NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit
nicht bewegen. Ich konnte gar nichts tun.« Sie lächelte Rashel auf seltsame Weise an. »Ich werde dir ein Geheimnis verraten. Er ist noch da, der Biss. Du kannst ihn nicht sehen, aber er ist immer noch da.« Sie drehte den Kopf, um einen glatten, unversehrten Hals zu zeigen.
»Oh Gott, Nyala.« Rashel hatte sich zuvor unwohl gefühlt bei dem Versuch, Daphne zu trösten, aber jetzt dachte sie nicht länger nach. Sie packte Nyala einfach und drückte sie fest an sich.
»Hör mir zu«, sagte sie wild entschlossen. »Ich weiß, wie du dich fühlst. Ich meine - nein, ich weiß es nicht, weil es mir nie widerfahren ist. Aber es tut mir leid. Und ich weiß, wie du dich gefühlt hast, als deine Schwester starb.« Sie lehnte sich zurück, sah Nyala an und schüttelte sie beinahe. »Aber wir müssen weiterkämpfen. Das ist jetzt das Wichtigste. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie gewinnen. Stimmt's?«
»Ja...« Nyala sah sich langsam im Raum um, dann wandte sie sich wieder Rashel zu. »Ja, das ist richtig.« Ihr Blick schien schärfer und konzentrierter zu werden.
»Ich schmiede einen Plan, um hier herauszukommen, und du musst Ruhe bewahren und mir helfen.«
»Ja.« Diesmal klang Nyalas Stimme fester. Dann lächelte sie beinahe heiter und flüsterte: »Und wir werden unsere Rache bekommen.«
»Ja.« Rashel drückte ihre Hand. »Irgendwie wird uns das gelingen. Ich verspreche es dir.«
Als sie zu ihrem Bett zurückkehrte, spürte sie die Blicke der anderen Mädchen auf sich ruhen, obwohl keine von ihnen Fragen stellte. Ihre Augen brannten.
Was Nyala zugestoßen war, war ihre Schuld. Das Mädchen war nur eine Randfigur gewesen, und wegen Rashel war sie gefangen und von einem Vampir angegriffen worden. Und jetzt...
Jetzt machte Rashel sich Sorgen um Nyalas Verstand, selbst wenn es ihnen gelingen sollte, von der Insel zu fliehen.
In einem Punkt hat sie jedoch recht, dachte Rashel. Rache. Es ist die einzige Möglichkeit, das auszulöschen, was diesen Mädchen angetan wurde.
Das Feuer in ihrer Brust war wieder da - als wären Kohlen dort, wo ihre Kehle und ihr Herz sein sollten. Sie ließ sich von dem Feuer stählen, ließ es jegliche Gedanken an Barmherzigkeit für Quinn verbrennen. Schon seltsam, dass sie immer wieder an ihn dachte, noch lange nachdem sie den Entschluss gefasst hatte, ihn zu töten.
»Ist alles in Ordnung mit ihr?«, fragte Daphne besorgt. »Ich erinnere mich an sie; sie war auch in dem Lagerhaus.«
»Ich weiß.« Rashel nahm ihren Draht zur Hand und setzte sich auf Daphnes Bett. Sie begann, an Daphnes Fesseln zu arbeiten. »Ich weiß nicht, ob sie okay ist. Die Vampire haben nicht gerade in Harmonie mit ihr gelebt. « Sie sah voller Bitterkeit zu Fayth hinüber, die ihren Blick jedoch nur ernst und ruhig erwiderte.
»Niemand denkt, dass alle Geschöpfe der Nacht gut sind«, sagte Fayth. »Oder alle Menschen. Wir missbilligen jede Art von Gewalt. Wir wollen alldem ein Ende machen.«
»Nun, manchmal erfordert es Gewalt, um Gewalt zu stoppen«, antwortete Rashel knapp. Fayth erwiderte nichts.
»Aber warum hat sie dich eine Katze genannt?«, wollte Daphne wissen.
Rashel konnte Fayth' Blick auf sich spüren. »Die Katze. Das ist der Name einer Vampirjägerin, einer, die viele Vampire getötet hat.«
Daphnes dunkle Augen weiteten sich leicht. »Bist du das?«
Rashel hatte eines der Schlösser geöffnet. Jetzt, da diese beiden Mädchen sie anstarrten, fühlte sie sich nicht mehr ganz so verwegen wie noch einen Moment zuvor. Sie war nicht übermäßig stolz darauf, die Katze zu sein.
Ohne aufzuschauen, sagte sie. »Ja.«
Dann sah sie wieder zu Fayth hinüber.
Fayth sagte nichts.
»Es werden noch mehr getötet werden, bevor dies alles geschafft ist«, erklärte Rashel. »Und mir fällt niemand ein, der es mehr verdient hätte als die Vampire, die uns hierher gebracht haben. Also erlaubt mir, mich darum zu kümmern, und lasst uns nicht darüber streiten. In Ordnung?« Sie öffnete das andere Schloss an Daphnes Fesseln. Daphne streckte sofort genüsslich die Beine aus, dann schwang sie sie auf den Boden. Fayth nickte nur langsam.
»Also schön. Hört zu. Als erstes müssen wir die Mädchen organisieren.« Rashel stand auf, um Fayth' Ketten zu öffnen. »Ihr könnt beide gut mit Worten umgehen. Ich will, dass ihr von Bett zu Bett geht und einzeln mit den Mädchen sprecht. Ich will wissen, wer in der Lage sein wird, uns zu helfen, und wer noch immer unter Gedankenkontrolle steht. Ich will wissen,
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