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Nightschool. Du darfst keinem trauen

Nightschool. Du darfst keinem trauen

Titel: Nightschool. Du darfst keinem trauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Daugherty
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Bücherregal vorbeigekommen? Das mit den kyrillischen Buchtiteln? Hatte sie das überhaupt schon mal gesehen?
    Sie bekam einen bösen Hustenanfall. Als sie versuchte, Atem zu holen, bekam sie keine Luft. Auch das Schlafanzugoberteil nutzte nichts mehr. Sauerstoffzufuhr gleich null. Ihr Atmen war nur ein hektisches, vergebliches Japsen.
    In Panik kroch sie über den Boden, doch mit einem Mal wurde ihr schwarz vor Augen.
    Sie würde es nicht schaffen.
    Aus der Ferne hörte sie eine Stimme schreien. »Ich hab sie! Sie ist hier!«
    Eine andere Stimme rief ihren Namen. Allie versuchte, darauf zuzukriechen, doch sie konnte sich nicht mehr bewegen.
    »Hier«, krächzte sie, aber sie wusste, dass ihr Ruf zu schwach war, um gehört zu werden.
    Eine unsägliche Müdigkeit befiel sie. Wenn ich mich bloß eine Sekunde ausruhen könnte, dann käme ich wieder zu Kräften. Nur ein kurzes Nickerchen, dann bin ich wieder einsatzbereit. Ich bin so müde.
    Ihr Kopf fühlte sich unendlich schwer an, sie ließ ihn auf den Boden sinken.
    Die Bewusstlosigkeit breitete sich über sie wie eine warme Decke, und Allie seufzte vor Erleichterung.
    Plötzlich flog sie. Gehalten von etwas Starkem und Liebevollem, ließ sie sich fallen. In Sicherheit. Geschützt. Schwebend.
    Warme Luft füllte ihre Lungen und verließ sie wieder. Füllte ihre Lungen und verließ sie wieder. Immer wieder.
    Und dann eine wunderschöne Stimme. »Bitte bleib bei uns. Geh nicht!«
    Warme Lippen auf ihren Lippen. Warme Luft in ihrem Körper.
    Ein rasender Schmerz durchfuhr sie, und sie hustete so heftig, dass ihr Körper krampfartig zuckte. Als das Zucken aufhörte, wurde sie von frischer Luft gestreichelt, und sie atmete dankbar ein.
    Ihre Lider flatterten, sie öffnete die Augen. Sie lag in Sylvains Schoß. Er hatte seine Arme fest um sie geschlungen. Sie streckte die Hand aus und berührte erstaunt sein Gesicht.
    »Warum weinst du?«, flüsterte sie.
    Er gab keine Antwort. Stattdessen wiegte er sie wie ein Baby, das Gesicht in ihren Haaren vergraben, und hörte ihr beim Atmen zu.

Dreißig
    »Hat Isabelle diesmal tatsächlich die Feuerwehr gerufen?«, fragte Allie heiser.
    »Wie’s aussieht zum ersten Mal überhaupt«, antwortete Rachel und lächelte sie an. »Wir waren alle zu Tode erschrocken wegen dir und Jules.«
    Es war Vormittag, und sie hockten in einem Schlafzimmer im Lehrertrakt. Allie hatte sich Kissen in den Rücken gestopft und hielt eine Tasse Tee mit Zitrone und Honig in der Hand, die Rachel ihr gebracht hatte, um das Halsweh zu lindern. Rachel hatte sich am Fußende des Bettes niedergelassen und klärte sie darüber auf, was alles passiert war, während sie »kurz weg« gewesen war. »Bevor sie dir die Sauerstoffmaske aufsetzen konnten, mussten sie erst mal Sylvain von dir wegzerren.« Rachel schaute spöttisch drein. »Freiwillig hätte er dich nicht losgelassen.«
    »Also hat Sylvain mich gefunden?«
    »Ja.«
    »Aber wie?«
    »Er und Carter haben die Evakuierung des Jungstrakts veranlasst und irgendwann das andere Feuer entdeckt«, erläuterte Rachel. »Carter hat die Lehrer alarmiert, Sylvain wollte den Mädchentrakt absuchen. Als er gemerkt hat, dass wir den Trakt bereits geräumt hatten, ist er gleich raus zu uns. Katie und ich haben gerade Jules rausgetragen und plötzlich festgestellt, dass du nicht da warst …«
    Sie verstummte mitten im Satz, und da erst merkte Allie, dass Rachel weinte. Sie griff nach ihrer Hand und drückte sie.
    »Mir geht’s gut, Rachel«, flüsterte sie. Rachel nickte und wischte sich die Tränen aus den Augen.
    Als sie nach einer kurzen Pause fortfuhr, zitterte ihre Stimme noch. »Als Sylvain mitbekommen hat, dass du noch fehlst, war er nicht mehr zu halten. Er ist in die Bibliothek gerannt, als könnten ihm die Flammen nichts anhaben.«
    Sie holte tief Luft.
    »Ich hab nicht mitgekriegt, wie er dich rausgebracht hat, ich musste doch bei Jules Erste Hilfe leisten. Von Jo weiß ich aber, dass er ganz schön lange Mund-zu-Mund-Beatmung bei dir machen musste, bis du wieder bei Bewusstsein warst. Danach ist er dir nicht mehr von der Seite gewichen. Vermutlich hatte er Angst, du könntest aufhören zu atmen.«
    »Vermutlich«, echote Allie.
    »Wie dem auch sei, als die Feuerwehr eintraf, haben sich Nathaniel und seine Kumpane plötzlich in Luft aufgelöst – von mir aus könnte es ruhig für immer sein.« Rachel lehnte sich gegen die Wand. »Du, Jules und drei von den Angestellten mussten mit Sauerstoff versorgt werden.

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