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NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis

NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis

Titel: NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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wird zurückkommen, wenn Mom begreift, was sie ist, und wieder gesund wird?«
    »Ich denke, es liegt durchaus im Rahmen des Möglichen. Aber hör mir zu. Um die Sache mit Tanya in den Griff zu kriegen...«
    »Angel.« Angst stieg in Gillians Magen auf. »Wenn ich jetzt so darüber nachdenke... ich meine, sind Hexen böse? Solltest du - hm, solltest du das alles nicht missbilligen?«
    Angel legte seinen goldenen Schopf in die Hände. »Wenn ich dächte, es wäre schlecht, würde ich dann hier sein und dich anleiten?«
    Gillian hätte beinahe gelacht. Diese Dinge passten so gar nicht zusammen -die bleiche Nordlichtaura, die ihn umgab, und der Klang seiner Stimme, wenn er mit zusammengebissenen Zähnen sprach.
    Dann kam ihr ein Gedanke. Sie fragte zögernd und voller Staunen: »Bist du hierhergekommen, um mich anzuleiten?«
    Er hob den Kopf und sah sie mit diesen überirdischen Augen an. »Was meinst du?«
    Gillian überlebte, dass die Welt nicht ganz so war, wie sie gedacht hatte. Und Engel waren es auch nicht.
    Am nächsten Morgen stand sie vor dem Spiegel und betrachtete sich - wie sie es immer getan hatte, seit Angel zu ihr gekommen war und sie dazu gebracht hatte, sich die Haare abzuschneiden; sie hatte ihr neues Ich betrachten wollen. Doch jetzt wollte sie Gillian, die Hexe, betrachten.
    Auf den ersten Blick war sie unverändert. Aber jetzt, da sie es wusste, hatte sie das Gefühl, Dinge zu sehen, die ihr zuvor nicht aufgefallen waren. Etwas in den Augen - in ihren Tiefen ein Schimmer von uraltem Wissen. Etwas Elfenhaftes an ihrem Gesicht, in der Wölbung ihrer Wangenknochen. Ein Hauch von Feentum.
    »Genug in den Spiegel gestarrt, jetzt fahren wir einkaufen«, sagte Angel, und sein Licht verfestigte sich neben ihr.
    »Alles klar«, erwiderte Gillian nüchtern. Dann versuchte sie, mit der Nase zu wackeln.
    Unten borgte sie sich die Schlüssel des Kombis ihrer Mutter und mummelte sich dick ein. Es war ein eiskalter Tag, und die ganze Welt funkelte unter einer dünnen Decke Neuschnee. Die Luft drang wie ein seltsamer Trank in Gillians Lungen ein.
    Ich fühle mich sehr hexig. Sie fuhr den Wagen rückwärts aus der Einfahrt. Also, wohin fahren wir? Nach Houghton?
    Wohl kaum. Das sind nicht gerade Dinge, die man in einem Einkaufszentrum bekommt. Nach Norden! Wir fahren nach Woodbridge.
    Gillian versuchte, sich an Woodbridge zu erinnern. Es war eine kleine Stadt wie Somerset - nur noch kleiner. Irgendwann in ihrem Leben war sie zweifellos einmal hindurchgefahren.
    Wir müssen in Woodbridge einkaufen gehen, um die Sache mit Tanya zu regeln ?
    Fahr einfach, Libelle.
    Die Hauptstraße von Woodbridge endete auf einem von Dutzenden von geschmückten Bäumen gesäumten Platz. Die Läden waren mit Weihnachtslichtern dekoriert. Es war eine Postkartenszene.
    Okay. Hier kannst du parken.
    Gillian befolgte Angels Anweisungen und fand sich kurz darauf im Five and Ten von Woodbridge wieder, einem altmodischen Gemischtwarenladen, der sogar die passenden knarrenden Holzdielen aufwies. Sie hatte das beängstigende Gefühl, dass die Zeit um fünfzig Jahre zurückgedreht worden war. Die Gänge waren schmal, und in den Regalen standen dicht an dicht Körbe voller Waren. Es roch moderig.
    Ihr war nicht nach Fragen zumute, und sie vertiefte sich träumerisch in den Anblick eines Glases mit Süßigkeiten.
    Geh nach hinten. Ganz durch. Öffne die Tür dort und geh ins Hinlerzimmer.
    Gillian zog nervös die klapprige Tür auf und spähte in das dahinterliegende Zimmer. Aber es war nur ein weiterer Ladenraum. Er roch noch seltsamer, teils köstlich, teils medizinisch, und er war ziemlich schwach beleuchtet.
    »Ähm, hallo?«, rief sie, gedrängt von Angel. Und dann bemerkte sie eine Bewegung hinter einer Theke.
    Ein junges Mädchen saß dort. Sie war vielleicht neunzehn und hatte dunkelbraunes Haar und ein interessantes Gesicht. Das Gesicht war, was Form und Struktur betraf, zwar ziemlich gewöhnlich - ein Landmädchengesicht -, aber die Augen waren ungewöhnlich lebhaft und eindringlich.
    »Ähm, hast du was dagegen, wenn ich mich ein wenig umsehe?«, fragte Gillian, wiederum auf Angels Anweisung.
    »Nur zu«, antwortete das Mädchen. »Ich bin Melusine.«
    Sie sah mit einer absolut freundlichen und offenen Neugier zu, wie Gillian in den Regalen stöberte und sich bemühte, so dreinzuschauen, als wüsste sie, wonach sie suchte. Alles, was sie sah, war seltsam und unvertraut - Steine und Dinge, die wie Kräuter aussahen, und verschiedenfarbige

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