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NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis

NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis

Titel: NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis
Autoren: Lisa J. Smith
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Geiste vor. Stell dir den Ausschlag an der realen Tanya vor.
    Es erzeugte eine gewisse Befriedigung, das zu tun. Gillian konnte es nicht leugnen, nicht einmal vor sich selbst. Sie stellte sich Tanyas schlanke, olivenfarbene rechte Hand vor, wie sie in der Luft schwebte, um einen Brief zu unterschreiben, der Davids Zukunft zerstören würde. Dann stellte sie sich juckende, rote Pusteln vor, wie sie auf dieser Hand erschienen, während die andere Hand sie kratzte. Röte, die sich auf der Haut ausbreitete. Mehr Jucken, mehr Kratzen...
    He, das macht Spaß!
    Dann nahm sie sich die Kim-Puppe vor.
    Als sie fertig war, steckte sie beide Puppen in einen Schuhkarton und schob den Karton unters Bett. Dann stand sie auf, mit geröteten Wangen und triumphierendem Blick.
    »Es ist vorbei? Ich hab's geschafft?« »Du hast es geschafft. Du bist jetzt eine ausgewachsene Hexe. Hekate ist übrigens die Königin der Hexen. Ihre uralte Herrscherin. Und für dich bedeutet sie etwas Besonderes - du stammst in direkter Linie von ihrer Tochter Hellewise ab.«
    »Ach ja?« Gillian richtete sich ein wenig höher auf. Sie hatte das Gefühl, als könne sie die Macht in ihren Adern kribbeln spüren, eine funkelnde Energie, ein Gefühl, als könne sie die Hand ausstrecken und die Welt formen. Sie hatte das Gefühl, von einer Aura umgeben zu sein. »Wirklich?«
    »Deine Urgroßmutter Elspeth ist eine von den Harmans, den Herdfrauen, von der Linie, die von Hellewise abstammt. Elspeths ältere Schwester Edgith wurde eine große Hexenführerin.«
    Wie konnte Gillian je geglaubt haben, sie sei gewöhnlich, weniger als gewöhnlich? Tatsachen wie diese konnte man nicht bestreiten. Sie entstammte einer Linie wichtiger Hexen. Sie war Teil einer uralten Tradition. Sie war etwas Besonderes.
    Sie fühlte sich sehr, sehr mächtig.
    An diesem Abend rief ihr Vater an. Er wollte wissen, ob es ihr gut gehe, und ihr sagen, dass er sie liebe. Gillian wollte nur wissen, ob er zu Weihnachten zu Hause sein würde.
    »Natürlich werde ich zu Hause sein. Ich habe dich lieb.«
    »Ich dich auch.«
    Aber sie war nicht glücklich, als sie auflegte. Angel, wir müssen uns etwas ausdenken. Gibt es einen Zauber, den ich bei ihm einsehen könnte?
    Am nächsten Morgen segelte sie frohgemut in die Schule und hielt Ausschau nach jemandem, mit dem sie sich unterhalten konnte. Sie entdeckte den kurzgeschorenen, roten Schopf von J. Z. dem Model und winkte ihr zu.
    »Was gibt's Neues, J. Z.?«
    J. Z. richtete den Blick ihrer umnebelten, blaugrünen Augen auf sie und kam zu ihr herüber. »Hast du schon von Tanya gehört?«
    Gillians Herz setzte für einen Schlag aus. »Nein«, antwortete sie, was die reine Wahrheit war.
    »Sie hat einen schrecklichen Ausschlag oder eine Infektion oder irgendwas. Wie von Giftsumach. Es heißt, es mache sie wahnsinnig.«
    Wie immer sprach J. Z. langsam und mit beinahe leerem Gesichtsausdruck. Aber Gillian glaubte, unter dem ausdruckslosen Blick einen Schimmer von Befriedigung zu sehen.
    Sie sah J. Z. scharf an. »Nun, das ist wirklich Pech.«
    »Klar«, murmelte J. Z. und lächelte geistesabwesend.
    »Ich hoffe nur, dass sich niemand sonst ansteckt.« Sie hoffte, etwas über Kim zu hören.
    Aber J. Z. sagte nur: »Nun, zumindest wissen wir, dass David sich nicht anstecken wird.« Dann schlenderte sie davon.
    Angel, dieses Mädchen mag Tanya nicht.
    Viele Leute mögen Tanya nicht.
    Es ist komisch. Ich dachte früher immer, wenn man beliebt ist, würde das bedeuten, dass alle einen mögen. Jetzt denke ich, es ist eher so, als hätten alle Angst, einen nicht zu mögen.
    Stimmt. Lass sie dich ruhig hassen, solange sie dich fürchten. Aber verstehst du, du hast der Allgemeinheit einen Dienst erwiesen, indem du Tanya außer Gefecht gesetzt hast.
    In der Biologiestunde erfuhr Gillian, dass Kim fehlte und ihr Sporttraining für den Tag abgesagt hatte. Sie hatte so etwas wie Scharlach und konnte nicht einmal sprechen. Auch in diesem Fall schien niemand allzu bekümmert zu sein.
    Beliebt zu sein, bedeutet, dass alle froh sind, wenn einem etwas Schlechtes zustößt.
    Fressen oder gefressen werden, Kleines. Angel kicherte.
    Gillian lächelte.
    Sie hatte David beschützt. Es schenkte ihr ein wunderbares Gefühl, in der Lage zu sein, ihn zu beschützen, sich um ihn zu kümmern. Nicht dass sie direkt guthieß, was er getan hatte. Eine Semesterarbeit zu kaufen und sie unter eigenem Namen abzugeben - das war ziemlich übel. Nicht nur falsch, sondern auch irgendwie
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