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Nightschool. Du darfst keinem trauen

Nightschool. Du darfst keinem trauen

Titel: Nightschool. Du darfst keinem trauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Daugherty
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aufzunehmen und ›zu beschützen‹.«
    Carter pfiff leise durch die Zähne. »Ich nehme an, du hast keine Großmutter, die Lucinda heißt, oder?«
    »Die eine Oma ist vor meiner Geburt gestorben, die andere vor zwei Jahren«, sagte Allie. »Und die hieß Jane.«
    »Die Frage lautet also …«, sagte Carter.
    »Wer ist Lucinda?«, fiel Allie ihm ins Wort. »Gute Frage. Es gab noch eine zweite Mitteilung in Lucindas Handschrift, und zwar für jemanden mit dem Anfangsbuchstaben ›G‹. In der ging es darum, dass ihre Tochter sich gut in der Night School macht. Diese Notiz war schon sehr alt.«
    Carter strich sich die Haare aus den Augen. »Allie«, fragte er, »haben deine Eltern dir eigentlich überhaupt irgendwann schon mal die Wahrheit gesagt?«
    Zu ihrer Überraschung spürte Allie, wie ihr die Tränen kamen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie, während sie versuchte, sie zurückzuhalten.
    Er drückte ihre Hand.
    »Okay, ich fass mal zusammen.« Für jeden Punkt in seiner Aufzählung gab er ihr einen leichten Klaps auf den Handrücken. »Du bist miserabel in Englisch. Deine Mutter ist vermutlich hier zur Schule gegangen. Lucinda ist entweder deine Großmutter oder glaubt es zu sein, und deine Eltern haben vergessen, sie dir gegenüber zu erwähnen – dein Leben lang. Und wer immer diese Lucinda sein mag, sie ist so wichtig, dass sie Isabelle Anweisungen geben kann.« Er schien mit seiner Aufzählung fertig zu sein, doch dann fiel ihm noch was ein. »Ach ja, und Isabelle hat einen albernen Spitznamen.«
    Allie schenkte ihm ein halbes Lächeln. »Das wär’s dann wohl.«
    »Hm … nicht besonders viel.«
    »Nein«, sagte sie kraftlos. »Nicht viel.«
    »Okay, lassen wir das mal fürs Erste so stehen. Ich habe den Eindruck, dass wir uns Zeit lassen und in aller Ruhe überlegen sollten, was wir damit anfangen.« Er schaute zu dem alten Wandgemälde mit der Eibe auf. »Lass uns jetzt über den Brief sprechen.«
    Der Brief, den er auf Isabelles Schreibtisch gefunden hatte, stammte von Nathaniel und war ein paar Tage zuvor an sie geschickt worden. Ein kurzer, wütender Brief. »Die Ereignisse am Abend des Sommerballs waren nur ein Vorgeschmack auf das, was ich zu bieten habe«, hieß es da. »Gib mir, was ich verlange, oder ich werde Cimmeria eigenhändig zerstören.«
    Daran schlossen sich Datum und Uhrzeit für »eine Unterredung am gewohnten Ort« an: morgen, um Mitternacht. Nur der Ort wurde nirgends erwähnt.
    »Denkst du, was ich denke?« Auf der Kirchenbank an Carter geschmiegt, stellte Allie nun die Frage, die schon den ganzen Tag an ihr genagt hatte. »Dass Nathaniel Ruth getötet hat?«
    Er sah sie ernst an. »Ich weiß nicht. Der Brief gibt das nicht her. Aber vor allem frage ich mich, warum? Warum sollte er das tun? Was will er unbedingt von Isabelle haben? Und wieso will er es so unbedingt, dass er so was tun würde, um es zu kriegen?«
    Sie wickelte eine Locke um ihren Finger und betrachtete die Eibe an der Wand. »Irgendwo hab ich gelesen, dass die meisten Mordopfer den Täter kennen – also von einem Familienangehörigen oder dem Freund ermordet werden.« Sie ließ die Locke fallen. »Mann, ich hätte zu gern Ruths Akte gefunden. Vielleicht ist Nathaniel ja der böse Stiefvater oder so.«
    Carter schüttelte den Kopf. »Wenn es so was wäre, wieso sollte er dann Forderungen an Isabelle stellen und sich benehmen, als hätten sie eine lange Geschichte und sie hätte ihm irgendwann einmal etwas Böses angetan? Das leuchtet mir nicht ein.«
    »Mir leuchtet überhaupt nichts von all dem ein«, sagte Allie. »Es ist doch so: Hier läuft so viel, von dem wir keine Ahnung haben – dass wir einfach nicht drauf kommen können, solange es uns keiner erzählt.«
    Carter sah sie an. »Das ist es, Allie! Wir werden sie dazu bringen, es uns zu erzählen!«
    »Äh … Und wie, wenn ich fragen darf?«, fragte sie irritiert.
    Triumphierend beugte er sich vor, die Wangen gerötet. »Ganz einfach. Isabelles Treffen mit Nathaniel ist morgen Nacht. Ich werde sie belauschen, und danach überlegen wir uns, was wir als Nächstes machen.«
    »Großartige Idee«, sagte Allie. »Ich komme mit.«
    Er blitzte sie an. »Ganz bestimmt nicht.«
    »Oh, doch! Ganz bestimmt.«
    »Allie …« Er versuchte, sie mit einem warnenden Blick zum Einlenken zu bringen, doch sie ignorierte ihn.
    »Wieso solltest du da hingehen und ich nicht? Meine Familie steckt ganz tief drin, und obwohl ich jetzt etwas mehr weiß, verstehe ich immer

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