu Sylvain und wieder zurück, als hätte sie den Verdacht, zwischen den beiden spiele sich etwas ab. »Findest du die Idee gut?«
    »Sorry«, sagte Allie und wurde rot. »Ich hab letzte Nacht schlecht geschlafen. Ich bin nicht ganz da. Bitte erzählt’s mir noch mal. Diesmal konzentrier ich mich auch – versprochen!«
    Carter stöhnte genervt auf. »Okay, also noch mal für Allie zum Mitschreiben«, sagte er und sah ihr zum ersten Mal seit beinahe zwölf Stunden direkt ins Gesicht. Doch seine Augen waren ohne jede Wärme. »Der Plan sieht so aus: Heute Abend teilen wir uns auf. Nicole und ich durchsuchen Eloises Zimmer, Zoe und Rachel sehen sich in Zelaznys Kursraum um. Und du …«, mit einem Stirnrunzeln ließ er den Blick zwischen Sylvain und ihr hin- und herwandern, »… filzt mit Sylvain Zelaznys Zimmer – Sylvain weiß, wo das ist.«
    Allie hatte einen Kloß im Hals. Sie zwang sich, ruhig zu nicken, doch ihr Herz schlug wie verrückt.
    Ein paar von den Lehrern lebten in kleinen Häuschen auf dem Schulgelände, doch die meisten von ihnen wohnten in einem für das Lehrpersonal reservierten Seitenflügel des Hauptgebäudes, den Allie noch nie betreten hatte.
    Den Lehrertrakt zu betreten war nämlich strengstens verboten – nur die Vertrauensschüler hatten dort Zutritt, und selbst die brauchten einen sehr triftigen Grund.
    Die anderen schauten sie erwartungsvoll an. Sie wollten hören, was sie von ihrem Plan hielt, mit dessen Umsetzung sie auch die letzten Regeln der Internatsordnung brechen würden, die zu brechen sie letzte Nacht vergessen hatten.
    Allie straffte die Schultern. »Klingt gut. Ich bin dabei.«

[zurück]

Zweiundzwanzig
    Abends lief Allie im Halbdunkel des rückwärtigen Teils der Bibliothek ungeduldig hin und her. Sylvain war schon zehn Minuten überfällig.
    Sie war sich sicher, dass sie sich nicht vertan hatte – er hatte ihr den Ort genau beschrieben, die fast drei Meter hohen Regale um sie herum enthielten ausschließlich alte, in Leder gebundene französische Bücher. Gelangweilt fuhr sie mit den Fingerspitzen über die dicken Einbände mit den goldgeprägten Schriftstellernamen, die Laclos lauteten oder Langlois.
    Mit einem Seufzer sah sie erneut auf ihre Uhr.
    »Nun beeil dich mal, Sylvain«, brummte sie.
    Sie stieg auf eine Rollleiter, mit deren Hilfe man auch an die Bücher in den oberen Fächern herankam, pflanzte sich auf eine der Sprossen und ließ ein Bein baumeln.
    Und nun forderte der Schlafmangel von letzter Nacht seinen Tribut, aller Sorge und Anspannung zum Trotz. Allie stützte das Kinn in eine Hand und ließ die schweren Lider zufallen. Angenehm war es so im Dunkeln, und bald döste sie dahin und träumte zusammenhanglose Szenen von Läufen durch den Wald und einer Stimme.
    Wach auf, Allie.
    Es war eine vertraute Stimme – Allie mochte sie. Und in der Hoffnung, sie werde weitersprechen, ließ Allie die Lider geschlossen. Doch die Stimme blieb stumm.
    Langsam öffnete sie die Augen und begegnete Sylvains Blick.
    Er hatte sich mit einem Fuß so auf die Leiter gestellt, dass er Allie auf gleicher Höhe ansehen

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