Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nightschool. Du darfst keinem trauen

Nightschool. Du darfst keinem trauen

Titel: Nightschool. Du darfst keinem trauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Daugherty
Vom Netzwerk:
Leiche ja hinter dem Gebäude gefunden hatte. Um zur Wald-Kapelle zu gelangen, musste man aber nur den Rasen vor der Schule überqueren. Sie hatte zwar nicht alles gehört, was Zelazny gesagt hatte, doch wenn die beiden hinter dem Haus anfingen, würde ihr genug Zeit bleiben, um den Schutz der Bäume zu erreichen, bevor man sie sah.
    Um ihnen Zeit zu geben, die Vorderseite des Gebäudes zu verlassen, zählte Allie bis hundert. Dann öffnete sie die Tür, die geräuschlos aufschwang, und spähte nach draußen.
    Keine Menschenseele in Sicht.
    Sie trat in die Abenddämmerung hinaus und machte vorsichtig die Tür hinter sich zu.
    Es war kurz nach neun, Isabelles Nachtruhe, und die Sonne schickte sich an, nach einem langen Sommertag hinterm Horizont zu versinken. Allie stand auf der obersten Stufe, beschienen von den goldenen Strahlen, und sah einen Augenblick zur Sonne, so als wollte sie das Licht in ihr Innerstes aufnehmen. Dann rannte sie über den Rasen auf den Wald zu.
    Sobald sie den Waldrand erreicht hatte ( siebenundneunzig Schritte ), verlangsamte sie das Tempo etwas, um zu Atem zu kommen, und trabte durch die aufziehende Dunkelheit den Pfad zur Kapelle entlang. Düster und still war es. Als sie fünf Minuten später das Tor zum Friedhof erreicht hatte, war die Stille erdrückend.
    Falls Carter da drin ist, dann ist er jedenfalls nicht zu hören. Das metallene Quietschen beim Öffnen des Tors schien laut auf der Lichtung widerzuhallen.
    Instinktiv begab sie sich zu der Eibe, wo sie am Tag ihres Arrests gesessen hatten. Im Näherkommen sah sie einen schwarz beschuhten Fuß von einem Ast herabbaumeln. Sie zerrte daran, worauf sich der Fuß sofort zurückzog.
    »Hey – du hast es geschafft.« Carter saß auf demselben breiten Ast wie beim letzten Mal und lehnte mit dem Rücken am Stamm. Als er sich herunterbeugte, um ihr hinaufzuhelfen, bewunderte sie wieder einmal seine Kraft – mühelos hob er sie hoch und setzte sie neben sich auf den Ast. Sie suchte sich eine bequeme Position und saß ihm nun gegenüber, die Knie gebeugt und die Füße flach auf dem Ast zwischen ihnen.
    »Also … um was handelt es sich, Carter?«, fragte sie und legte den Kopf schief. »Wieso wolltest du mich unbedingt hier draußen im Arrestgelände treffen?«
    »Weil ich nicht belauscht werden wollte und das hier so ziemlich der einzige Ort ist, wo ich mir zu hundert Prozent sicher bin, dass wir uns ungestört unterhalten können.«
    Seine Körperhaltung zeigte an, dass Carter sich irgendwie nicht ganz wohl in seiner Haut zu fühlen schien. Als könnte er sich nicht entscheiden, was er ihr sagen sollte. Sie hatte Mühe, Blickkontakt mit ihm zu halten.
    »Es ist nur …«, setzte er an und unterbrach sich. Nach kurzer Pause versuchte er es noch einmal. »Es gibt da ein paar Dinge, die du wissen solltest.«
    Na, Gott sei Dank , dachte Allie. Endlich ein paar Antworten.
    Sie wartete nicht, bis er anfing zu sprechen. »Carter, was weißt du von der ganzen Sache? Wieso tun die so, als hätte Ruth sich das Leben genommen? Ihre Kehle war … Das hat die nie und nimmer selbst gemacht. Und es waren noch andere Leute da. Ich hab sie gehört. Und Isabelle weiß das.«
    Carter hatte die ganze Zeit versucht, ihren Redeschwall zu unterbrechen. Als sie Isabelle erwähnte, erstarrte er und schaute sie mit weit aufgerissenen Augen an. »Wie kommst du darauf, dass Isabelle das weiß?«
    Rasch erzählte sie ihm, wie sie die Lehrer belauscht hatte und wie Isabelle von einem gewissen Nathaniel geredet und dabei angedeutet hatte, dass er in die Sache verwickelt sei.
    Carter fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Sie glauben also nicht, dass wer von der Schule Ruth auf dem Gewissen hat, wollen aber gleichzeitig allen erzählen, dass sie sich umgebracht hat?«
    Allie beugte sich vor. »Aber warum? Die Polizei braucht doch nur einen Blick auf sie zu werfen, um zu wissen, dass das kein Selbstmord war.«
    Carter erwiderte ihren Blick. »Welche Polizei?«
    Sie glotzte ihn an. »Was? Du glaubst, sie haben die Polizei nicht informiert?«
    »Haben sie nicht. Und werden sie auch nicht.«
    »Aber … wie …?«
    Seine Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. »Die Polizei war nicht hier, weil sie nicht die leiseste Ahnung hat, was vor sich geht, und es ihr auch niemand sagen wird. Sie wird nie erfahren, dass Ruth hier gestorben ist. Ihr Körper wird irgendwo in einer dunklen Gasse auftauchen, und ihre Eltern, die die meiste Zeit in Frankreich verbringen, werden

Weitere Kostenlose Bücher