Nightschool. Du darfst keinem trauen
noch nicht, worum’s geht.« Er wollte etwas sagen, doch sie hob die Hand. »Hier geht es um mein Leben, Carter. Und ich möchte herausfinden, wer da alles drin rumpfuscht.«
»Aber es könnte gefährlich werden.« Sie hörte die Missbilligung in seiner Stimme. »Und du könntest von der Schule fliegen. Ich halte das für keine gute Idee, Allie.«
»Es wird gefährlich«, sagte sie. »Aber ich mach’s trotzdem. Hör zu, eine Sache aus meiner Akte habe ich dir noch nicht erzählt. In ihrem Brief hat meine Mutter meinen Bruder Christopher erwähnt. Sie schrieb: ›Christopher könnte rekrutiert worden sein.‹« Angespannt beugte sie sich vor. »Verstehst du nicht, Carter? Vielleicht kann ich herausfinden, was mit Christopher passiert ist. Ich muss da hingehen.«
Carter blickte sie lange an. Sie erkannte den Moment, als er den Widerstand aufgab. »Okay«, gab er klein bei. »Ich find’s zwar nicht gut. Aber ich weiß, wenn ich dich nicht mitnehme, dann gehst du eben allein hin und kriegst noch viel mehr Ärger.«
»Danke!« Sie schlang die Arme um seinen Hals.
»Aber nur unter einer Bedingung«, sagte er und hielt sie fest. »Wir machen es auf meine Art. Einverstanden?«
»Einverstanden!«, rief Allie und umarmte ihn noch fester.
»Sag mal, wie viele Höllenpunkte gibt’s denn so für Kapellenentweihung?«, fragte er in den Duft ihres Haars hinein.
Vierundzwanzig
Allie klammerte sich an das Sims, das unter dem Fensterband des Mädchentrakts verlief, und tastete sich langsam zu der Stelle, wo das Dach flacher war und sie bequem hinüber zu Carters Zimmer gelangen konnte.
Es war kurz nach 23 Uhr, es herrschte bereits Nachtruhe. Draußen war es dunkel und klar – perfektes Rausschleichwetter.
Das erste Mädchenfenster hatte sie bereits hinter sich, jetzt musste sie nur noch an dem von Katie vorbei. Auf Zehenspitzen lehnte sie sich vorsichtig nach vorn und spähte um den Fensterrahmen herum nach drinnen.
Das Licht war eingeschaltet, doch das Zimmer schien leer.
Sie streckte den Arm aus, griff nach der Fenstereinfassung auf der anderen Seite und huschte weiter.
Geschafft , dachte sie, als sie das Fenster passiert hatte.
Doch plötzlich stieß sie mit dem Fuß gegen irgendeinen Ziegel oder einen Stein, der vom Dach gerollt war und nun vom Rand der Dachrinne klackernd nach unten fiel und dabei einen kleinen Trommelwirbel veranstaltete. Allie erstarrte und konnte sich nicht entschließen, ob sie lieber schnell weiter und übers Dach verschwinden sollte – mit dem Risiko, noch mehr Lärm zu machen – oder ob sie an Ort und Stelle bleiben und sich nicht rühren sollte.
»Wer ist da?«, fragte eine Stimme etwa einen Meter von ihrem rechten Ellbogen entfernt.
Allie hielt die Luft an. Sie trug ihre Joggingklamotten – dunkle Stretchhose, ein dunkelblaues T-Shirt sowie dunkle Schuhe mit Gummisohlen – und musste praktisch unsichtbar sein.
Stell dir vor, du wärst Catwoman , sagte sie sich.
»Bist du das, Jo?« Katies Stimme stach durch die Nacht. »Oder ist das die durchgeknallte Killer-Allie? Falls du das bist, Allie, nur damit du’s weißt, ich gehe jetzt zu Jules und verpfeif dich.«
Um ja kein Geräusch zu machen, versuchte Allie im Rhythmus des Windes zu atmen. Bald darauf war alles still. Allie zählte bis hundert, huschte dann zu der Dachschräge, kletterte hinauf und schwang sich auf die Jungs-Seite. Jetzt beherrschte sie diese Disziplin schon viel besser. Auf der anderen Seite rutschte sie die Schräge hinunter bis zu einem Regenfallrohr und ließ sich zu Carters Zimmer hinab.
Das Fenster stand offen, das Licht brannte, und Carter erwartete sie bereits. Es kam ihr vor, als ob sich bei ihrem Anblick seine dunklen Augen aufhellten.
Allie kletterte durchs Fenster, und Carter hob sie vom Schreibtisch herunter.
»Hey«, flüsterte er mit diesem sexy verhaltenen Lächeln, das ihr den Verstand raubte.
»Selber hey.«
Sie hatte bereits beschlossen, ihm nicht zu erzählen, dass Katie gedroht hatte, sie bei Jules zu verpetzen – sie wusste, dass Carter nur auf einen Vorwand lauerte, um wieder damit anzufangen, dass er besser allein losging und sie in der Schule zurückblieb.
Stattdessen zog sie ihn an sich.
Ein paar Minuten später hob er den Kopf, sah ihr in die Augen und streichelte ihr über die Wange.
»Wenn wir herausfinden wollen, wer der Mörder ist, dann müssen wir jetzt mal irgendwann los und Isabelle folgen.«
»Comme longweiliehsch«, sagte Allie, die noch einen Kuss
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