NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit
Erwähnung seines Namens ihr den Boden unter den Füßen weggezogen. Sie war nicht in der Lage gewesen, ihre Reaktion zu beherrschen.
»Also«, sagte sie, immer noch mit zusammengebissenen Zähnen, »dieser umwerfende, geheimnisvolle Typ hieß Quinn.«
»Ja.« Daphne wischte sich heiße Schokolade vom Arm. »Und ich glaubte, dass er mich wirklich mochte. Er bat mich, letzten Sonntag in den Klub zu kommen und mich auf dem Parkplatz allein mit ihm zu treffen.«
»Und das hast du auch getan.« Oh, ich werde ihn sowas von umbringen, dachte Rashel.
»Klar. Ich habe mich in Schale geworfen...« Daphne blickte an ihrem zerrissenen Outfit hinunter. »Nun, das hat tatsächlich mal toll ausgesehen. Also habe ich ihn getroffen, und wir sind zu seinem Wagen gegangen. Und dann eröffnete er mir, dass er mich auserwählt habe. Ich war so glücklich, dass ich beinahe in Ohnmacht gefallen wäre. Ich dachte, er meinte, er habe mich zu seiner Freundin gewählt. Und dann...« Daphnes Stimme verlor sich erneut. Zum ersten Mal, seit sie mit der Geschichte begonnen hatte, wirkte sie verängstigt. »Dann fragte er mich, ob ich mich wirklich der Dunkelheit ergeben wolle. Er ließ es so romantisch klingen.«
»Kann ich mir vorstellen«, erwiderte Rashel. Sie stützte den Kopf auf ihre Hand. Sie konnte jetzt alles deutlich vor sich sehen. Die Masche war ebenso einfach wie perfekt. Quinn forschte die Mädchen aus und stellte fest, welche man vermissen würde und welche nicht. Dann schnappte er sie sich auf dem Parkplatz, sodass niemand sie sah und niemand sie mit dem Klub in Verbindung brachte. Wer würde es schon bemerken oder sich darum scheren, wenn gewisse Mädchen nicht mehr auftauchten? Mädchen kamen und gingen.
Und es hatte nichts in der Zeitung gestanden, weil die Tagwelt nicht mitbekam, dass die Mädchen entführt wurden. Bei der Entführung hatte es wahrscheinlich nicht einmal einen Kampf gegeben, weil diese Mädchen freiwillig mitgingen - am Anfang.
»Es muss ein Schock gewesen sein«, bemerkte Rashel trocken, »herauszufinden, dass es tatsächlich eine Dunkelheit gibt, der man sich ergeben kann.«
»Uh, ja. Ja, genau das war es. Aber zu diesem Zeitpunkt wusste ich es noch nicht. Ich sagte, klar, das wolle ich. Ich meine, ich hätte dasselbe gesagt, wenn er mich gefragt hätte, ob ich wirklich »Bezaubernde Jeannie«-Wiederholungen mit ihm ansehen wolle. Er war einfach umwerfend. Und er sah mich auf diese total seelenvolle Weise an, und ich dachte, er würde mich küssen. Und dann... bin ich eingeschlafen.« Daphne schaute stirnrunzelnd auf ihren Papierbecher hinunter.
»Nein, bist du nicht.«
»Bin ich doch. Ich weiß, es klingt verrückt, aber ich bin eingeschlafen, und als ich aufwachte, war ich an diesem Ort, in diesem kleinen Büro in diesem Lagerhaus. Ich lag in einem Eisenbett auf einer jämmerlich zerlumpten Matratze, und ich war gefesselt. Ich hatte Ketten an den Knöcheln, genau wie Menschen im Gefängnis. Und Quinn war fort, und auf anderen Betten waren noch zwei andere Mädchen gefesselt.« Ohne Vorwarnung begann Daphne zu weinen.
Rashel reichte ihr beklommen eine Serviette. »Waren die Mädchen ebenfalls aus der Crypta?«
Daphne schniefte. »Keine Ahnung. Möglich war's. Aber sie wollten nicht mit mir reden. Sie waren, hm, wie in Trance. Sie lagen einfach nur da und starrten an die Decke.«
»Aber du warst nicht in Trance«, meinte Rashel nachdenklich. »Irgendwie bist du der Gedankenkontrolle entkommen. Du musst dagegen immun sein, wie ich.«
»Ich weiß nichts über Gedankenkontrolle. Aber ich hatte solche Angst, dass ich so tat, als sei ich genau wie die anderen Mädchen, wenn dieser Typ kam, um uns etwas zu essen zu bringen und uns ins Badezimmer zu führen. Ich habe einfach genau wie sie geradeaus gestarrt. Ich dachte, auf diese Weise bekäme ich vielleicht eine Chance zu fliehen.«
»Kluges Mädchen«, sagte Rashel. »Und der Typ - war es Quinn?«
»Nein. Quinn habe ich nie wiedergesehen. Es war ein blonder Typ namens Ivan, aus dem Klub; ich nannte ihn Ivan den Schrecklichen. Manchmal hat uns auch ein Mädchen das Essen gebracht - seinen Namen kenne ich nicht, aber ich hatte es auch im Klub gesehen. Sie waren wie Quinn; sie hatten ihre eigene kleine Clique.«
Mindestens zwei weitere neben Quinn, dachte Rashel. Wahrscheinlich sogar mehr.
»Sie haben uns nicht wehgetan oder irgendsowas, und das Büro war geheizt, und das Essen war in Ordnung - aber ich hatte solche Angst«, fuhr Daphne fort. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher