Nightschool. Du darfst keinem trauen
Organisation?«
Er schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Ich weiß nicht mal, ob sie überhaupt einen Namen hat. Sie … existiert einfach.«
»Das heißt …« Allie hatte immer noch nicht ganz verstanden. »Du bist jetzt in der Night School, und wenn du Cimmeria hinter dir hast, gehst du, sagen wir, nach Oxford, wo du in demselben Verein auf Uniebene mitmachst, dann gehst du arbeiten und verdienst einen Haufen Geld … Irgendwie kapier ich das nicht … Das alles würde doch sowieso passieren, oder? Also wozu dann das Ganze?«
Carter senkte seine Stimme zu einem Flüstern.
»Ich kann dir nur sagen, was sie uns sagen, Allie: Und uns sagen sie, dass die Night School die Welt regiert.«
»Die Welt regiert …« Allie starrte ihn an. »Was meinst du damit?«
»Ich rede von Präsidenten, Premierministern, Parlamentsabgeordneten, Vorstandsvorsitzenden, Journalisten – den Leuten, die du im Fernsehen siehst, den Leuten, über die du in den Zeitungen liest, den Leuten, die die Welt regieren – die Night School ist überall.«
Bei Carters Aufzählung blickte Allie skeptisch drein. »Was, die alle?«
»Alle nicht. Aber viele. Und auf allen Ebenen. Night-School-Leute kontrollieren Zeitungsverlage, Fernsehsender, Ministerien, Armeen. Alles. Die Night School ist überall.«
»Und Cimmeria ist der Ort, von dem das alles ausgeht?«, fragte sie zweifelnd. »Das glaube ich nicht, Carter.«
»Ob nur von hier, weiß ich nicht. Es kommen ja ständig Austauschstudenten von fremden Schulen zu uns – Sylvain zum Beispiel.«
»Es handelt sich also um eine riesige … äh … Verschwörung?«
»Ja.«
Ungläubig suchte sie in seinem Gesicht nach einem Indiz, dass das alles nur ein gut ausgedachter Scherz sei. Aber da war nichts.
»Und wie funktioniert das Ganze?«
Er schüttelte den Kopf. »Das sagen sie uns Novis nicht.«
»Novis?«
»Novizen«, erklärte er. »So werden wir Neulinge im ersten Jahr genannt.«
»Wie peinlich«, sagte sie trocken. »Und was verraten sie euch?«
»Wir kriegen die große Verkaufsshow geboten, von wegen ›Gesellschaft der Macht‹ und so, und dazu ein schickes Abendessen mit ein paar reichen Typen in Smokings, die auch mal so angefangen haben wie wir«, sagte er.
»Okay, aber was treibt ihr so?«, fragte sie und legte die Stirn in Falten. »Hier in Cimmeria, meine ich. Was hat es mit dieser Ausbildung auf sich, die ihr da absolviert?«
Er holte tief Luft. »Ach, das ist schwer zu erklären. Die haben so eine Theorie, wonach Krieg und Strategie die Basis alles anderen ist. Ich weiß, es klingt verrückt, aber als Erstes bringen sie einem Schachspielen bei. Man tut tagelang nichts anderes als Schach spielen. Und dabei trichtern sie uns ein, dass Springer Krieger sind und Bauern Fußsoldaten …«
»He, das hab ich doch schon mal gehört.« Sie starrte ihn an. »Jo hat vor ein paar Wochen genau das Gleiche zu mir gesagt. Ist Jo …?«
»In der Night School?« Die Frage schien ihm unangenehm zu sein. »Eigentlich nicht. Ihr Vater ist drin, und er drängt sie, in seine Fußstapfen zu treten, doch Isabelle ist der Ansicht, dass sie noch nicht so weit ist. Sie hat ein paar … Probleme, weißt du. Deshalb macht sie so eine Art Einführung in die Grundausbildung, und Gabes Aufgabe ist es, sie zu überwachen.«
»Wie bitte? Ihr eigener Freund?« Allie war entsetzt. »Er … also … Er spioniert ihr im Auftrag dieser Typen nach?«
»Nein!«, rief Carter und hielt inne. »Das heißt, ein bisschen stimmt das schon. Aber es ist jetzt nicht so, dass er nur so tut, als würde er sie mögen.«
»Nein«, sagte Allie sarkastisch. »So was würde er nie tun.«
Er hob kapitulierend die Hände.
»Und was kommt nach dem Schach?«, fragte sie weiter. »Kriegsspiele? Ist es das, womit ihr euch beschäftigt, wenn ihr nachts durch den Wald streift?«
Er nickte. »Mehr oder weniger. Kampfausbildung, Kriegslisten. So Sachen.«
»Verrückt. Wieso bringen die euch das bei? Ihr seid doch fast noch Kinder.«
»Krieg ist eine Strategie fürs Leben und fürs Business. Außerdem werden einige von uns irgendwann auch mal Armeen führen. Und Regierungen.« Er zuckte so beiläufig die Achseln, als würden sie sich über eine Mathearbeit unterhalten. »Schau, darum geht’s hier in Cimmeria ein Stück weit eben auch. Und alle an dieser Schule sind irgendwie damit verbandelt.«
Er sah sie direkt an. »Alle außer dir, wie’s aussieht.«
»Alle außer mir«, wiederholte sie.
»Also, wieso bist du
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