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NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis

NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis

Titel: NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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feindliches Territorium. Angel hatte eine Idee. Solange sie genau das tat, was Angel sagte, würde alles gut werden.
    Sie ging in das Badezimmer und befolgte minutiös Angels Anweisungen, ohne nach dem Warum zu fragen. Dann ging sie wieder den Flur entlang zurück, um David zu bitten, sie nach Hause zu bringen.
    »Ich bin bereit. Jetzt sag mir, was ich tun kann.«
    Gillian saß, bekleidet mit dem Pyjama mit den kleinen Bären darauf, auf ihrem Bett. Es war weit nach Mitternacht, und das Haus war still und dunkel, bis auf die Lampe auf ihrem Nachttisch.
    »Weißt du, ich denke, du bist wirklich bereit.«
    Die Stimme war leise und nachdenklich, und kam von außerhalb ihres Kopfes. Etwa einen halben Meter vom Bett entfernt begann in der Luft ein Licht zu wachsen.
    Und dann war es Angel, der im Schneidersitz dasaß, die Hände auf die Knie gelegt. In einem schwebenden Schneidersitz. Er befand sich etwa auf gleicher Höhe wie Gillians Bett, und er sah sie forschend an. Sein Gesicht war ernst und ruhig, und überall um ihn herum war ein helles, wechselhaftes Licht. Wie ein Nordlicht.
    Wie immer nahm Gillian beim ersten Anblick Angels eine körperliche Reaktion bei sich wahr. Eine Art Schock. Er war so schön, so überirdisch, so anders als alle anderen.
    Und in diesem Moment war der Ausdruck seiner Augen eindringlicher denn je.
    Es machte ihr ein wenig Angst, aber diese Angst schob sie - mitsamt der körperlichen Reaktion - von sich. Sie musste an David denken. David, der sie voller Vertrauen nach Hause gebracht hatte, als ihr vor einer Stunde »übel« geworden war, und der in dieser Sekunde nicht die geringste Ahnung hatte, was ihn am Montag erwartete.
    »Sag mir einfach, was ich tun soll«, bat sie Angel.
    Sie war gewappnet. Sie hatte keine Ahnung, was notwendig sein würde, um Tanya aufzuhalten, aber es konnte nichts Erfreuliches sein - oder gesetzlich Erlaubtes. Es spielte keine Rolle. Sie war bereit.
    Aber Angels Worte waren in gewisser Weise eine Enttäuschung.
    »Du weißt, dass du etwas Besonderes bist, nicht wahr?«
    »Hm?«
    »Du bist immer etwas Besonderes gewesen. Und tief in dir drin hast du es immer gewusst.«
    Gillian war sich nicht sicher, was sie darauf antworten sollte. Denn es klang nach einem schrecklichen Klischee - aber es entsprach der Wahrheit. Sie war etwas Besonderes. Sie hatte eine Nahtod-Erfahrung hinter sich. Sie war mit einem Engel zurückgekommen. Gewiss geschah so etwas nur besonderen Menschen. Und ihre Beliebtheit in der Schule - dort dachten sicher auch alle, sie sei etwas Besonderes. Aber ihr eigenes Gefühl diesbezüglich war schon vor langer Zeit in ihr gewachsen, irgendwann während ihrer Kindheit. Sie hatte sich einfach vorgestellt, dass alle Menschen sich so fühlten... als seien sie anders als andere, vielleicht besser, aber gewiss anders.
    »Nun, tatsächlich fühlt sich jeder so«, bemerkte Angel, und Gillian zuckte leicht zusammen. So ging es ihr immer, wenn sie sich plötzlich daran erinnerte, dass ihre Gedanken nicht länger privat waren.
    Angel fuhr fort. »Aber in deinem Fall entspricht es zufällig der Wahrheit. Hör mal, was weißt du über deine Urgroßmutter Elspeth?«
    »Was?« Gillian war ratlos. »Sie ist eine alte Dame. Und, ähm, sie lebt in England und schickt mir immer Weihnachtsgeschenke...« Sie hatte eine vage Erinnerung an ein Foto von einer Frau mit weißem Haar und weißer Brille, einem Tweedrock und praktischen Schuhen. Die Frau hielt einen Pekinesen in einer kleinen, roten Jacke auf dem Arm.
    »Sie ist in England aufgewachsen, aber geboren wurde sie in Amerika. Sie war erst ein Jahr alt, als sie von ihrer älteren Schwester, Edgith, die sie versorgt hatte, getrennt wurde. Es geschah während des Ersten Weltkriegs. Alle glaubten, sie hätte keine Familie, daher wurde sie einem englischen Ehepaar übergeben, das sie großgezogen hat.«
    »Oh, wirklich? Wie interessant.« Gillian war nicht nur verwirrt, sondern auch leicht verärgert. »Aber was um alles in der Welt...«
    »Es hängt wie folgt mit David zusammen. Deine Urgroßmutter ist nicht bei ihrer richtigen Schwester groß geworden, bei ihrer richtigen Familie. Wenn es anders gewesen wäre, hätte sie ihr wahres Erbe gekannt. Sie hätte gewusst...«
    »Ja?«
    »Dass sie als Hexe geboren war.«
    Es folgte ein sehr langes Schweigen. Es hätte gar nicht so lang sein sollen. Nach der ersten Sekunde fielen Gillian einige Erwiderungen ein, aber irgendwie war ihr Hals so zugeschnürt, dass sie nicht sprechen

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